Die Nationalratswahlen sind vorbei. Im Schatten von Frauenwahlen und Grünen-Gewinnen ist Platz für kuriose Geschichten. Einige davon folgen hier.
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Die Wahlen 2019 bieten auch Stoff für kuriose Geschichten. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Kindergarten in Zürich stellt zwei Nationalräte.
  • Die EVP hat die höchste Frauenquote aller Parteien.
  • Die Grünen holen am meisten aus ihrem Wahlkampfbudget raus.

Bei den nationalen Wahlen am Sonntag wurde die Schweizer Politiklandschaft zünftig durchgerüttelt. In dem Getöse gingen einige Geschichten fast unter. Zeit für einen Blick auf die Kuriositäten bei den Wahlen 2019.

1. Die Parteien mit den meisten gewählten Frauen

Der Frauenanteil im Nationalrat steigt auf 42 Prozent an. Mit 84 Frauen sind so viele Nationalrätinnen gewählt wie noch nie. Doch: Zwischen den Parteien gibt es grosse Unterschiede.

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Der Anteil der Frauen im Nationalrat stieg seit 1971 kontinuierlich an. Gestern war der Zuwachs jedoch überdurchschnittlich gross.
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84 der 200 Nationalräte sind künftig weiblich.
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In der letzten Legislatur sassen 64 Frauen im Nationalrat.

Den höchsten Frauenanteil weist die EVP auf mit zwei Drittel. Allerdings stellt die Kleinpartei lediglich drei Nationalräte. Bedeutender sind daher die 61,5 Prozent Frauen bei der SP, welche neu 24 Frauen nach Bern schickt. Mit 60,7 Prozent knapp dahinter die Grünen, die 17 Mandate mit Frauen besetzen können.

Bei der GLP ist jeder zweite Nationalrat eine Frau. Es folgt die FDP (34,5 Prozent) und die BDP (33 Prozent), schliesslich die CVP (28 Prozent). Am schlechtesten vertreten sind Frauen bei der SVP. Die zwölf weiblichen Nationalrätinnen machen lediglich 22 Prozent der total 53 SVP-Mandate aus.

2. Die Nationalräte mit den meisten Stimmen

Roger Köppel verliert seine Krone als König der bestgewählten Nationalräte, welche er sich 2015 holte. In diesem Jahr holte SVP-Chef Albert Rösti den Titel. 128'252 Wählende schrieben ihn auf den Zettel. Roger Köppel (SVP) holte mit 121'098 am zweitmeisten Stimmen.

120'973 Stimmen holte der Berner SVP-ler Werner Salzmann. Dahinter Gregor Rutz (SVP) mit 120'722 Stimmen. Die Glanzresultate der SVP-Kandidaten können nicht über die herben Verluste der Sünnelipartei hinwegtäuschen.

3. Die GLP läuft der FDP bei den Wahlen 2019 den Rang ab

Liberal sind beide: GLP wie FDP wollen sich für wenig staatliche Regulierungen und Verbote einsetzen und den Markt spielen lassen. Die GLP mausert sich dabei als Konkurrentin der Traditionspartei FDP. Im nationalen Schnitt liegt die FDP mit 15,1 Prozent Wähleranteil deutlich vor der GLP (7,8 Prozent).

Die GLP ist aber nicht in allen Kantonen vertreten. In Zürich hat die GLP die FDP erstmals überholt (14 bzw. 13,7 Prozent). Ebenso im Kanton Bern wo die GLP mit 9,7 Prozent die FDP um 1,3 Prozentpunkte übertrifft. In weiteren Kantonen nähern sich die Grünliberalen den Freisinnigen gefährlich an.

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Die GLP konnte die FDP im Kanton Bern bei den Wahlen 2019 erstmals überholen. - BFS

4. Grüne Greta im Tessin gewählt

Die Grünen setzten sich gemäss Umweltrating am konsequentesten für Umwelt- und Klimathemen ein. Das bekannteste Klimastreik-Gesicht ist die Schwedin Greta Thunberg. Was passt also besser als eine Grünen-Nationalrätin mit Namen Greta?

Tatsächlich: Im Kanton Tessin holt die 36-jährige Greta Gysin einen Sitz für die Grünen auf Kosten der Lega. Nomen est omen? Die nächsten vier Jahre werden es zeigen. Ob die Wähler sie wegen ihres Namens gewählt haben ist jedenfalls nicht bekannt.

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Greta Gysin schafft im Kanton Tessin für die Grünen den Sprung in den Nationalrat. - Keystone

5. Gewonnene Sitze pro Wahlkampf-Franken

Wenn es um das investierte Wahlkampfbudget geht, sind die Spiesse nicht gleich lang. Doch wer holte pro Franken die meisten Mandate? Am effizientesten investierten die Grünen: Mit 180'000 Franken holten sie 28 Sitze. Das sind 6000 Franken pro Mandat.

Durchschnittlich viel geben SP und GLP (je 38'000.-/Sitz) und CVP (80'000.-) aus. Mehr investierten BDP und EVP: Pro Mandat 100'000 Wahlkampf-Franken. Am meisten die SVP mit 189'000 Franken. Berücksichtigt wurden die nationalen Budgets, bei jeder Partei kommt jedoch ein unbekannter Betrag in den Kantonen dazu.

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Die SVP verliert 12 Nationalrats-Mandate, während die Grünen 17 Sitze zulegen. - Nau

6. Polit-Dynastien

Die Schweiz ist nicht bekannt für grosse Familiendynastien in der Politik. Im Gegensatz zu den USA etwa. Doch am Sonntag gab es doch ein paar Familiengeschichten. Bekanntestes Beispiel: Magdalena Martullo-Blocher. Die Tochter von alt Bundesrat und SVP-Übervater Christoph Blocher reüssierte im Kanton Graubünden.

Im Kanton Aargau schaffte es Benjamin Giezendanner für die SVP in den Nationalrat. Der Name bleibt also im Bundeshaus erhalten: Vater Ulrich Giezendanner engagierte sich dort seit 1991 und trat heuer nicht mehr an.

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Benjamin Giezendanner (links) mit Vater Ulrich Giezendanner (rechts) und SVP-Kantonalpräsident Thomas Burgherr (Mitte) am Wahlsonntag. - keystone

Ebenfalls im Aargau übergab am Sonntag Studer auf Studer. Tochter Lilian holte für die EVP einen Sitz im Nationalrat. Vater Heiner vertrat die Partei während zwei Legislaturen bis 2007. Vater und Tochter Studer leben in Wettingen im selben Haus: Für Tipps hat sie also nicht weit.

7. Die Sache mit den Namen

Den gleichen Familiennamen tragen indes auch andere Parlamentarier. Nur gehören diese nicht zur selben Familie im engeren Sinne. Das grösste Gnusch gibt’s im Kanton Bern. Hier gibt es einen Lorenz Hess und einen Erich Hess (nicht verwandt) sowie eine Flavia und einen Christian Wasserfallen (auch nicht verwandt).

Der neue (und einzige) Urner Nationalrat heisst Simon Stadler. Wie schon der vormalige Urner Ständerat bis 2010, Hansruedi Stadler, und dessen Nachfolger, Markus Stadler. Urner sind grundsätzlich namenstechnisch nicht besonders originell: Insgesamt sieben Ständeräte hiessen Muheim: Franz, Franz, Gustav, Gustav, Jost, Karl, Karl und – …wait for it! – Karl.

8. Überrepräsentierter Kindergarten

Der Kindergarten mit den mutmasslich meisten Nationalräten liegt im Grüt. Das ist ein Weiler der Zürcher Gemeinde Gossau. Das liegt bei Wetzikon beim Pfäffikersee. In den Böschacher Chindsgi im Grüt gingen vor Jahren auch Meret und Andri. Gestern wurden die beiden in das höchste Legislativorgan der Eidgenossenschaft gewählt: Meret Schneider für die Grünen und Andri Silberschmidt für die FDP.

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Andri Silberschmidt und Meret Schneider werden künftig in Bern politisieren. - Keystone/Grüne

9. Weniger Stimmen, trotzdem gewählt

Der Kanton Bern sorgte am Sonntagabend gleich mehrfach für Überraschungen. Zuerst verkündete er bereits um 20.30 Uhr die Resultate – so früh, wie noch nie. Und dann folgte ein Paukenschlag: Sowohl Adrian Wüthrich wie Corrado Pardini wurden abgewählt.

Die beiden bisherigen SP-Nationalräte und Gewerkschafter holten zu wenig Stimmen. Im Gegensatz zu Tamara Funiciello. Wobei: Die ehemalige Juso-Chefin holte 432 Stimmen weniger als Pardini. Doch Funiciellos Frauenliste ergatterte drei, Pardinis Gewerkschaftsliste nur einen Sitz.

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