«Hungerlohn»: Politiker wollen mehr Geld für Frauen in der Armee
Der Militärdienst soll für Frauen finanziell attraktiver werden. FDP-Nationalrat Marcel Dobler hat eine entsprechende Motion eingereicht.

Das Wichtigste in Kürze
- Personen, die Teilzeit oder nicht arbeiten, bekommen weniger Geld für den Militärdienst.
- Gerade für Frauen kann die Armee deshalb unattraktiv erscheinen.
- FDP-Nationalrat Marcel Dobler will dies nun mit einer Motion ändern.
Die Entschädigung für den Militärdienst orientiert sich am Einkommen, das eine Person vor der Armeetätigkeit verdient hat. Gerade für Frauen, die oft Teilzeit arbeiten, ist das ein Nachteil. Sie müssen oft mit dem Mindestbetrag vorliebnehmen.
«CH Media» berichtete im März über den Fall einer Frau Major. Tamara Rancetti sprach damals von einem «Hungerlohn», den sie erhalte. Denn die zweifache Mutter kümmert sich hauptsächlich um Haushalt und Kinder. Das bringt aber mit Blick auf die Entschädigung für den Militärdienst nichts.
Der St. Galler FDP-Nationalrat Marcel Dobler will dies nun ändern. Er hat im Rahmen der Sommersession eine entsprechende Motion eingereicht. In deren Text heisst es: «Der Bundesrat wird gebeten, diese negativen finanziellen Anreize für Frauen, die in der Armee weitermachen, abzubauen.»
FDP-Dobler erhält Unterstützung von links bis rechts
Dobler argumentiert, dass mit dem aktuellen Entschädigungssystem der angestrebte Frauenanteil kaum erreicht werden kann. Die Armee will nämlich bis 2030 die Quote auf 10 Prozent steigern. Heute liegt sie bei etwa 1,5 Prozent. Für Männer in ähnlichen Erwerbssituationen sollen die Anpassungen aber auch gelten, betont der FDPler.
Politikerinnen und Politiker aus verschiedenen Parteien unterstützen die Idee Doblers. Die Liste der Mitunterzeichnenden umfasst Vertreter von links bis rechts – von SP bis SVP.
Eine Unterstützerin ist SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf. Die Präsidentin der Sicherheitspolitischen Kommission sagt gegenüber «CH Media»: «Der Armee würden mehr Frauen guttun, gerade in Kaderpositionen.» Man müsse die heutige Regelung deshalb überdenken.
Bereits Ende März hat Dobler eine Interpellation zu diesem Thema eingereicht. Damals sah der Bundesrat keinen Handlungsbedarf.
Bundesrat sieht bisher keinen Handlungsbedarf
Bei der Entschädigung handelt es sich um einen Erwerbsersatz. Es geht also letztlich darum, das durch den Dienst nicht erhaltene Erwerbseinkommen zu kompensieren. Deshalb haben Frauen, die Teilzeit oder gar nicht arbeiten, schlicht keinen Anspruch auf mehr Geld.

Der Bundesrat glaubt sogar, dass die Entschädigung für den Militärdienst für nicht verdienende Personen ein Anreiz sein kann. Wer zivil kein Einkommen hat, könnte demnach eher geneigt sein, einen höheren Dienstgrad anzustreben.
Die Stellungnahme der Regierung auf die neue Motion von Marcel Dobler steht indes noch aus.