«Weltwoche»-Chef Roger Köppel ist in Moskau und publiziert ein Interview mit erstaunlich kritischen Russinnen. Albert Stahel zweifelt an deren Glaubwürdigkeit.
Ein Auszug aus dem Interview mit zwei jungen Frauen aus Moskau mit «Weltwoche»-Chefredaktor Roger Köppel. - YouTube / @Die Weltwoche

Das Wichtigste in Kürze

  • Wegen einer Haftandrohung gegen einen NZZ-Journalisten verschiebt SRF eine Russland-Reise.
  • «Weltwoche»-Chefredaktor Roger Köppel hat keine Sicherheitsbedenken: Er ist in Moskau.
  • Sicherheitsexperte Albert Stahel zweifelt an der Glaubwürdigkeit seiner Interviewpartner.
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Vergangene Woche hatte die russische Botschaft in Bern dem NZZ-Journalisten Ivo Mijnssen mit Haft gedroht. Er würde «die lächerlichsten Erfindungen und Gerüchte» übernehmen, welche das «totalitäre Kiewer Regime und seine Handlanger» verbreiteten. Derartige «Rechtfertigungen von Terrorismus» würden in Russland mit Geldstrafen oder Freiheitsstrafen von bis zu sieben Jahren bestraft, drohte die Botschaft.

Roger Köppel
Roger Köppel ist Weltwoche-Chefredaktor und vertritt den Kanton Zürich noch bis zum Ende der Legislatur als SVP-Nationalrat. - keystone

Vor diesem Hintergrund hatte SRF aus Sicherheitsgründen eine für diese Woche geplante Russland-Reise von Sonderkorrespondent Christof Franzen verschoben. Ganz anders sieht dies hingegen bei der «Weltwoche» aus: Chefredaktor Roger Köppel berichtet am Wochenende über die «vordergründige Normalität» in Russland – aus Moskau.

«Weltwoche»-Chefredaktor Roger Köppel ist in Moskau

In einer «Weltwoche-Daily»-Sonderausgabe filmt sich der SVP-Nationalrat auf einer beliebten Flaniermeile und berichtet von «frühlingshafter Stimmung» in der russischen Hauptstadt. Dabei interviewt der Zürcher auch zwei junge Frauen, die sich überraschend kritisch über die «militärische Spezialoperation in der Ukraine» äussern.

Man würde in Moskau nicht viel von diesem Konflikt spüren, erklärt die junge Frau: «Das Leben hier ist wirklich nicht schlecht.» Dennoch sei der Konflikt sehr präsent und belastend. Viele ihrer Bekannten hätten das Land bereits verlassen, um dem Kriegsdienst zu entkommen, erklärt Maria.

Viktor Giacobbo Tweet Köppel
Viktor Giacobbo sieht Roger Köppel auf der «falschen Seite».
Tweet Mike Müller Köppel
Mike Müller kritisiert die Russland-Reise von Roger Köppel ebenfalls scharf.
Knackeboul Tweet Köppel
Auch Rapper Knackeboul kitisiert den Weltwoche-Chefredaktor.

Überdies könne man nicht offen über die «Spezialoperation» sprechen – Maria gibt zu, dass sie diese Bezeichnung verwenden müsse. Es sei beispielsweise verboten, Demonstrationen gegen den Konflikt zu veranstalten: «Wir wissen deshalb nicht, wie viele Leute diesen Konflikt mit der Ukraine unterstützen, und wie viele Leute dies nicht tun.»

Sicherheitsexperte zweifelt an der Glaubwürdigkeit der Interviewpartner

Auf Anfrage von Nau.ch erklärt Sicherheitsexperte Albert A. Stahel, dass sich Roger Köppel in Russland hüten werde, das Missfallen seiner Gastgeber zu erregen. Im Gegenteil: Seine Gastgeber würden einem bekannten Schweizer Nationalrat wie Köppel den «roten Teppich» auslegen und ihn «mit allem Respekt bewirten.»

Der Experte gibt zu bedenken, dass die ganze Geschichte eine gelungene Show für Schweizer und ausländische Medien sei: Stahel befürchte allerdings «Retourkutschen» vonseiten der Amerikaner.

Albert Stahel
Sicherheitsexperte Albert A. Stahel zweifelt an der Glaubwürdigkeit von Roger Köppels Interviewpartnerinnen. (Archivbild) - keystone

Dass sich die zwei jungen Frauen mit dem Interview selbst in Gefahr begäben, glaubt Stahel jedoch nicht. Er zweifelt gar an der Glaubwürdigkeit von Maria und Dasha und erhebt einen explosiven Verdacht: «Die zwei Damen sind entweder Angehörige des FSB oder wurden vom russischen Geheimdienst für dieses Interview bezahlt.» Folglich würden sie auch keine Aussagen machen, die ihren Arbeitgebern missfallen könnten, so Stahel.

Glauben Sie, dass der Ukraine-Krieg bald endet?

Ob es sich bei Maria und Dasha um bezahlte Schauspielerinnen oder gar um FSB-Agentinnen handelt, bleibt allerdings reine Spekulation. Auf Anfrage wollte sich Roger Köppel nicht zu den Vorwürfen äussern.

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