Alt-Ständerat Ruedi Noser sass im Komitee der Gletscher-Initiative und befürwortete das Klimaschutz-Gesetz. Jetzt plant er eine Kreuzfahrt als Betriebsausflug.
Ruedi Noser Kreuzfahrt Klimaschutz
Ruedi Noser sass im Komitee der Gletscher-Initiative – ausgerechnet er sticht mit seinem Unternehmen in See: Anlässlich des 40-jährigen Bestehens ist eine Kreuzfahrt geplant. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ruedi Noser ist in Erklärungsnot: Zum mittlerweile dritten Mal sticht sein Betrieb in See.
  • Anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Betriebs ist eine einwöchige Kreuzfahrt geplant.
  • Noser sass im Komitee der Gletscher-Initiative und befürwortete das Klimaschutz-Gesetz.
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Unternehmenskultur und Arbeitsklima verbessern, innerhalb des Teams das «Wir-Gefühl» fördern. In vielen Firmen gehören Betriebsausflüge zum Arbeitsalltag dazu. Beim Umfang gibt es aber Unterschiede ...

Die Noser-Gruppe unter der Leitung von Alt-FDP-Ständerat Ruedi Noser hat nämlich Grosses vor, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet: Anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Unternehmens plant sie eine einwöchige Kreuzfahrt im Mittelmeer. Für die gesamte Belegschaft und deren Familien, wohlgemerkt.

Das IT-Unternehmen hat eigens für diesen Anlass ein Kreuzfahrtschiff gechartert. Die Reise beginnt am 5. Oktober in Genua und führt über Barcelona, Mallorca, Valencia bis nach Marseille – um schliesslich am 11. Oktober wieder in Genua anzukommen.

Ein spektakuläres Ereignis für die rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auf Ruedi Noser prasselt nun aber Kritik ein.

Ruedi Noser Kreuzfahrt Klimaschutz
Ruedi Noser in Erklärungsnot: Zum mittlerweile dritten Mal sticht sein Betrieb in See. Anlässlich des 40-jährigen Bestehens plant er eine einwöchige Kreuzfahrt im Mittelmeer. (Archivbild)
Ruedi Noser Kreuzfahrt Klimaschutz
Ein spektakuläres Ereignis für die rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ehemaligen FDP-Ständerates – und ihre Familien, wohlgemerkt. (Archivbild)
Ruedi Noser Kreuzfahrt Klimaschutz
Kreuzfahrten sind notorisch für ihren CO2-Ausstoss und gelten als klimaschädlich – dass ausgerechnet Nosers Betrieb mit dem Schiff durchs Mittelmeer tuckert, wirft Fragen auf. (Symbolbild)
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Immerhin sass Noser im Komitee der zurückgezogenen Gletscher-Initiative – der Ausgangspunkt des Klimaschutz-Gesetzes, das von der Stimmbevölkerung angenommen wurde. (Archivbild)
Ruedi Noser Kreuzfahrt Klimaschutz
Der Betrieb habe Massnahmen ergriffen: So soll ein umweltfreundlicheres Schiff zum Einsatz kommen. Die Mehrheit der Angestellten habe sich für die Kreuzfahrt entschieden. (Symbolbild)

Wasser predigen und Wein trinken?

Dass ausgerechnet das Unternehmen des ehemaligen FDP-Ständerats mit einem Kreuzfahrtschiff durchs Mittelmeer tuckert, wirft nämlich Fragen auf: Immerhin sass Noser im Komitee der zurückgezogenen Gletscher-Initiative – der Ausgangspunkt des Klimaschutz-Gesetzes, das am 18. Juni 2023 von der Stimmbevölkerung angenommen wurde.

ruedi Noser
Ruedi Noser erntet Kritik. - Twitter

Auch in den sozialen Medien erntet der Alt-Ständerat reichlich Kritik: Für den Berner GFL-Grossrat Manuel C. Widmer beispielsweise entlarve er sich damit als «opportunistisches Windfähnchen», wie er auf X (ehemals Twitter) erklärt.

Andere User hingegen loben den Unternehmer für diese Grosszügigkeit gegenüber seinen Angestellten: «Alle Achtung vor einem Patron wie Ruedi Noser. Es gibt noch Unternehmer, die ihre Firma wie eine grosse Familie behandeln.»

Kreuzfahrt als Dankeschön – zum dritten Mal

Es ist überdies nicht das erste Mal: Schon 2009 und 2017 durften sich die Angestellten über eine solche Mittelmeerkreuzfahrt freuen. Die erste Durchführung schlug sich noch mit rund drei Millionen Franken zu Buche, dieses Mal wird es gar noch teurer: Ruedi Noser rechnet mit Kosten von knapp fünf Millionen Franken!

Ruedi Noser Kreuzfahrt Klimaschutz
Wasser predigen und Wein trinken? Ruedi Noser war ein Befürworter des Klimaschutz-Gesetzes und sass gar im Komitee der Gletscher-Initiative. (Symbolbild) - keystone

Kreuzfahrten sind notorisch für den extrem hohen CO2-Ausstoss und gelten als äusserst klimaschädlich. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» äussert ein Mitarbeiter des Unternehmens seine Überraschung: 2017 habe die Geschäftsleitung verlauten lassen, dass dies aus ökologischen Gründen der letzte Kreuzfahrt-Arbeitsausflug sein werde.

Die Noser-Gruppe habe jedoch Massnahmen ergriffen: So soll ein neueres und umweltfreundlicheres Schiff zum Einsatz kommen. Eine Mehrheit der Belegschaft habe sich laut Noser in einer Umfrage für die Kreuzfahrt entschieden – trotz Umweltbedenken.

Würden Sie gerne einmal eine Kreuzfahrt machen?

Zudem sollen Anreize geschaffen werden, damit die Mitarbeitenden mit ÖV oder Velo zur Arbeit kommen. Wenn möglich, sollen die Angestellten überdies per Zug nach Genua reisen. Die Mitarbeitenden aus Bulgarien und den USA werden aber fliegen müssen.

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