Vor dem Covid-Regime stellte sich der Bundesrat den Fragen der Journalisten. Mit den Interviews für private Medien soll es auch nach der Pandemie vorbei sein.
Interview Bundesrat
Keine Interviews nach den Medienkonferenzen mehr: Früher (rechts) war das noch möglich. - Keystone/Nau.ch
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bundesrat war vor Corona für bilaterale Interviews nach Medienkonferenzen verfügbar.
  • Diese Praxis wurde aufgrund der Pandemie abgeschafft, dafür seien die Konferenzen länger.
  • Das soll nun künftig so bleiben. Medienschaffende reden von starken Einschränkungen.

Das Coronavirus hat vieles verändert – auch wie der Bundesrat mit der Öffentlichkeit kommuniziert. Die Medienkonferenzen des Gremiums wurden noch nie mit so viel Interesse von der Allgemeinheit verfolgt. Um aber das Ansteckungsrisiko im Medienzentrum zu vermindern, wurde gewisse Massnahmen ergriffen.

Medienkonferenz Saal Bundeskanzlei
So sieht in Zeiten der Pandemie der Medienkonferenzsaal des Bundes aus: Beschränkte Teilnehmendenzahl, nur einige Medienschaffende werden zugelassen.
medienzentrum Bern Bund Leuenberger
Das Medienzentrum des Bundes wurde 2006 unter Bundespräsident Moritz Leuenberger eröffnet.

So erhalten nur Medienschaffende Zugang, die zu mindestens 60 Prozent über das Bundeshaus berichten. Pro Medium darf nur eine Person geschickt werden.

Und: Auf bilaterale Interviews wird verzichtet, dafür werden die Konferenzen verlängert, um auf alle Fragen antworten zu können.

Bundesrat verzichtet künftig auf Interviews

Die letzte Massnahme will der Bundesrat nun auch nach der Pandemie beibehalten. Ursula Eggenberger, Kommunikationsverantwortliche der Bundeskanzlei, teilt mit: «Dies unter anderem auch, um den Zuschauerinnen und Zuschauern Gelegenheit zu geben, den Fragen der Medien ebenfalls folgen zu können.»

Interview Bundesrat
Früher konnten Bundesratsmitglieder individuell nach den Medienkonferenzen interviewt werden, wie hier Doris Leuthard mit Nau.ch. Das wurde aufgrund der Pandemie abgeschafft, und soll es nach Willen des Bundesrats auch bleiben. - Keystone

Es bestehe jederzeit noch die Möglichkeit, Interviewanfragen an die zuständigen Departemente zu stellen. Der Knackpunkt: «Es obliegt der Freiheit der Departementsvorsteherinnen und –vorsteher zu entscheiden, welche Interviews sie geben wollen. Alle Medien werden somit gleichbehandelt.»

SRG privilegiert?

Auf Anfrage der «Aargauer Zeitung» sind Bundeshausredaktoren und -redaktorinnen mit diesem Schritt spürbar unzufrieden. Es sei schon vor der Pandemie schwierig gewesen, Zugang zu den Bundesratsmitgliedern zu erhalten, sagen viele. Ausserdem bemängeln sie, dass so die öffentlich-rechtliche SRG privilegiert werde.

Urs Leuthard Sommaruga
Bundesrätin Simonetta Sommaruga im Gespräch mit Urs Leuthard, Leiter Bundeshaus beim SRF. - Keytsone

Das SRF hat Studios direkt im Medienzentrum des Bundes. Zudem verfügt es über viel mehr Ressourcen als private Medien. Alain Berset trottete nach seinen Corona-Pressekonferenzen praktisch immer noch zum «SRF» für ein Exklusiv-Interview.

Auf Anfrage der «AZ» jedoch sagt Bundeshauschef Urs Leuthard, so einfach sei es für das SRF nun auch wieder nicht. «Wir bekommen bei weitem nicht immer alle Bundesräte für Interviews», erklärt er.

Was halten Sie von der Abschaffung der Interviews von Bundesratsmitgliedern?

Ihm sei zudem wichtig, dass es für Privat- wie auch öffentlich-rechtliche Sender «gleich lange Spiesse» gebe. Die Vereinigung der Bundeshausjournalisten werde mit der Bundeskanzlei und den Departementen besprechen, sagt sie auf Anfrage der «AZ».

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