Reto Knutti setzte im SRF-«Club» seine Kritik gegen die Erdöllobby fort. «Das Zeitalter von Gas, Kohle und Öl ist vorbei», so der ETH-Klimaforscher.
Diskussion zum CO2-Gesetz zwischen SVP-Nationalrat Albert Rösti und ETH-Professor Reto Knutti. - SRF
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am Dienstagabend wurde im SRF-«Club» heftig über das CO2-Gesetz gestritten.
  • ETH-Forscher Reto Knutti lancierte dabei erneut einen Frontalangriff auf die Erdöllobby.
  • Dafür musste er sich der ETH-Forscher einiges an Kritik von SVP-Nationalrat Rösti anhören.

Anfang Mai schoss Reto Knutti auf Twitter scharf gegen die Erdöllobby. Der bekannte ETH-Klimaforscher unterzog deren Magazin «Avenue» einem Faktencheck. Er fand damals klare Worte zur Ausgabe «Kohlendioxid – Fakten zum Klimagas»: «Auf den ersten Blick sachlich. In Wahrheit Fehler, falsche Zitate, selektive Datenwahl, irreführende Darstellungen.»

Am gestrigen Dienstagabend traf Knutti im «SRF»-Club auf Roland Bilang, einen Mitautoren des Magazins. Thema war das CO2-Gesetz, über welches die Schweiz am 13. Juni abstimmt. Bilang ist Geschäftsführer von Avenergy Suisse, also dem Verband, der die Interessen der Importeure von Erdöl vertritt und das Magazin herausgegeben hat.

CO2-Gesetz
Roland Bilang, Geschäftsführer von Avenergy Suisse ist der Meinung, dass die Erdölbranche ihre Verantwortung wahrnehme. - SRF/Screenshot

Bilang sagte in der Show, dass die Erdölbranche ihre Verantwortung wahrnehme, in den Klimaschutz investiere und unter anderem einen Biotreibstoffmarkt aufgebaut habe. Knutti setzte in der Runde dort an, wo er im Tweet aufgehört hatte, und schoss erneut scharf gegen die Erdöllobby.

Dieser gehe es darum, «einen Wirtschaftszweig weiter zu unterhalten, der effektiv keine Zukunft mehr habe», so der Klimaforscher und fügte an: «Das Zeitalter von Gas, Kohle und Öl ist vorbei.»

Albert Rösti geht auf ETH-Forscher Knutti los

Knutti wiederholte auch die Vorwürfe gegen das Magazin, worauf Bilang erwiderte, der ganze Inhalt des Heftes sei referenziert. Knutti liess aber nicht locker und sprach über Irreführung.

«Es ist irreführend, wenn sie die Sektor-Emissionen der Schweiz zeigen und mehr als die Hälfte fehlt – nämlich alles was mit Benzin, Kerosin, Diesel und Heizöl zu tun hat.»

CO2-Gesetz
SVP-Nationalrat Albert Rösti findet es «irreführend, wenn sich die Wissenschaft in die Politik einmischt». - SRF/Screenshot

Das Wort «irreführend» im Zusammenhang mit der Erdöllobby passte Albert Rösti, der gegen das CO2-Gesetz ankämpft, so gar nicht. Irreführend sei vielmehr, dass sich die Wissenschaft in die Politik einmische, meinte der SVP-Nationalrat.

Knutti entgegnete, dass die Wissenschaft keine Politik machen darf, aber Fakten «auf den Tisch» bringen müsse. «Die Ausgestaltung ist Sache der Politik.»

Das CO2-Gesetz kurz erklärt

Das CO2-Gesetz ist eine der fünf Vorlagen, über welche die Schweiz am 13. Juni abstimmt. Mit dem Gesetz soll die Schweiz bis 2050 klimaneutral werden und bis in neun Jahren nur halb so viel CO2 ausstossen wie heute.

Um diese Ziele des Pariser Klima-Abkommens zu erreichen, wollen Bundesrat und Parlament die entsprechende Abgabe auf fossile Brennstoffe erhöhen und eine Flugticket-Abgabe einführen.

CO2-Gesetz
Im SRF-«Club» diskutierte die Gäste und Moderatorin Barbara Lüthi am Dienstagabend über das CO2-Gesetz. - SRF/Screenshot

Das eingenommene Geld soll teils wieder an die Bevölkerung und teils in einen Klimafonds fliessen, über den klimafreundliche Investitionen und Innovationen gefördert werden sollen.

Die Diskussionsrunde im SRF-«Club» war sich zwar einig, dass der Klimawandel gebremst werden muss. Ob das revidierte CO2-Gesetz das richtige Instrument dazu ist, darüber waren sich die Gäste aber uneinig. Die eine Seite bezeichnete es «als grosse Chance», die andere als «unnötig und unfair».

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