SP-Nationalrätin Barbara Gysi kritisiert die finanzielle Diskriminierung von Firmen mit vielen weiblichen Angestellten und fordert eine gesetzliche Anpassung.
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Barbara Gysi, Nationalrätin SG und Vizepräsidentin der SP-Schweiz (r.), spricht am 21.05.19 an der Seite von Min Li Marti, Nationalrätin ZH und Mitglied der GL der SP Frauen Schweiz, während einer SP-Medienkonferenz über den 6-Punkte-Plan zur Gleichstellungspolitik im PROGR in Bern. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Unternehmen mit vielen Frauen zahlen höhere Prämien der Krankentaggeldversicherung.
  • SP-Nationalrätin Barbara Gysi will das ändern.

Am Freitag war Frauenstreik. Es ging, unter anderem, um faire Löhne und bessere Chancen. Frauen sollen die genau gleichen Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten haben, von einem Unternehmen angestellt und befördert zu werden, wie Männer. Hunderttausende gingen dafür auf die Strasse.

Doch nun stellt SP-Nationalrätin Barbara Gysi fest: Je mehr Frauen ein Unternehmen anstellt, umso stärker belastet das dessen Finanzen und die der Frauen ebenfalls.

«Frauendiskriminierende Prämien»

Schuld an der «Frauen-Strafe» ist die Krankentaggeldversicherung. Diese sichert die fortlaufende Bezahlung des Gehalts, wenn jemand krankheitsbedingt ausfällt.

Sie ist, im Gegensatz zur persönlichen Krankenversicherung, nicht obligatorisch. Sie sei dafür, laut Gysi, «frauendiskriminierend». Warum?

«Im Krankenversicherungsgesetz (KVG) ist geregelt, dass Männer und Frauen die gleichen Prämien haben. Im Risikoausgleich werden die unterschiedlichen Kosten, die primär wegen Geburt und Mutterschaft anfallen, ausgeglichen», erklärt Gysi.

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Eine schwangere Frau arbeitet am 27.10.17 an ihrem Arbeitsplatz in einem Büro in Zürich. - Keystone

Bei der Grundversicherung hat das Geschlecht der Versicherten also keinen Einfluss auf die Prämie. Bei den Zusatzversicherungen (nach VVG) dürfen die Kassen allerdings je nach Geschlecht höhere Prämien verlangen.

Bei der Krankentaggeldversicherung nun, welche meist Arbeitgebende für ihre Arbeitnehmenden abschliessen, verhält es sich anders.

«Alle grossen Versicherer, die Krankentaggeldversicherungen anbieten, kennen im Grundsatz unterschiedlich hohe Prämien für Frauen und Männer», erklärt Gysi. Dies, so die Nationalrätin, «für Grund- und Zusatzversicherung».

Mit anderen Worten: Wer mehr Frauen anstellt, zahlt höhere Taggeld-Prämien.

«Arbeitgeber, die also ihr Personal für Krankentaggeld versichern, können zwar intern einen Ausgleich machen. Ihren Mitarbeitenden also gleich hohe Prämien verrechnen. Dies geschieht aber selten», so Gysi.

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Barbara Gysi, Nationalrätin SP-SG und Vizepräsidentin der SP Schweiz, spricht am 28.01.19 während einer Medienkonferenz über die Verbilligung der Krankenkassenprämien in Bern. - Keystone

Damit werden einerseits die Firmen diskriminiert, welche viele Frauen anstellen. Andererseits aber auch direkt die Frauen, auf welche die Kosten abgewälzt werden. Denn in den meisten Firmen tragen die Angestellten die Hälfte der Krankentaggeldprämien.

Bundesrat muss handeln

In einem eben eingereichten Vorstoss fordert Gysi darum den Bundesrat auf, «eine Gesetzesänderung vorzulegen, mit der die Krankentaggeldprämien für Frauen und Männer gleich hoch sind.»

Die unterschiedlichen Kosten zwischen den Geschlechtern seien «gegebenenfalls mit einem Risikoausgleich abzugelten». Bei der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) sei genau das bereits möglich. «Schwangerschaft oder Alter werden so ausgeglichen», so Gysi.

Schwangerschaft als Kostenfalle

Viele Firmen versichern ihre Arbeitnehmenden nun allerdings nicht einzeln. Sie verhandeln mit den Kassen und schliessen ein Gesamtpaket ab. Dabei gilt meist: Je mehr Kosten das gemeinsam versicherte Kollektiv verursacht, umso höher werden die Prämien.

Eine Schwangerschaft, an sich keine Krankheit, «wird aber kostenmässig bis zum Mutterschaftsurlaub so behandelt», sagt Gysi. Je nach dem, wie das Unternemen verhandelt hat, gilt: Eine schwangere Frau jagt die Prämie für alle ihre Mit-Versicherten in die Höhe.

Werden die Prämien so nach Schadenfällen berechnet, sei es politisch schwieriger zu intervenieren, gibt Gysi zu. Aber, sagt sie dann: «Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.»

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