Belgien macht's vor: Sollte auch die Schweiz wieder auf AKWs setzen?

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Belgien macht den Atomausstieg rückgängig. Ein Vorbild für die Schweiz? Die Meinungen gehen diametral auseinander.

Kernkraftwerk Gösgen AKW
Dampf strömt aus dem Kühlturm des Kernkraftwerks Gösgen, aufgenommen beim Sonnenuntergang am 25. Januar 2022 in der Gemeinde Däniken SO. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Belgien will trotz Atomausstiegs wieder auf AKWs setzen.
  • So soll die Versorgungssicherheit gewährleistet werden.
  • Die Situation ist mit der Schweiz vergleichbar – doch die Meinungen gehen auseinander.

Belgien steigt aus aus dem Atomausstieg: Mit überwältigender Mehrheit stimmte das Parlament für eine Verlängerung der Laufzeiten der bestehenden AKWs. Die Regierung plant auch bereits den Bau von neuen Reaktoren. Grund ist die Sorge, wegen dem Ukraine-Krieg könnten andernfalls Strommangellagen auftreten.

FDP: Schweiz kommt nicht vom Fleck

Schlagzeilen machte letzten Monat auch Finnland, wo selbst die Grünen für neue AKWs sind. Und die Schweiz?

«Fast alle Länder machen vorwärts bei der Sicherung der Stromversorgung», sagt FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen. «Nur die Schweiz kommt nicht vom Fleck.» Gerade im Winter werde die Lage zunehmend unangenehm.

Christian Wasserfallen FDP
Nationalrat Christian Wasserfallen (FDP/BE) spricht in einer Nationalratsdebatte, am 12. März 2025. - keystone

Dabei wäre die Situation in der Schweiz und in Belgien noch ziemlich vergleichbar, erläutert Florian Kasser, Atomexperte bei Greenpeace Schweiz: «Wie in der Schweiz sind die belgischen Atomkraftwerke überaltert und müssen in absehbarer Zeit abgeschaltet werden.» In beiden Ländern stelle sich also die Frage nach Ersatz – und Belgien hat diese Frage nun beantwortet.

Greenpeace: «Ideologische Entscheidung»

Die Reaktion Belgiens auf den kriegsbedingt drohenden Strommangel kann Kasser aber nicht nachvollziehen. «Nein, das ist eine ideologische Entscheidung», sagt er, denn sie trage nicht zur Versorgungssicherheit bei. Wer schnell Strom wolle, müsse die erneuerbaren Energien ausbauen.

Soll die Schweiz neue AKWs bauen?

Das könnten beide Länder, wobei es die Schweiz viel leichter habe, weil wir bereits über viel Wasserkraft verfügen. In der Kombination mit Solarenergie habe die Schweiz «ein Dreamteam», findet Florian Kasser.

Zweierlei «schnell vorwärts»

Kasser sieht die internationalen Trends auch anders als FDPler Wasserfallen. Dieser findet, zur Erreichung der Klimaziele komme die Schweiz nicht um neue Kernkraftwerke herum. So, wie das viele Länder schon vormachten.

Axpo Solarmodule
Solaranlage der Axpo an der Muttsee Staumauer in Linthal GL. (Archivbild) - Keystone

«Im Vergleich zum Ausbau von Wind- und Solarenergie sind Atomkraftwerke weltweit zur Randerscheinung geworden», analysiert dagegen Greenpeace-Experte Florian Kasser. Dass es nur mit dem Ausbau der Erneuerbaren schnell vorwärts gehe, hätten die meisten Länder der Welt erkannt.

Kommentare

User #2264 (nicht angemeldet)

Hamid Aït Abderrahim, der für das Myrrha-Projekt verantwortliche Reaktorphysiker erklärt den Nutzen des Forschungsreaktors: «Myrrha könnte es uns ermöglichen, einen Teil der hochaktiven Abfälle aus unseren derzeitigen Kernkraftwerken, die bis zu 300’000 Jahre lang radiotoxisch bleiben, als Brennstoff wiederzuverwenden. Unsere Forschung zeigt, dass wir radioaktive Abfälle nach nur 300 Jahren wieder auf ihr natürliches Radiotoxizitätsniveau bringen können.» Damit lasse sich die notwendige Einschlussdauer der hochaktiven Abfälle von einer geologischen Zeitskala auf eine menschliche Zeitskala reduzieren und zudem das Abfallvolumen um den Faktor 100 reduzieren, ergänzte der Reaktorphysiker.

User #2159 (nicht angemeldet)

Die Schweiz muss umdenken das wo die Grünen und linke machen ist unglaubwürdig. Die Kosten Wasserkraft Windkraft wasserkraft ,die Kosten viel mehr als ein neus AKW wo sicherer ist.

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