Der Nationalrat führt heute eine Debatte über den Pflegenotstand. Auch Gesundheitsminister Alain Berste wird dabei sein.
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Der Nationalrat an einer Sitzung im Bundeshaus in Bern. (Archivbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Pflegepersonal ist am Anschlag, viele verlassen den Beruf.
  • Um dem entgegenzuwirken führt der Nationalrat heute eine Debatte.
  • Im November stimmt die Schweiz über die Pflege-Initiative ab.

Der Nationalrat nimmt sich am Mittwochmorgen Zeit, um in Anwesenheit von Gesundheitsminister Alain Berset über die Situation des Pflegepersonals zu diskutieren. Der Bundesrat liess bereits am Montag seine Position dazu verlauten. Die Corona-Pandemie hat deutlich ein Problem aufgezeigt und verschärft, das es schon lange vor der Krise gab: den Personalmangel in den Pflegeberufen.

SP, Grüne und GLP haben im Nationalrat nun eine dringliche Debatte zum Thema verlangt, in welcher die wichtigsten Fragen geklärt werden sollen. Am Montag antwortete der Bundesrat auf die eingereichten Fragen.

walk of care
Pflegepersonal beim Walk of Care für die Pflegeinitiative in Basel. (Archivbild) - Keystone

Die Fraktionen schreiben in den Interpellationen, dass der «seit Jahrzehnten» herrschende Fachpersonalmangel auf demografische Gründe zurückzuführen sei – aber auch darauf, dass die Schweiz zu wenig eigenes Pflegefachpersonal ausbilde und der Beruf kaum mit einer Familie vereinbart werden könne.

GLP: Schweiz benötigt bis 2030 70'000 zusätzliche Pflegekräfte

Verschärft werde das Problem dadurch, dass viele den Beruf nach wenigen Jahren wieder verliessen. Laut der GLP steigt fast die Hälfte der Ausgebildeten innerhalb der ersten fünf Berufsjahre wieder um oder aus. Rund zehntausend Stellen seien schon heute nicht besetzt. Und bis im Jahr 2030 benötige die Schweiz bis zu 70'000 zusätzliche Pflegekräfte.

Entsprechend will etwa die SP vom Bundesrat wissen, mit welchen Instrumenten er diesen Bedarf an Pflegepersonal in den nächsten zehn Jahren zu decken gedenkt. In ihrer am Montag veröffentlichten Antwort schrieb die Regierung, dass der vom Parlament gutgeheissene indirekte Gegenvorschlag zur Pflegeinitiative eine Ausbildungsoffensive vorsehe. Über die Initiative «Für eine starke Pflege» und den Gegenvorschlag von Parlament und Regierung stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung am 28. November ab.

Hat Grund zur Freude: SBK-Präsidentin Helena Zaugg bei der Einreichung der Pflege-Initiative im November 2017.
Hat Grund zur Freude: SBK-Präsidentin Helena Zaugg bei der Einreichung der Pflege-Initiative im November 2017. - Zvg

Bund und Kantone hätten zudem bereits Massnahmen umgesetzt, die in den vergangenen Jahren zur Erhöhung der Abschlüsse geführt hätten – dies sowohl in der beruflichen Grundbildung als auch in der Intensivkrankenpflege. Zudem werde im zweiten Halbjahr 2022 aufgrund einer Auslegeordnung entschieden, welche weiteren Schritte notwendig seien.

Auch die Betreuungskapazitäten auf Intensivpflegestationen bereiten den Fraktionen Sorgen. Der Bundesrat schreibt, dass diese in der Corona-Pandemie der «neuralgische Punkt» seien. Allerdings könnten die Kapazitäten nicht rasch und in grossem Umfang zusätzlich bereitgestellt werden. Das hochspezialisierte Pflegepersonal fehle – und eine Zusatzausbildung dauere zwei Jahre. Auch im Ausland könne nicht einfach zusätzliches Fachpersonal rekrutiert werden, da dieses auf dem europäischen Arbeitsmarkt ebenfalls fehle.

Entscheidend sei auch, dass etwa die Zeit- und Dienstplanung verlässlich sei, schreiben die Grünen. Das mache den Beruf leichter vereinbar mit der Familienbetreuung. Hier sieht sich der Bundesrat aber nicht in der Pflicht. Stattdessen seien die Institutionen der Gesundheitsversorgung, die Kantone und die Sozialpartner aufgerufen, gemeinsam Lösungen zu finden.

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