Vor Glück fast sterben

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Bern,

Im kommenden Jahr stellt Charles Linsmayer für den BärnerBär wöchentlich Lesenswertes vor. «Linsmayer liest ...» beginnt mit «Karizma» von Sara Gmür.

Charles Linsmayer BärnerBär
Im kommenden Jahr wird Charles Linsmayer für den BärnerBär im lesenden Einsatz sein. - Redaktion / zVg

«Jeden Tag so leben, als wär’s der letzte», will Victoria, sizilianische Seconda in Berlin. Sie ist Model und unheilbar in den Rapper Said verknallt, dessen «sanfte Entschlossenheit» sie «vor Glück fast sterben» lässt.

Sie folgt ihm durch halb Europa und erbt, als er im Meer ertrinkt, eine Tonne Vinyl. Die zieht sie sich rein, bis sie selbst wie Said tickt und mit seinen Titeln auf Tournee geht.

Als Karizma – «damit man Charisma auch in Kreuzberg versteht» – wird sie zum Star der Szene, «Amok» heisst ein Album, und bei einem ihrer Konzerte trampeln sich die Fans zu Tode.

Buchcover Karizma Roman Linsmayer
Sara Gmür: «Karizma», Roman. - zVg

Vom chauvinistischen Monte verfolgt, greift sie zur Selbstwehr und wirft sich, als Mörderin gesucht, Saids Bruder Cihad in die Arme. Der war im Knast, will aber «ein normales Leben» mit ihr führen.

Weil sie die Liebe nur als Abschied kennt, verlässt sie auch ihn und fährt nach Sizilien.

Sie sei mit dem Fiat freiwillig in einen Pfeiler gefahren, enthüllt der Vater ihr das Rätsel von Mutters Tod. «Das Spiel ist aus» weiss Victoria und fährt Richtung Süden davon.

«Das Letzte, was ich seh, ist Beton. Wenigstens hab ich den Fiat genommen», endet der Roman.

«Karizma» ist der Erstling von Sara Gmür, die 2025 mit «Achtzehnter Stock» Furore machte. Einem, wie sich nun zeigt, schwachen Abklatsch dieses Deliriums aus Rap und Sex, Wut und Tod, Leidenschaft und Verlorenheit.

Bern entdeckt Bücher neu

Im kommenden Jahr wird Charles Linsmayer für den BärnerBär im lesenden Einsatz sein. Viele mögen ihn noch von seiner Zeit bei der Zeitung «Bund» kennen, nun ist er zurück in Bern und stellt wöchentlich Lesenswertes vor.

Eine kurze Einführung zu seiner Person, verfasst von Christoph Simon, Schriftsteller und Autor aus Bern:

«Wo anfangen? Linsmayers Einsatz für die Literatur ist in der Quantität unüberschaubar, im Enthusiasmus einzig. Er mag meinen ‹Spaziergänger Zbinden› und ich mag ihn, weil er vergessenen Büchern eine Chance gibt. Weil er von wildgelockt bis zopfgekränzt unter einen Hut bringt, was schreibt. Ich mag seine Freude am Neuen, den Einsatz für Widerspenstiges, seine Begeisterung, sein faires Urteil. Nichts freut ihn mehr, als die Lust am Lesen zu wecken. Charles, du Leseratte, Willkommen zurück in Bern!»

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