Mandate der Parlamentarier haben um 20 Prozent zugenommen

Anna Baumert
Anna Baumert

Bern,

Schweizer Parlamentarierinnen und Parlamentarier nehmen immer mehr bezahlte Mandate an. Seit 2020 ist deren Anzahl um 20 Prozent gestiegen.

Parlament
Transparenz bleibt Mangelware: Nur 27 Prozent der Bundesparlamentarier legen alle ihre Mandatsgelder offen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Heute haben die 246 Parlamentarier 892 bezahlte Nebenämter.
  • Das sind 20 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren.
  • Ständeräte haben im Schnitt mehr bezahlte Mandate als Nationalräte.

In der Schweiz herrscht das Prinzip des Milizparlaments. Das heisst: Die Parlamentarierinnen und Parlamentarier üben ihr Amt nebenbei aus. Dafür erhalten sie einen staatlichen Bruttolohn von 74'000 bis 82'000 Franken.

Hauptberuflich verfolgen sie jedoch eine andere Tätigkeit – so die Theorie. In der Praxis sieht das allerdings aus.

Denn die Arbeit im National- und Ständerat entspricht heute ungefähr einem Pensum von 71 bis 87 Prozent. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für einen Beruf.

Um ihren Parlamentarier-Lohn aufzubessern, nehmen deshalb National- und Ständeräte immer mehr bezahlte Mandate an.

Parlamentarier haben 892 bezahlte Mandate

Eine Auswertung der «Republik» zeigt: Schweizer Parlamentarierinnen und Parlamentarier haben heute 20 Prozent mehr bezahlte Mandate als vor fünf Jahren.

Die Vereinigte Bundes­versammlung zählt 246 Mitglieder. Darauf entfallen heute 892 bezahlte Mandate – im August 2020 waren es mit 745 deutlich weniger.

Dabei handelt es sich um Mandate, welche die National- und Ständeräte ohne ihren Sitz im Parlament wohl nicht innehätten.

Bei rund 80 Prozent dieser bezahlten Mandate handelt es sich um Nebentätigkeiten mit tiefem Pensum. Zum Beispiel Ämter in Vorständen von Vereinen, Firmen und Stiftungen oder Beratungs­mandate.

Mehr bezahlte Mandate im Ständerat

Rechts­wissen­schaftlerin Odile Ammann von der Universität Lausanne hält gegenüber der «Republik» fest: «Faktisch haben wir heute ein Halb­berufs­parlament.»

Die Analyse des Portals zeigt weiter, dass es deutliche Unterschiede zwischen National- und Ständerat gibt. Während ein Mitglied des Nationalrats im Schnitt 3,2 bezahlte Mandate hat, sind es im Ständerat durchschnittlich 5,3.

Die Erklärung dahinter ist, dass in der kleinen Kammer mehr politische Macht auf eine Person entfällt. Die Folge: Ständerätinnen und Ständeräte sitzen in mehr Fachkommissionen.

Linke mit weniger bezahlten Mandaten

Zudem zeigt sich in der Auswertung, dass Mitglieder linker Parteien über weniger bezahlte Mandate verfügen als Mitglieder von Mitte-rechts-Parteien.

So hat Die Mitte mit 231 Nebenämtern am meisten bezahlte Mandate. Darauf folgt sie SVP mit 205 Jobs, bei der FDP sind es 193.

Die SP hat derweil lediglich 86 bezahlte Mandate, bei den Grünen sind es 52 und bei der GLP-Fraktion nur 39. Linke haben dafür deutlich mehr unbezahlte als bezahlte Mandate, wie dem öffentlichen Register zu entnehmen ist.

Hattest du schon mal einen Nebenjob?

Wie viel Geld für die Parlamentarierinnen und Parlamentarier bei ihren bezahlten Mandaten herausspringt, bleibt geheim. Denn im öffentlichen Transparenz­register müssen sie zwar angeben, ob das Nebenamt entlohnt wird. Aber nicht, wie hoch die Vergütung ausfällt.

Kommentare

User #5032 (nicht angemeldet)

Deshalb wird nichts, gar nichts gegen die steigenden Krankenkassenprämien getan von Mitte-Rechts, und Mitte-Links nichts gegeben das grosse Bevölkerungswachstum.

User #3817 (nicht angemeldet)

Nein die Schweizer Regierung ist nicht korrupt…🤔 (Ironie off)

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