Die SVP lancierte zum Nationalfeiertag einen Frontalangriff auf die «linken Städte». Nun wehren sich die Zentren – und kontern die Sünneli-Partei mit Fakten.
Marco Chiesa SVP Städte
Renate Amstutz, Direktorin des Städteverbands, bedauert die SVP-Attacke auf die Städte ausserordentlich – und kontert. - zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • SVP-Chef Marco Chiesa geht am Nationalfeiertag auf die «Luxus-Linken» in den Städten los.
  • Der Städteverband «bedauert» dies – verweist auf die Wirtschaftsleistung der Zentren.
  • Selbst innerhalb der SVP kommt die Kritik nicht überall gut an.
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Am 1. August halten Politiker dutzendfach Reden, die kaum überraschen. Optimismus, Zusammenhalt und Föderalismus prägen die Ansprachen. SVP-Präsident Marco Chiesa machte hier eine Ausnahme.

Pünktlich zum Nationalfeiertag postete die Rechtspartei eine regelrechte Brandrede des Tessiner Ständerats. Chiesa attackiert die «Luxus-Linken» und die «grünen Bevormunder» in den Schweizer Städten. Wahre Freiheit existiere nur noch auf dem Land.

SVP-Präsident Marco Chiesa attackierte die Schweizer Städte am 1. August heftig.

Die Städter wollten «Kriminelle verwöhnen», fremdes Geld verteilen und dem Rest des Landes vorschreiben, was sie zu denken habe. Deshalb sage man nun «den links-grünen Städtern» und derer «Schmarotzer-Politik» den Kampf an.

Städteverband: «Das schwächt die ganze Schweiz»

Bei der urbanen Schweiz kommt der Angriff überhaupt nicht gut an. Renate Amstutz, Direktorin des Städteverbands, sagt zu Nau.ch: «Ich bedaure es ausserordentlich, wenn mit solchen Aussagen versucht wird, unser Land auseinanderzudividieren.»

Renate Amstutz Städteverband SVP
Renate Amstutz, Direktorin des Städteverbands, wehrt sich gegen den Angriff von rechts. - zvg/staedteverband.ch

Die anstehenden Herausforderungen liessen sich nur gemeinsam meistern. Für Amstutz, die 130 Schweizer Städte vertritt, ist klar: «Wer die Städte zu schwächen versucht, schwächt die ganze Schweiz.»

Verstehen Sie die Kritik der SVP an den Schweizer Städten?

Schliesslich würden drei Viertel der Bevölkerung in Städten und Agglomerationen leben. Dieser Teil sei für 84 Prozent der gesamtschweizerischen Wirtschaftsleistung verantwortlich, was der gesamten Schweiz zugutekommen, so Amstutz.

Sogar SVPler wehren sich gegen Chiesa-Angriff

Mit Corine Mauch äussert sich auch die Zürcher Stadtpräsidentin zur emotionalen Debatte – wenn auch eher schwammig. Gerade nach der Ablehnung des CO2-Gesetzes würden der Schweiz grosse Herausforderungen blühen. Diese würde sich lösen lassen, erklärt sie auf ihrem Facebook-Account.

Corine Mauch
Die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) appelliert an die Bevölkerung, Gräben zuzuschütten. - Keystone

Jede und jeder könne einen Beitrag leisten zu einer vorbildlichen, zukunftsgerichteten, partnerschaftlichen und selbstbewussten Schweiz. «Dazu müssen wir miteinander im Gespräch sein und bleiben.»

Deutlicher fällt die Kritik am SVP-Feldzug in den eigenen urbanen Reihen aus. Raphael Lanz, Thuinter Stadtpräsident, sagt im «Blick»: «Je stärker man den Stadt-Land-Graben öffnet, desto schwieriger wird es, ihn später wieder zuzuschütten.»

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