Für die Hälfte von 1200 befragten Pflegenden ist klar, dass sie nicht bis zur Pension in ihrem Beruf bleiben wollen. Die Unia warnt vor einem Pflegenotstand.
Warnung vor Pflegenotstand: Samuel Burri, Branchenverantwortlicher Langzeitpflege Unia erklärt warum die Pflegefinanzierung überarbeitet werden muss. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Mehrheit der Pflegenden in der Schweiz sind mit ihren Arbeitsbedingungen unzufrieden.
  • Fast 50 Prozent wollen laut einer Umfrage der Unia frühzeitig aus ihrem Beruf aussteigen.
  • Die Unia fordert nun ein überarbeitetes Pflegefinanzierungssystem.

Zu hohe Belastung, ungenügende Arbeitsbedingungen und gesundheitliche Probleme durch den Pflegeberuf: Eine Studie der Gewerkschaft Unia zeigt, dass fast die Hälfte der Pflegenden in der Schweiz ihren Beruf aufgeben will.

Für Samuel Burri, Branchenverantwortlicher Pflege Unia, wiederspiegeln die Ergebnisse dieser Umfrage das neu in Kraft gesetzte Pflegefinanzierungssystem: «Die Politik will nur noch sparen. So kommt es zu einer massiven Unzufriedenheit betreffend der Löhne, der Arbeitszeiten und zu gesundheitlichen Schäden.» Als Folge darauf gäbe es eine höhere Berufsausstiegsrate.

Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen

Um einen Pflegenotstand zu verhindern, fordert die Unia von der Politik, dass diese das Pflegefinanzierungssystem überarbeitet.

«Momentan wird zu wenig Pflegepersonal ausgebildet und es steigen zu viele Ausgebildete aus dem Beruf aus», so Burri. Um das zu verbessern, brauche es eine Offenheit der Arbeitgeber, die einsehen, dass die Arbeitsbedingungen ein Problem seien.

Denn schliesslich sollen junge Personen unbedingt in einen Pflegeberuf einsteigen. Das bedinge aber, dass man sich gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen einsetze.

Eine Pflegeperson
Eine Pflegeperson betreut einen Patienten in einem Spital. - Keystone

Pflegerin Frau W.: «Wir arbeiten mit Menschen, nicht mit Joghurts!»

Frau W. (44) ist Pflegehelferin in einem Altersheim, sie möchte anonym bleiben. «Die Pflege ist nach wie vor mein Traumberuf. Die Arbeitsbedingungen machen mir aber sehr zu schaffen.»

Gerne hätte Frau W. mehr Zeit, sich um die Bewohner zu kümmern. Dies ist aber nicht möglich, weil es schlicht an Personal fehlt. «Die Arbeit verkommt mehr und mehr zu Fliessbandarbeit», schildert die 44-Jährige. «Aber wir arbeiten mit Menschen, nicht mit Joghurts.» Das sei traurig und frustrierend mit anzusehen.

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