Politiker nutzen Parlamentsmail für Dating- und Erotikseiten

Simon Ulrich
Simon Ulrich

Bern,

E-Mail-Adressen, Kreditkarteninfos, sogar intime Details: Cyberkriminelle finden bei Schweizer Parlamentariern reichlich Beute. Experten schlagen Alarm.

Nationalrat
Linke Politikerinnen fordern gesetzliche Regeln und genaue Daten. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei 16 Prozent der Schweizer Parlamentarier tauchten sensible Daten im Darknet auf.
  • Politiker nutzten offizielle E-Mails auch auf Datingseiten – riskant für Erpressung.
  • Sicherheitsexperten fordern klare Regeln und digitale Schutzmassnahmen.

Viele Schweizer Politikerinnen und Politiker gehen zu sorglos mit ihren digitalen Daten um: Bei etwa 16 Prozent der Mitglieder von Bundesrat, National- und Ständerat sind sensible persönliche Informationen im Darknet aufgetaucht.

Das zeigt eine Untersuchung des Schweizer Unternehmens Proton und der US-Firma Constella Intelligence.

Unverschlüsselte Passwörter und heikle E-Mail-Nutzung

Zu den sensiblen Daten zählen E-Mail-Adressen, Passwörter, Telefonnummern, Wohnadressen, Kreditkartennummern und IP-Adressen.

Besonders brisant: 58 der geleakten Passwörter waren unverschlüsselt, was Cyberkriminellen unter Umständen Zugriff auf weitere Konten verschaffen könnte. Dies schreibt der «Tages-Anzeiger».

Die Daten gelangten meist über gehackte Drittanbieter-Plattformen wie Linkedin oder Dropbox ins Netz.

In Einzelfällen nutzten Parlamentarier sogar ihre offiziellen E-Mail-Adressen zur Registrierung auf Erotik- oder Datingportalen. Ein massives Sicherheitsrisiko und potenzielle Erpressungsgefahr.

Insgesamt wurden 44 E-Mail-Konten identifiziert, die in mehreren Lecks auftauchten.

Die Parlamentsdienste betonen gegenüber der Zeitung, dass die offiziellen @parl.ch-Adressen nicht kompromittiert seien. Diese unterlägen einem mehrstufigen Sicherheitsverfahren und würden regelmässig überprüft. Zudem gäbe es Sensibilisierungskampagnen für die Ratsmitglieder.

Experte fordert klare Regeln und mehr Sensibilisierung

Cybersicherheitsexperte Nicolas Mayencourt sieht dennoch grossen Handlungsbedarf: «Das ist ein Zeichen mangelnder Sensibilisierung. Es braucht keine Hacking-Skills mehr, um grossen Schaden anzurichten», so Mayencourt gegenüber dem «Tages-Anzeiger».

Wurde schon einmal dein Passwort geleakt?

Er fordert verbindliche Verhaltensregeln, Passwortmanager, die Nutzung von Wegwerf-E-Mail-Adressen und Multi-Faktor-Authentifizierung.

Cyberkriminalität nimmt weltweit zu. In der Schweiz wird laut Nationalem Zentrum für Cybersicherheit alle 8,5 Minuten ein Vorfall gemeldet.

Im ersten Halbjahr 2024 waren es rund 35’000 – fast doppelt so viele wie im Vorjahr. Mayencourt mahnt: «Digitale Hygiene muss zur Gewohnheit werden – wie Zähneputzen.»

Kommentare

User #2257 (nicht angemeldet)

Sofortiger Rücktritt dieser Leute müsste die Konsequenz sein. Nicht tolerierbar sowas....

User #3367 (nicht angemeldet)

Das zeigt und bestätigt wieder einmal mehr, dass Politiker meistens nicht wirklich arbeiten und dafür noch verdammt viel kohle kassieren. So etwas sollte einfach mal mit Knast bestrarft werden. Ohne Strafe machen die weiter nichts ausser solchen Mist und kriegen weiterhin viel Kohle für's nichts tun. Das Geld für deren völlig übertriebenen "Lohn" kommt übrigens von uns Steuerzahlern.

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