Vom eigenen Präsidenten gerüffelt, aber Mitte-Nationalrat Alois Gmür bleibt dabei: Die Teilnahme an der Einsiedler Fasnacht sieht er als legitime Aufmüpfigkeit.
Alois Gmür Fasnacht Einsiedeln
Über 1000 Fasnächtler pfeifen in Einsiedeln SZ auf das Verbot wegen des Coronavirus. Nationalrat Alois Gmür findet das unproblematisch. - Keystone/zvg
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Das Wichtigste in Kürze

  • Hunderte Personen haben in Einsiedeln SZ trotz Corona-Regeln Fasnacht gefeiert.
  • Mit dabei war auch Nationalrat Alois Gmür (Die Mitte).
  • In seiner Partei kam dies nicht gut an, doch Gmür verteidigt sein Verhalten als legitim.

Über 1000 Personen haben sich am Montag in Einsiedeln SZ zum traditionellen Sühudiumzug getroffen. Die Fasnacht trotz Corona musste von der Polizei aufgelöst werden. Unter den Anwesenden war allerdings auch Mitte-Nationalrat Alois Gmür. Im Interview mit Nau.ch verteidigt er sich, trotz Rüffels aus der Parteileitung.

Nau.ch: Mitte-Präsident Gerhard Pfister distanziert sich und betont, Ihre Aktion entspreche nicht der Haltung der Partei: Wie kommt das bei Ihnen an, öffentlich gerügt zu werden?

Alois Gmür: Als Parteipräsident muss er natürlich hinter dem Bundesrat stehen. Ich als Parlamentarier nehme mir aber das Recht heraus, aufmüpfig zu sein. Die Fasnacht war schon immer Gelegenheit, aufmüpfig zu sein gegen «die da oben», und nichts anderes habe ich gemacht.

Birra Moretti
Nationalrat Alois Gmür ist Bierbrauer. Er steht dem Produktionsort von «Birra Moretti» kritisch gegenüber. - zVg

Der Umzug ging direkt vor meinem Haus durch. Ich bin nicht der Typ, der sich dann hinter dem Vorhang versteckt und verstohlen hervorguckt. Ich gehe dann halt raus und schaue, was abgeht.

Gmür: «Würde das wieder so machen»

Nau.ch: Sie würden bei einer nächsten, ähnlichen Gelegenheit genau gleich handeln?

Alois Gmür: Schauen Sie: Wenn ein solcher Umzug vor ihrem Haus vorbeigeht, haben Sie zwei Möglichkeiten. Entweder machen sie das Fenster auf oder Sie gehen raus und schauen zu. Ich würde das heute, morgen und übermorgen wieder so machen.

einsiedeln coronavirus
Über 1000 Fasnächtler haben am Montag, 15. Februar, in Einsiedeln SZ auf das Verbot wegen des Coronavirus gepfiffen. - Screenshot Facebook

Das heisst nicht, dass man es goutiert. Aber man sollte zur Kenntnis nehmen, dass 1000 Leute an der Fasnacht waren. Wenn 1000 Leute rausgehen, dann muss sich die Politik schon Gedanken machen. Es ist ein Zeichen, dass die Leute genug haben und sich nicht mehr an die Vorschriften halten.

Fasnacht Einsiedeln Sühudi
Die Teufel sind unterwegs beim traditionellen Sühudi-Umzug anlässlich der Fasnacht in Einsiedeln am Montag, 24. Februar 2020.
Fasnacht Einsiedeln Sühudi
Die Sühudi sind unterwegs beim traditionellen Sühudi-Umzug anlässlich der Fasnacht in Einsiedeln am Montag, 24. Februar 2020.

Wir müssen lernen, mit dem Virus umzugehen, und wir müssen Perspektiven aufzeigen. Selbst während der Spanischen Grippe hat die Fasnacht in Einsiedeln stattgefunden. Man kann das Leben nicht runterfahren, Verbote aufstellen bis zum Gehtnichtmehr, und nichts mehr tun.

Nau.ch: Abgesehen von der Fasnacht und der Politik: Wie trifft Sie die Pandemie als Bierbrauer?

Alois Gmür: Mein Betrieb leidet natürlich grausam, wir haben Umsatzeinbussen von 75 Prozent. Das geht an die Substanz. Andere haben rein gar nichts mehr. Da kommt man schon ins Grübeln, muss aufpassen, dass man nicht durchdreht.

Die Fasnacht war schon immer auch ein Ventil, um sich ausleben zu können. Nachher kommt dann wieder die Fastenzeit. Die Fasnacht ist seit Urzeiten dazu da, auf andere Gedanken kommen zu können.

Nau.ch: Stichwort «Da könnte ja jeder kommen»: Wird da mit gleichen Ellen gemessen? Andere könnten vielleicht gut ohne Fasnacht leben. Aber sie fordern dafür ein zugedrücktes Auge für Fitnesscenter, Schnipo zum Zmittag oder Eishockeystadien.

Alois Gmür: Es ist ja schön, dass man zum Beispiel noch Skifahren kann, davon habe ich selbst auch gerade profitiert. Da hält man Abstand und ist an der frischen Luft, genau wie an der Fasnacht auch. Die Ansteckungsgefahr ist also nicht so gross, wie wenn die Restaurants offen und pumpenvoll wären.

Immerhin war es kein organisierter Umzug, sondern die Leute gingen ganz freiwillig auf die Strasse.

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