Im Kampf gegen eine «digitale Diktatur» ergreift ein bunt zusammengewürfeltes Komitee das Referendum gegen die SwissCovid App. Die Lancierung ist bühnenreif.
Interview mit Jean-Luc Addor, Nationalrat SVP VS und Komitee-Mitglied «Nein zum SwissCovid». - Nau.ch
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Komitee mit Jean-Luc Addor (SVP) ergreift das Referendum gegen die SwissCovid-App.
  • Sie warnen unter anderem vor einer Totalüberwachung des Staates à la China.
  • Die Lancierung vor den Medien hinterlässt einen zwielichtigen Eindruck.

Eine knappe Stunde beste Unterhaltung im Medienzentrum Bundeshaus. Das ist nicht alltäglich und eigentlich ein Grund zur Erheiterung. Doch den knapp dutzend Referenten im Saal ist nicht zum Spassen zumute.

Da sprechen eine Mathematikprofessorin, ein selbständiger Solarinstallateur oder eine Kommunikationswissenschaftlerin mit Masterabschluss um nur einige zu nennen. Klar, sie wollen ihr Anliegen in allen drei grossen Landessprachen deponieren: Die SwissCovid App zur Bekämpfung des Coronavirus ist die Vorstufe zur digitalen Diktatur. Das gehe so nicht und deswegen ergreifen sie das Referendum.

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Das Referendumskomitee «Nein zum SwissCovid» spricht an der Medienkonferenz am Dienstag in Bern. - Keystone

Dabei wird kein noch so hehres Argument ausgelassen. Es fallen Namen wie «Bill Gates», «Jeffrey Epstein» und «Gianni Infantino». Die im Tessin aktive Grüne Samah Gayed erklärt, «dass diese Art von Terrorismus schlimmer ist als der Islamische Staat».

«Es gibt kein Tabu»

Unter den Corona-App-Gegnern tummelt sich auch Jean-Luc Addor. Der SVP-Nationalrat aus dem Wallis hatte 2016 im Rahmen der Gesetzesänderung des BÜPF mehr staatlicher Überwachung zugestimmt. «Damals ging es um die Sicherheit der Schweizer, nun geht es um deren Überwachung», sagt Addor zum Sinneswandel.

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Inklusive Schreibfehler: Das Logo des Referendumskomitees. - zvg

Den Vorwurf, er sei in einen Haufen Verschwörungstheoretiker geraten, lässt sich Addor nicht gefallen. «Alle diese Leute führen eine freie Debatte um unsere Freiheit und Privatsphäre. Es gibt kein Tabu.»

Rund 1000 Unterschriften hat das Komitee nach eigenen Angaben bereits gesammelt. Das ist ein Fünfzigstel der benötigten Anzahl, damit das Referendum zustande kommt.

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François de Siebenthal (ganz rechts) führte am Dienstag durch die Medienkonferenz des Referendumskomitees. - Keystone

Der studierte Ökonom François de Siebenthal ist der grösste «Polteri» im Komitee. Er lässt in seine Argumentation auch die FIFA und Crypto AG einfliessen. «Es wird nicht einfach die Frist bis am 8. Oktober einzuhalten», meint de Siebenthal.

Aber selbst wenn das Referendum nicht zustande kommen sollte, sei es ein Erfolg, weil die Diskussion angestossen wurde.

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