Am 14. Juni ist Frauenstreik. SP-Nationalrätin Barbara Gysi erklärt, warum es in Ordnung ist, dass die Männer für einmal einfach mitgemeint sind.
Frauenstreik Barbara Gysi
Die SP-Nationalrätin Barbara Gysi hatte für das Präsidialamt des SGB kandidiert. Gewählt wurde ein Mann. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 14. Juni findet in der Schweiz der zweite nationale Frauenstreik statt.
  • Dann will SP-Nationalrätin und PVB-Präsidentin Barbara Gysi «den Spiess umdrehen».
  • Gysi selber sagt, der erste Frauenstreik 1991 habe sie politisiert.
  • Männer sollen sich bewusst werden, dass Frauen härter für gleiche Chancen kämpfen müssen.

Am 14. Juni 1991 rollte der erste nationale Frauenstreik über die Schweiz. Die Frauen waren sauer.

Exakt zehn Jahre zuvor hatte die Gleichstellung der Frau Eingang in die Bundesverfassung gefunden. Im Alltag jedoch war davon noch immer nichts zu spüren.

Auf die Strasse ging damals auch die heutige SP-Nationalrätin Barbara Gysi. «Mich hat der Frauenstreik als junge Frau politisiert», sagt sie zu Nau.

Frauenstreik demonstriert Frauenstärke

Zu erleben, wie junge und alte Frauen aus den verschiedensten Bereichen sich zusammentaten, habe sie beeindruckt.

Frauenstreik Schweiz 1991
Frauen demonstrieren 1991 während dem ersten Schweizer Frauenstreik für Gleichberechtigung. - Keystone

«Der Frauenstreik 1991 war bei uns in der Ostschweiz sehr breit getragen. Zu sehen, wie wie viele Frauen sich engagierten und zusammenschlossen, war besonders.»

Die Jahrzehnte sind vergangen. Aus der begeisterten Jungpolitikerin wurde eine Nationalrätin und Gewerkschafterin. Doch eines hat sich nicht verändert: «Klar werde ich am 14. Juni auf der Strasse sein», sagt Gysi mit Nachdruck.

Frauen brauchen Netzwerke

«Wir Frauen müssen weiterhin zusammenstehen und Netzwerke knüpfen.» Zu tun gebe es vieles. «Frauenlöhne müssen angehoben werden. Wir brauchen Elternzeit und die Anerkennung der Angehörigen-Pflege mit einem bezahlten Pflegeurlaub», sagt Gysi.

SP Schweiz
Barbara Gysi, Vizepräsidentin der SP Schweiz (Mitte) bei der Lancierung der Prämien-Entlastungs-Initiative Ende Februar 2019. - Keystone

Auch die Rentennachteile für Frauen will sie ausgemerzt wissen. «Wir brauchen mehr Frauenförderung und mehr Weiterbildung. Denn auch in diesen Bereichen werden Frauen noch immer diskriminiert. Das muss 2019 endlich ein Ende finden.»

Männer sind am Frauenstreik mitgemeint

Obwohl es gerade auch die Männer brauche, damit echte Gleichstellung möglich werde, sei der Name schon richtig gewählt. «Würden wir vom Gleichstellungs-, statt vom Frauenstreik sprechen, würde das den Fokus verwischen. Die Diskriminierung der Frauen ist Tatsache. Wir stellen diese Forderungen am Frauenstreik in den Vordergrund.»

Dass sich der eine oder andere Mann dabei ausgeschlossen fühle, «ist okay. Männer dürfen auch ausnahmsweise mal in den Hintergrund rücken. Die Frauen erleben das oft genug.»

Pierre-Yves Maillard, Regierungsrat Waadt
Barbara Gysi trat gegen Pierre-Yves Maillard in das Rennen um die Präsidentschaft des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes. Gewonnen hat der Mann. - Keystone

Es sei auch in Ordnung, wenn die Männer an diesem einen Tag nur mitgemeint seien, statt direkt angesprochen zu werden. «Denn Frauen geht es an allen übrigen Tagen so», sagt Gysi.

Mit ihrer Kritik macht die PVB-Präsidentin auch vor den eigenen Reihen nicht Halt. «Auch die Gewerkschaften haben Nachholbedarf in Sachen Gleichberechtigung.»

Man haben noch immer zu wenig weibliche Mitglieder. Auch in den Gremien seien die Frauen noch untervertreten, so Gysi.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

FrauenförderungGleichstellungFrauenstreik