Der Bund hat ausrechnen lassen, wie teuer das Strom-Netzwerk wird, wenn wie geplant mehr E-Autos fahren und Solardächer gebaut werden.
wort des jahres
Strommasten mit dem Blick von unten nach oben. (Symbolbild) - Nau.ch / Ueli Hiltpold
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Stromnetz muss aus- und umgebaut werden.
  • Eine Studie zeigt, was das heisst, wenn die Klima-Ziele erreicht werden sollen.
  • Die Kosten gehen in die Milliarden und werden auf den Strompreis überwälzt.

Die Schweiz hat sich ehrgeizige Klima-Ziele gesetzt: Netto Null bis 2050 und in den nächsten neun Jahren bereits eine Reduktion auf 50 Prozent des CO2-Ausstosses. Gratis gibt es die Umstellung auf erneuerbare Energien natürlich nicht. Das Bundesamt für Energie hat nun in einer Studie ausrechnen lassen, was dies für das Stromnetz bedeutet.

Solarpanels auf dem Dach eines Gebäudes in Wallisellen ZH. Der Zubau solcher Anlagen in der Schweiz wird auch 2022 rekordverdächtig hoch. (Archivbild)
Solarpanels auf dem Dach eines Gebäudes in Wallisellen ZH. Der Zubau solcher Anlagen in der Schweiz wird auch 2022 rekordverdächtig hoch. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/GAETAN BALLY

Drei Beratungsunternehmen haben Szenarien durchgespielt und verglichen. Resultat: Es geht in die Milliarden. Milliarden, die an die Stromkonsumenten weiterverrechnet werden.

E-Autos und Solardächer strapazieren Verteilnetze

Wie man auch ohne Benzin, Kohle oder Gas vorwärtskommt und eine warme Stube hat, wäre an sich klar. Elektromobilität, Wärmepumpen und Solaranlagen auf so viele Dächer wie möglich lautet die Devise. Nur braucht es dazu auch ein Stromnetz, welches auf neue und gesteigerte Anforderungen ausgerichtet ist. Die Studie rechnete mit Simulationen, die bis hin zu einzelnen Solardächern und E-Auto-Ladevorgängen alles berücksichtigten.

Sommaruga erklärt Klima-Paket - Nau

Private und öffentliche Ladestationen müssen angeschlossen und mit genügend Strom versorgt sein. Solarstrom muss in die Netze eingespeist werden und das Stromnetz muss intelligent werden. Vier Szenarien wurden mit dem Szenario «Weiter wie bisher» (WWB) verglichen. Hinzu nahm man auch noch die ambitionierten Solarpläne, die der Ständerat bereits entworfen hat.

Strom wird teurer – so oder so

Das Stromnetz ist teuer und Betrieb, Unterhalt und Ausbau werden bereits heute mit dem Netznutzungstarif an die Stromkunden weiterverrechnet. Dieser macht rund 45 Prozent des Strompreises für Haushalte aus. Bis 2050, das zeigt die Studie ebenfalls, wird auch mit «WWB» der Netznutzungstarif rund ein Viertel teurer. 2,7 Rappen pro Kilowattstunde mehr, verglichen mit aktuell 9,7 Rappen.

Stromtarif Stromnetz Netto Null
So steigt der Netznutzungstarif gemäss Szenario «ZERO Basis» im Vergleich zu «Weiter wie bisher» (WWB, gestrichelt) in den Netzebenen 7 (Niederspannung), 5 (Mittelspannung) und 3 (Hochspannung). - BFE

Die Rappenbeträge summieren sich bis 2050 auf die stolze Summe von rund 45 Milliarden Franken. So viel kosten Erhalt und Ausbau der Stromnetzinfrastruktur ganz ohne weitergehende energiepolitische Ziele. Noch mehr Milliarden und entsprechend mehr Stromrappen kostet es, wenn die Stromnetze auch einen massiven Ausbau der Sonnenenergie bewältigen sollen.

75 Milliarden für das Stromnetz bis 2050

Im Szenario «ZERO Basis» schlagen gemäss Studie die Investitionen in Ausbau und Erhalt des Stromnetzes mit 75 Milliarden zu buche. Der Netznutzungstarif würde dann rund 6 Rappen steigen, der Stromtarif entsprechend ebenfalls. Dieser liegt aktuell bei 21,6 Rappen pro Kilowattstunde – bleiben die anderen Faktoren gleich, wären die 6 Rappen ein Anstieg von über einem Viertel.

Szenario «ZERO Basis» geht von einer starken Elektrifizierung des Energiesystems aus, mit der Netto-Null bis 2050 erreicht würde. Mit einer noch stärkeren Elektrifizierung (Szenario «ZERO A») oder mit der Solaroffensive gemäss Ständerat wären es leicht höhere Kosten. Setzt die Schweiz auf mehr Biogas (Szenario «ZERO B») wird der Netzausbau dafür nicht ganz so teuer. Dazwischen liegt die Variante «ZERO C» mit Biogas und Wärmenetzen.

Stromnetz Netto Null
Kosten für Ausbau und Erhalt des Stromnetzes bis 2050 je nach Szenario oder WWB (weiter wie bisher) bzw. Vorschlag Ständerat. - BFE / Nau.ch

Das BFE und die Studienautoren weisen darauf hin, dass diese Szenarien sich nicht der Realität decken müssen. Schliesslich können Gesetze geändert, Erneuerungen verzögert oder Reservekapazitäten aktiviert werden. Wie hoch der Stromtarif in einigen Jahren tatsächlich zu liegen komme, lasse sich darum nicht sagen.

Und nicht zuletzt: Weniger bezahlt auch, wer weniger Strom verbraucht. Dass diesbezüglich Potenzial vorhanden ist, beweist die Schweiz ja gerade aktuell.

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