Zu tausenden gehen Menschen für Frauenrechte und gegen Rassismus auf die Strasse – trotz Corona-Verbot. Nun wächst der Widerstand gegen die illegalen Demos.
Natalie Rickli Demo Coronavirus
Die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (SVP) kritisiert die Demonstrationen in Corona-Zeiten scharf – und warnt vor Superspreadern. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Frauenstreik und Anti-Rassismus sorgen für Menschenmassen in Schweizer Städten.
  • Die Demos sind verboten, werden von der Polizei aber toleriert. Das sorgt für Kritik.
  • Die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli warnt vor Superspreader-Events.

Plötzlich ist wieder was los auf Schweizer Strassen. Zu tausenden demonstrierten dieses Wochenende vorab junge Menschen. In Bern, Zürich und anderen Städten setzten sie am Samstag ein Zeichen gegen Rassismus. Und am Sonntag für die Sache der Frau.

Frauenstreik 2020 Coronavirus
Trotz Corona-Verbot demonstrierten am Sonntag in Zürich hunderte Frauen (und Männer) für feministische Anliegen.
Frauenstreik 2020 Basel Coronavirus
Auch in Basel trafen sich viele, um den Frauenstreik im Corona-Jahr 2020 zu begehen.

Das Problem: Unabhängig vom Inhalt der Demonstrationen sind die Massen-Events illegal. Denn nach wie vor dürfen gemäss bundesrätlichen Corona-Regeln maximal 300 Personen eine Veranstaltung besuchen.

Natalie Rickli übt scharfe Kritik an Demonstrationen

Die Polizei hat die Demos dennoch landauf, landab toleriert. Ein Eingreifen wäre unverhältnismässig gewesen, tönt es aus den Städten. Diese Haltung wird zunehmend nicht mehr goutiert. Vor allem auf bürgerlicher Seite wächst der Ärger.

Mit Natalie Rickli geht erstmals auch eine prominente Regierungsrätin in die Offensive. Die Gesundheitsdirektorin des Kantons Zürich warnt eindringlich vor Superspreader-Events.

Natalie Rickli Alain Berset
Natalie Rickli führt den Kanton Zürich durch die Corona-Krise – hier an einer gemeinsamen Medienkonferenz mit Gesundheitsminister Alain Berset (SP). - Keystone

Tatsächlich sehen auch Epidemiologen wie Marcel Salathé die Gefahr, dass eine einzige infizierte Person dutzende weitere anstecken könnte. Eine Rückverfolgung wäre nach einer Demo so gut wie unmöglich.

Natalie Rickli Tweet Demo
SVP-Regierungsrätin Natalie Rickli erhebt schwere Corwürfe gegen die Teilnehmer der Frauen- und Anti-Rassismus-Demos – ebenso Mario Fehr (SP). - Twitter/natalierickli

Damit liegt Rickli voll auf Parteilinie. Die Sünneli-Partei weist seit Tagen darauf hin, dass nicht mit gleichen Ellen gemessen werde. Während für Geschäfte weiterhin strikte Einschränkungen gelten, würden die Demos toleriert.

Darauf weist auch Parteikollege Werner Salzmann hin. Der Berner Ständerat hat darum heute eine dringliche Anfrage bei der Landesregierung eingereicht.

SVP Werner Salzmann
Nationalrat Werner Salzmann, SVP BE - zvg

Er fragt: «Was unternimmt der Bundesrat, wenn sich die zuständigen kantonalen Behörden weigern, die notwendigen Massnahmen durchzusetzen?»

FDP-Vize: «Gelten Regeln auch für Gutmenschen?»

Doch nicht nur in der SVP sorgt die aktuelle Situation für Stirnrunzeln. Der Ausserrhoder FDP-Ständerat Andrea Caroni fragt auf seinem Twitter-Account: Gelten die Corona-Regeln eigentlich auch für Gutmenschen, oder nur für alle anderen?»

Andrea Caroni
FDP-Ständerat Andrea Caroni zeigt ebenfalls kein Verständnis für die unbewilligten Demonstrationen. - Keystone

Der FDP-Vize erhält dafür viel Zuspruch. CVP-Nationalrätin Marianne Binder bezeichnet die Demos gar als «Skandal». Die Kritik habe aber nicht der Polizei, sondern den jeweiligen Regierungen zu gelten, so die Aargauerin.

Selbst auf der linken Seite des Spektrums ist nicht mehr allen ganz wohl bei den Bildern der Massen. Cédric Wermuth appellierte schon letzte Woche an die Teilnehmer, dass sie eine Maske tragen sollen. Mit der «Widersprüchlichkeit» der Corona-Regeln müsse man halt bis auf weiteres leben, so der SP-Nationalrat.

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