Bundesräte halten erste Reden zum 1. August
Einige Bundesräte haben am Vorabend des 1. August erste Reden gehalten. Sie sprachen über Krisen, Heimat und Frühfranzösisch.

An zahlreichen Orten in der Schweiz haben die Feierlichkeiten zum 1. August bereits am Donnerstag begonnen. Zehntausende bestaunten etwa in Basel ein grosses Feuerwerk. Auch mehrere Mitglieder des Bundesrats hielten am Vorabend des Schweizer Nationalfeiertags erste Reden. Diese drehten sich unter anderem um die Themen Krise, Heimat, Europa und Frühfranzösisch.
Bundesrat Albert Rösti (SVP) etwa, sprach anlässlich der Feiern am Donnerstag im jurassischen Bonfol zunächst über die Krisen in der Welt. So hob er die Corona-Pandemie, den Ukrainekrieg und den Nahostkonflikt hervor.
«Die Kadenz der Eskalationen ist manchmal so hoch, dass man kaum mithalten kann und sie auch bald schon wieder vergessen sind», sagte Rösti. Dies stehe in starkem Kontrast zu den fröhlichen Feierlichkeiten in der Schweiz. Diese würde die Krisen «glücklicherweise nur abgeschwächt spüren».
Rösti: Blattner zeigen ein Zeichen der Stärke des Landes
Vielen Menschen hierzulande sei die Bedeutung von Heimat indes «wieder stärker bewusst geworden», nachdem Blatten VS unter Schuttmassen begraben wurde und «den Blattnerinnen und Blattnern ihr Dorf – ihre Heimat – genommen wurde».
Dass die Bevölkerung ihr Dorf wieder aufbauen wolle, sei ein Zeichen der Stärke des Landes. Dazu zählte er auch die Spenden, die eingingen, und die schnelle Reaktion des Bundes. Blatten habe gezeigt, «dass die Schweiz eine funktionierende Gemeinschaft ist».
In der Folge reiste Rösti für eine weitere Rede weiter nach Luzern. Dort betonte der Energieminister unter anderem den Zusammenhalt von Stadt und Land. Vier weitere Ansprachen wird Rösti indes am 1. August selbst halten – drei davon in der Westschweiz, eine im Baselbiet.
Baume-Schneider kämpft für Frühfranzösisch
SP-Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider machte sich an der Bundesfeier in Rorschach derweil für den Erhalt des Frühfranzösisch stark. Vorstösse zur Abschaffung in mehreren Deutschschweizer Kantonen betrachte der Bundesrat mit Sorge, sagte die Innenministerin bei ihrem Auftritt. «Wir müssen uns gegenseitig verstehen.»
«Wir müssen uns bewusst sein, dass unser Land langfristig nur funktionieren kann, wenn wir fähig und willens sind, uns für die anderen Sprachregionen zu interessieren.» Die Sprache sei dafür das entscheidende Werkzeug.
In der Westschweiz gebe es keine Diskussionen über Deutsch in der Primarschule. «Es ist eine Selbstverständlichkeit. Das sollte uns zu denken geben.» Die kulturelle und sprachliche Vielfalt der Schweiz mache diese auch «zu einem sehr europäischen Land», so Baume-Schneider weiter. Der wirtschaftliche Erfolg des Landes beruhe zu einem grossen Teil auf konstruktiven Beziehungen zu Europa.
Am Freitag geht die Nationalfeiertagsreise für Baume-Schneider in Delley FR sowie später am Abend in Tresa TI weiter.
Parmelin: Schweiz muss für gerechte Sache einstehen
«Wir müssen weiterhin mutig sein, um uns nicht entmutigen zu lassen», sagte derweil Wirtschaftsminister Guy Parmelin am Donnerstag in seiner Rede zum Nationalfeiertag in Fully VS. Die Schweiz müsse stets weitermachen, um im richtigen Moment zu handeln und für die gerechte Sache einzustehen.
«Die Freiheit unseres Landes, seine Unabhängigkeit, die Demokratie und der Frieden – all dies sind gerechte und in unserer Bundesverfassung verankerte Anliegen.»
Guy Parmelin sprach von einem «unruhigeren Verlauf der Geschichte als je zuvor» und zählte einige «Irrungen und Wirrungen unserer Zeit» auf. Er ging insbesondere auf die Zunahme von Gewalt, die galoppierende Militarisierung sowie ökologische und humanitäre Herausforderungen ein, bevor er sich mit der Frage befasste, welchen Platz die Schweiz in diesem Umfeld einnimmt.
Parmelin lobt Kultur des Kompromisses
Als Gegenmittel zu Fatalismus und Resignation hat der Waadtländer den Mut als «Energiequelle» bezeichnet, um das Bild einer Schweiz, die in alle Welt strahlt, weiter zu nähren. Ihre politische und institutionelle Stabilität, ihre Exzellenz in den Bereichen Innovation, Ausbildung und Forschung sowie die Kultur der Qualität und des Kompromisses seien allesamt wichtige Stärken, die es mit Mut und Überzeugung zu pflegen gelte, sagte Parmelin.
Zehntausende verfolgten am Donnerstagabend in Basel das grosse 1.-August-Feuerwerk über dem Rhein. Zum Spektakel am Nachthimmel wurden bis zu 120'000 Besucherinnen und Besucher erwartet. Sie reihten sich bei trockenem Wetter beidseitig des Rheins in die Festmeile ein und füllten drei Rheinbrücken.
Alle warteten auf den Höhepunkt mit dem Feuerwerk, das um 23.00 Uhr begann und insgesamt 16 Minuten dauerte. Abgefeuert wurde es von zwei Schiffen oberhalb und unterhalb der Mittleren Brücke. Nach dem grossen Stadtfest folgt am Freitagabend die offizielle Bundesfeier in Basel auf dem Bruderholz mit Feuershow und Feuerwerk.
Bundespräsidentin Keller-Sutter hält nur eine Rede
Am 1. August steigen in vielen Gemeinden Feiern zum Nationalfeiertag. Manche erwarten Besuch von der Landesregierung. So nimmt Wirtschaftsminister Parmelin dann am Bauernhofbrunch auf dem Solothurner Stüdelihof teil, bevor er seinen Tag in Klosters GR ausklingen lässt.
Die weiteren Mitglieder der Landesregierung halten ihre Reden allesamt am Nationalfeiertag selbst. Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter ihrerseits beschränkt sich auf einen einzigen Auftritt auf dem Rütli im Kanton Uri. Ebenfalls am Vierwaldstättersee, im schwyzerischen Gersau, hält Aussenminister Ignazio Cassis seine 1.-August-Rede. Auch er nimmt nur an einer Veranstaltung teil.
Verteidigungsminister Martin Pfister wird indes an drei verschiedenen Orten Ansprachen halten. Der dienstjüngste Bundesrat wird am Brunch auf dem St. Galler Bauernhof Rimensberg bei Lütisburg teilnehmen, dann nach Amriswil im Thurgau reisen und schliesslich in Freiburg reden.
Auch Parteispitzen halten Reden
Auch Justizminister Beat Jans wird am Freitag drei Reden halten. Der Basler reist am Morgen nach Schaffhausen und am Mittag nach Altdorf, bevor er den Tag in Windisch AG beendet.
Weiter werden auch die Präsidentinnen und Präsidenten der grossen Schweizer Parteien an 1.-August-Feiern erwartet. Mitte-Präsidentin Philipp Matthias Bregy etwa tritt in Lostorf SO und in Fiesch VS auf, Grünen-Präsidentin Lisa Mazzone derweil in Rümlang ZH.