Schweizer KMU klammern sich bei Verwaltungsräten an Bekanntenkreis
Die Schweizer KMU rekrutieren laut einer Studie Verwaltungsratsmitglieder meist über persönliche Kontakte. Rund 88 Prozent der Mandate werden intern vergeben.

Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz ziehen es KMU vor, Vertraute in ihre Verwaltungsräte zu berufen.
- Laut einer Studie werden 88 Prozent solcher Mandate über interne Kanäle vergeben.
- Besonders kleinere Unternehmen greifen oft auf familiäre und persönliche Kontakte zurück.
Die grosse Mehrheit der Verwaltungsratsmitglieder in Schweizer KMU wird über persönliche Netzwerke rekrutiert. Dies begrenzt die strategische Vielfalt, Diversität und Innovationskraft der Gremien, wie eine repräsentative Studie der Universität Zürich zeigt.
Rund 88 Prozent der Verwaltungsratsmandate werden über interne Kanäle vergeben. Externe Plattformen oder professionelle Dienstleister spielen kaum eine Rolle, wie die Universität am Montag mitteilte.
Die Studie basiert auf einer Umfrage unter 730 Verwaltungsratsmitgliedern aus der ganzen Schweiz und kombiniert qualitative mit quantitativen Erhebungen.
Besonders kleinere Unternehmen mit weniger als 49 Mitarbeitenden greifen demnach fast ausschliesslich auf familiäre und persönliche Kontakte zurück. In mittelgrossen KMU (50 bis 250 Mitarbeitende) sind hingegen erste Professionalisierungstendenzen zu erkennen.
Kleinere KMU haben kaum strukturierte Prozesse
Externe Kanäle wie Vermittlungsplattformen, Personalvermittler oder Netzwerkplattformen machen rund 12 Prozent der Rekrutierungen aus.
Evaluationen finden der Studie zufolge meist nur anlassbezogen statt, beispielsweise bei strategischen Neuausrichtungen oder dem Ausscheiden eines Verwaltungsrats. Besonders kleinere KMU hätten kaum strukturierte Prozesse für eine Nachfolge, hiess es.
Als zentrale Hindernisse für eine kompetenzbasierte Erneuerung der Verwaltungsräte identifiziert die Studie neben Zeit- und Ressourcenmangel auch kulturelle Barrieren. Nur in 28 Prozent der Unternehmen besteht der Verwaltungsrat zu mehr als zehn Prozent aus unabhängigen Mitgliedern. Dies wirke sich negativ auf die strategische Breite der Diskussionen aus.
Regionale Unterschiede bei Rekrutierungspraktiken
Regionale Unterschiede zeigen: KMU in der Deutschschweiz gehen bei der Rekrutierung etwas professioneller vor als Unternehmen in der Romandie oder im Tessin. Dort dominieren persönliche Netzwerke noch stärker.
Insgesamt sieht die Studie ein grosses Potenzial in der Professionalisierung von Rekrutierungs- und Evaluierungsprozessen. Dies, um die Zukunftsfähigkeit der KMU zu stärken.