Lübeck (D): Millionen-Gauner liessen sich in Bank einschliessen
Ein perfekter Plan, kaum Spuren und Beute in Millionenhöhe: Ein Jahr nach dem spektakulären Bankraub von Lübeck (D) tappen die Ermittler weiter im Dunkeln.

Das Wichtigste in Kürze
- Vier Täter raubten aus einer Lübeck-Bank Schliessfächer im Wert von über 19 Millionen aus.
- Die Bande liess sich einschliessen und brachte offenbar sogar eine eigene Toilette mit.
- Ein Jahr nach der Tat fehlen den Behörden entscheidende Hinweise auf die Täter.
Am Mittag des 20. Dezember 2024 betraten vier mutmassliche Täter die Filiale der Deutschen Bank am Kohlmarkt in Lübeck (D). Lange Mäntel, tief ins Gesicht gezogene Mützen – sie wirkten wie gewöhnliche Kunden.
Erst 17 Stunden später verliessen sie das Gebäude wieder. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie Gold, Schmuck und Bargeld aus Hunderten privater Schliessfächer erbeutet. Die Schadenssumme: Über 19 Millionen Euro!
Bis heute fehlt von der sogenannten «Mantel-Bande» jede Spur. Die Polizei kommt offenbar nicht entscheidend voran. Geschädigte Kunden haben inzwischen eine Belohnung von fast 300’000 Euro ausgesetzt und den bekannten Privatermittler Josef Resch (76) eingeschaltet.
Er zeigt sich gegenüber der «Bild» überzeugt: Der Coup war minutiös geplant – bis hin zum mitgebrachten WC.
Ermittler gehen in Lübeck von Insiderhilfe aus
Nach Reschs Rekonstruktion liessen sich die Täter bewusst in der Bank in Lübeck einschliessen. Sehr wahrscheinlich versteckten sie sich in Büroräumen in den oberen Etagen. Warum sie niemand bemerkte und weshalb die erst fünf Jahre alte Alarmanlage nach Geschäftsschluss nicht auslöste, ist weiterhin ungeklärt.
Fest steht: Die Täter überwanden vier gesicherte Türen, gelangten in den Tresorraum und brachen dort ungestört 371 Schliessfächer auf. Um keine DNA-Spuren zu hinterlassen, nutzten sie offenbar eine mitgebrachte Mini-Toilette.

«In einem der Koffer hatten die Gangster sogar eine eigene Toilette dabei. Damit sie die WCs der Bank nicht benutzen müssen», sagt Resch. Vermutlich handelte es sich um ein Chemie-Klo.
Der Ermittler geht zudem von Insiderhilfe aus. «Vielleicht jemand aus einer Sicherheits- oder Reinigungsfirma. Das ist schon äusserst abgebrüht», so Resch.
Auffällig: In der eiskalten Nacht fielen dem Sicherheitsdienst zwei SUVs im Hinterhof der Bank auf. Doch der Wachmann fragte die Insassen lediglich, ob sie Feuer für seine Zigarette hätten. Kennzeichen notierte er nicht.
Privatermittler: «Ich kriege die Mantel-Bande»
Im Tresorraum arbeiteten die Täter währenddessen weiter. Rund 300 Kilo Gold und Schmuck sowie grosse Mengen Bargeld verschwanden. Gegen fünf Uhr morgens verliess die Bande die Bank über den Hinterhof. Dabei passierte ihr offenbar der einzige Fehler: Die Alarmanlage schlug doch noch an.
Die Polizei traf kurz darauf ein, verpasste die Täter aber knapp. «Um ein oder zwei Minuten», sagt Resch. Er zeigt sich dennoch optimistisch. «Ein guter Ermittler muss wie ein Krimineller denken können – ich kriege die Mantel-Bande.»

Bereits habe sich eine Person anonym bei ihm gemeldet, ein Treffen sei geplant, so der Privatermittler. Die Staatsanwaltschaft gibt sich währenddessen zum Raubüberfall in Lübeck zurückhaltend.
«Das Verfahren ist derzeit noch nicht abgeschlossen», sagt Sprecher Jens Buscher. Bestätigt wird jedoch: Der Wert der Beute liege inzwischen bei über 19 Millionen Euro – mehr als bislang bekannt.












