Ab Montag gelten schweizweit verschärfte Massnahmen gegen das Coronavirus. Schliessungen würden helfen, so Martin Ackermann von der Task Force.
Task Force Medienkonferenz Coronavirus
Eine Grafik zum R-Wert wird während einer Medienkonferenz auf einem Bildschirm angezeigt. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Gestern verkündete der Bundesrat verschärfte Massnahmen, welche ab Montag gelten.
  • Die Task Force und das BAG dürften sich darüber erfreut zeigen.
  • Die Task Force ist zuversichtlich, dass ein exponentielles Wachstum vermieden werden kann.

Die neuen Massnahmen gelten ab Montag, dem 18. Januar. Für die Task Force und das BAG könnten diese klar helfen, gegen die Varianten des Coronavirus vorzugehen. Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse der Medienkonferenz:

– Ein exponentielles Wachstum kann noch verhindert werden, so die Task Force. Dafür müssten aber alle Kontakte auf ein absolutes Minimum gesenkt werden. «Schliessungen sind wirkungsvoll», sagte Präsident Martin Ackermann.

Ackermann Coronavirus
Martin Ackermann, Präsident National COVID-19 Science Task Force. - Keystone

– Die Schweiz könne es sich aus ökonomischer Sicht leisten, einschneidendere Massnahmen zu ergreifen. Dies ist die Ansicht der ökonomischen Gruppe der Task Force, wie Vizepräsidentin Monika Bütler sagte. Wenn man keine Massnahmen ergreife, seien die Konsequenzen für die Wirtschaft noch schlimmer. Die Impfkampagne sei zudem auch ein Hilfspaket für die Wirtschaft. Sie verbreite Zuversicht und schaffe ein wenig Planungssicherheit.

Bütler Coronavirus
Monika Bütler, Vizepräsidentin National COVID-19 Science Task Force, nennt die Angst vor einer Ansteckung und die Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus als Grund. - Keystone

– Bisher wurden Schätzungen nach 66'000 Personen gegen das Coronavirus geimpft. Mehr Daten aus allen Kantonen folgten am Dienstag, so Nora Kronig vom BAG. Zudem überlegt sich das BAG, gratis Coronatests für alle bereitzustellen. Somit könnten sich auch asymptomatische Personen testen lassen.

– Bisher wurden in der Schweiz weitere 154 Mutationen gefunden. 114 britische Mutationen wurden inzwischen nachgewiesen, 6 aus Südafrika, 34 Varianten konnten noch keinem bekanntem Stamm zugeordnet werden.

Hier können Sie das Protokoll der Medienkonferenz lesen:

16:27 Für politische Versammlungen gilt die 5-Personen-Regel nicht.

16:26 Bereitet sich die Task Force schon auf das Ende der Pandemie vor? Sie sei daran, diese Situation zu studieren, so Ackermann. Im Zusammenhang mit der Durchimpfung der Risikogruppen würden jetzt Szenarien vorbereitet.

CORONAVIRUS Impfung
Seniorinnen und Senioren lassen sich bei einer Massenimpfkampagne für über 85-Jährige im Zivilschutzzentrum von Rivera gegen Covid-19 impfen, am Dienstag, 12. Januar 2021. - Keystone

16:24 Vier Prozent der aktuellen Infektionen mit dem Coronavirus seien auf Mutationen zurückzuführen.

16:19 Die «Gefährlichkeit» von Stämmen sei nicht so einfach messbar, sagt Ackermann. Man könne ihnen hypothetisch aber eine Tendenz zu einer erhöhten Übertragbarkeit zuordnen. Das müsse man aber epidemiologisch bestätigen, was lange dauert. Der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland über neue Stämme sei aber zentral.

16:11 Wie funktioniert die Stichprobenfindung für die Sequenzierung der Mutationen? Die Proben mit Verdacht auf Mutationen seien nicht repräsentativ, antwortet Ackermann. Es gebe aber auch Zufallsstichproben, die dann eher auf die Schweiz projizierbar wären.

16:09 Ist ein Reiseverbot für die Eindämmung des Coronavirus denkbar? Reisen sei per se «nichts vom Teufel», so Mathys. Dennoch gelte es, die Mobilität einzuschränken. Deshalb sei Reisen etwas, was man im Auge behalten müsse.

16:08 Darf das Parlament im Frühling noch tagen? Das BAG werden mit der Verwaltungsdelegation in Kontakt sein und die Situation zu diesem Zeitpunkt beobachten.

16:00 Corona-kranke Personen dürfen nicht geimpft werden, so Kronig. Aber für Personen, die asymptomatisch sind, gebe es keine Hinweise, dass dies medizinisch problematisch sei.

Coronavirus Virologie
Eine Spezialistin bereitet eine Test-Impfung gegen das Coronavirus vor. - Keystone

15:59 Schulschliessung sind nicht geplant, so Ackermann. Man müsse aber darauf vorbereitet sein. Dies sagte auch Alain Berset gestern.

15:58 Wieso werden können behandelnde Apotheker und Ärzte nicht schon Personen impfen? Das sei vorgesehen, so Nora Kronig. Es gebe aber logistische Herausforderungen, vor allem wegen der Lagerungstemperatur. Die Kantone könnten schon mit Hausärzten arbeiten, fügt sie hinzu.

Defizit der Finanzkontrolle noch unklar

15:55 Mit was für ein Defizit rechnet die Finanzverwaltung? Das hänge davon ab, wie viel Geld die Kantone für ihre Härtefälle ausgeben würden. Von den vorgesehenen Milliarden wurde noch fast nichts ausgegeben.

15:50 Psychische Folgen aufgrund des Coronavirus würden verfolgt. Es gebe zwei Quellen der Folgen: die Massnahmen und die Pandemie selber. Bütler ist sich unsicher, welche Ängste überwiegen.

Sie fügt hinzu, dass Blumenläden einer Umfrage der Universität Lausanne nach den Leuten in der ersten Welle gefehlt hätten. Das könnte ein Grund sein, weshalb sie noch offen bleiben können.

15:47 Es sei schwierig einzuschätzen, ob die Schweiz sich am gleichen Punkt befinde wie Grossbritannien. Man gehe jedoch momentan den gleichen Weg. Ackermann sagt aber, die Schweiz habe die Möglichkeit «den Weg» von Grossbritannien noch zu verlassen.

Coronavirus - Grossbritannien
Nur wenige Passanten gehen durch ein ruhiges China Town. In England gilt ein landesweiter Lockdown, es ist bereits der dritte. - dpa

15:45 Nicht alle Massnahmen würden aus epidemiologischem Nutzen ergriffen, sagt Mathys. Zum Teil seien die Massnahmen gegen das Coronavirus nur in einem Paket nützlich.

15:44 Es gibt Verwirrung um das Offenbleiben der Blumengeschäfte: Mike Schüpbach, Rechtsexperte beim BAG, sagt, die Ausnahmeliste sei mit Verbänden ausgearbeitet worden. Dementsprechend habe der Bundesrat entschieden, Blumengeschäfte offenzulassen.

15:41 Es sei noch unbekannt, wieso die britische Variante viel ansteckender ist, sagt Ackermann.

15:40 Es sei vermeidbar, dass sich die britische Variante in einem grossen Ausmass verbreiten würde, so Ackermann. Das sei auch mithilfe der Impfungen möglich: «Wir müssen es verhindern.» Es sei nach wie vor aber sehr nötig, die Fallzahlen drastisch zum Sinken zu bringen.

15:36 Werden FFP2-Masken obligatorisch? Das BAG und die Task Force sind sich unsicher, ob dies wirklich sinnvoll wäre. Es sei unklar, ob dies wirklich zu einer Senkung der Infektionszahlen mit dem Coronavirus beitragen würde.

Bundestag FFP2-Maske
Eine FFP2-Maske liegt bei der Plenarsitzung im Deutschen Bundestag auf dem Rednerpult. - dpa

15:34 Die Massnahmen werden sicher zu einer Erhöhung der Kurzarbeit beitragen, so Bütler. Weitere Entwicklungen in der Wirtschaft seien abhängig von der Durchimpfung.

Bald gratis Tests für alle?

15:33 Das BAG überlegt sich, gratis Testungen auch für Personen ohne Symptome zuzulassen.

15:32 Sind die japanischen und andere Varianten des Coronavirus gefährlich für die Schweiz? Ackermann sagt, mehrere von ihnen scheinen, ein erhöhtes Ansteckungsrisiko hätten. Das könnte gefährlich werden.

15:28 Nun spricht Nora Kronig. Gestern habe man die ersten 200'000 Dosen von Moderna erhalten. Geschätzt wird, dass 66’000 Personen schon geimpft wurden. Nächsten Dienstag werden erste umfangreiche Daten zur bisherigen Durchimpfung publiziert.

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Nora Kronig, Vizedirektorin BAG und Leiterin Abteilung Internationales BAG. - Keystone

15:25 Die Kantone geben Gas, so Jakob. Viele Kantone müssten im Moment noch die Gesetzesgrundlage für ihre Härtefallprogramme schaffen. Zudem würden weitere Kredite für eine allfällige dritte Welle vom Bundesrat geprüft, einen Antrag werde dem Parlament gestellt.

Das SECO schätzt, dass die touristische Nachfrage in Wintersportgebieten um rund ein Drittel zurückgegangen sei. Das sei schmerzhaft, so Jakob. Deswegen sei es aber von Bedeutung gewesen, dass der Bundesrat diese Massnahmen gestern ergriffen habe.

15:21 Erik Jakob vom SECO spricht über die Erweiterungen der Härtefallregelung. Eine Zusammenfassung können Sie hier lesen.

15:19 Gemäss einer Prognose der Task Force könnte die neue britische Variante die Neuinfektionen bis im Sommer drastisch ansteigen lassen. Jedoch habe man jetzt noch Zeit, um zu handeln. Schliessungen seien wirkungsvoll, habe man im Herbst mit den Westschweizer Kantonen gesehen.

Ackermann
Martin Ackermann, Präsident National COVID-19 Science Task Force. - Keystone

15:16 Nun fasst Martin Ackermann die epidemiologische Lage mit Fokus auf die Mutationen zusammen. Er präsentiert eine Grafik mit der Pandemieentwicklung in anderen Ländern. Nach Eintreffen der britischen Mutation seien die Fallzahlen in Grossbritannien exponentiell gewachsen.

Auch in Dänemark sei eine Verdopplung zu verzeichnen. In der Schweiz entwickle sich die Situation zurzeit ähnlich. Bereits im Februar könnte die britische Mutation das bisherige Coronavirus verdrängen.

«Gesundheitspolitik ist auch Wirtschaftspolitik»

15:15 Es sei wichtig, dass der Staat die finanzielle Entschädigung übernehme. Betriebe seien eher dazu bereit, die Massnahmen zu befolgen, wenn sie unterstützt würden.

Bütler stellt zudem klar: «Gesundheitspolitik ist auch Wirtschaftspolitik.» Umgekehrt sei dies auch der Fall.

15:10 Bütler fasst die Ansichten der ökonomischen Gruppe der Task Force zusammen. Die Kosten-Nutzen-Rechnung der Gruppe habe ergeben, dass der Nutzen von drastischen Massnahmen ihre Kosten überwiege. Diese Abwägungen seien aber schwierig.

15:06 Monika Bütler, Vizepräsidentin der Task Force, ergreift das Wort. Es gebe kaum mehr Spielraum, die Spitäler seien voll, der R-Wert zu hoch, ebenso die Übersterblichkeit. Präventive Massnahmen seien daher sehr wichtig: «Die Schweiz kann nicht nur sparen, sondern auch versichern. Und sie kann es sich leisten, dies zu tun.»

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Patrick Mathys, Leiter Krisenbewältigung BAG. - Keystone

15:00 Patrick Mathys beginnt die Medienkonferenz mit einer eher schlechten Nachricht: Man finde immer mehr Mutationen des Coronavirus in der Schweiz. Jedoch sehe man einen Rückwärtstrend bei den Neuinfektionen, Hospitalisationen und Todesfällen. Es seien aber auch weniger Tests durchgeführt worden.

Der R-Wert vom 1. Januar liege bei 1,0. 114 britische Mutationen wurden inzwischen gefunden, 6 aus Südafrika, 34 Varianten konnten noch nicht zugeordnet werden. Mathys stuft die Lage «nach wie vor als besorgniserregend» ein.

Sowohl das BAG als auch die Task Force plädierten seit einiger Zeit für strengere Massnahmen gegen das Coronavirus. Grund dafür sind die neuen Varianten des Virus, die sich rasant im Land verbreiten. Die britische Mutation ist gemäss Schätzungen der Wissenschaft bis zu 70 Prozent ansteckender als das bisherige Coronavirus.

Maurer Parmelin Berset Coronavirus
Bundespräsident Guy Parmelin, Gesundheitsminister Alain Berset und Finanzminister Ueli Maurer während einer Medienkonferenz zum Thema Coronavirus in Bern. - Keystone

Deswegen verschärfte der Bundesrat gestern erneut die Massnahmen. Damit wolle man die Weiterverbreitung der Varianten unterbinden, bevor die Fallzahlen explodieren. Dementsprechend dürften die Expertinnen und Experten aus dem BAG und der Task Force zufrieden sein.

Wie lange sollen die Massnahmen gegen das Coronavirus gelten?

Unklar ist aber, wie lange die Massnahmen in Kraft sein sollten. Bundesrat Berset deutete gestern an, dass sie bis mindestens Ende Februar andauern werden. Das Ziel sei, möglichst viele gefährdete Personen zu impfen, bevor die Fallzahlen allzu drastisch steigen.

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Martin Ackermann, Leiter der Covid-19-Taskforce. - Keystone

Auch zu reden geben könnte die Öffnung beziehungsweise Schliessung der obligatorischen und post-obligatorischen Schulen. Der Bundesrat will eine Schliessung auf jeden Fall vermeiden. Man habe im Frühling gesehen, was das für Folgen hätte, so Alain Berset. Kinder könnten jedoch anfälliger für die mutierten Viren sein.

Folgende Fachleute nehmen teil:

– Erik Jakob, Leiter der Direktion für Standortförderung SECO

– Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, Bundesamt für Gesundheit BAG

– Martin Walker, Vizedirektor, Leiter Ausgabenpolitik, Eidgenössische Finanzverwaltung EFV

– Martin Ackermann, Präsident, National COVID-19 Science Task Force

– Monika Bütler, Vizepräsidentin, National COVID-19 Science Task Force

– Mike Schüpbach, Stv. Sektionsleiter Rechtsbereich 2, Bundesamt für Gesundheit BAG

– Nora Kronig, Vizedirektorin, Leiterin Abteilung Internationales, Bundesamt für Gesundheit BAG

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