In Bonn arbeitet die ganze Welt am Kampf gegen die Erderwärmung. Und zwar unter gehörigem Zeitdruck. Es geht diesmal vor allem ums Kleingedruckte - und um ein Signal in Trump-Zeiten.
globale erwärmung IPCC
Globale Erwärmung: Der Meeresspiegel könnte bis zum Ende des Jahrhunderts um einen Meter steigen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Morgen werden mehr als 20'000 Teilnehmer zum Weltklimagipfel nach Bonn reisen.
  • Zwei Jahre nach dem Klimaabkommen von Paris soll die Welt endlich in Schwung kommen.
  • Aktuell haben 170 Beteiligte oder Länder das Abkommen ratifiziert.

Es wird die grösste zwischenstaatliche Konferenz, die es je auf deutschem Boden gab. Mehr als 23'000 Menschen aus 197 Ländern treffen sich vom 6. bis 17. November in Bonn, um den Kampf gegen den Klimawandel und seine Folgen voranzutreiben. Zwei Jahre, nachdem das Pariser Klimaabkommen bejubelt wurde, ist die Klimadiplomatie wieder in den Mühen der Ebene angekommen - und nimmt Anlauf für den nächsten wichtigen Schritt.

Wer trifft sich in Bonn?

Neben Klimapolitikern, Wissenschaftlern und Aktivisten kommen auch Staats- und Regierungschefs - und einige Promis. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sich angekündigt, Kanzlerin Angela Merkel ebenfalls. Schauspieler Leonardo DiCaprio, der sich schon lange für Klimaschutz stark macht, soll ebenso vorbei schauen wie der US-Politiker und Friedensnobelpreisträger Al Gore. Der Gouverneur von Kalifornien, Jerry Brown, wird auch erwartet. Klimaschützer sehen ihn als wichtigen Gegenspieler von US-Präsident Donald Trump im Kampf gegen die Erderwärmung. Auch Browns Vorgänger wird dabei sein, der in Deutschland noch viel bekannter ist: Arnold Schwarzenegger.

Das Klimaabkommen gibt es doch seit zwei Jahren?

Die Einigung auf das Abkommen war 2015 in Paris ein riesiger Durchbruch, inzwischen haben 169 Parteien es ratifiziert. Aber das Entscheidende ist die Umsetzung. Und wie die im Detail laufen soll, ist noch nicht klar. Grundsätzlich haben die Staaten eigene Ziele zur Treibhausgas-Minderung zugesagt. In einem Zyklus von fünf Jahren sollen deren Klimaschutzwirkungen überprüft und die Zusagen immer ehrgeiziger werden. Wichtig ist aber auch die Anpassung an den Klimawandel und der Umgang mit Schäden, die etwa steigende Meeresspiegel und Extremwetter anrichten.

Bisher reichen die Ziele der Staaten also nicht aus?

Nein. Das Ziel das Pariser Abkommens ist, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst auf 1,5 Grad einzudämmen. Schon diese begrenzte Erwärmung wird Experten zufolge deutlich spürbar sein - Dürren und Starkregen häufen sich, die Meeresspiegel steigen, das «ewige» Eis schmilzt ab. Aber: Selbst bei Einhaltung aller bisher von den Ländern vorgelegten Klimaschutzzusagen wird sich die Erdtemperatur laut UN-Umweltprogramm um mindestens drei Grad im Vergleich zur Zeit vor der Industrialisierung erhöhen. Da muss also noch viel passieren.

Was genau soll also in Bonn passieren?

Die Politiker müssen sich auf ein Regelwerk einigen, das die nationalen Klimaziele vergleichbar und überprüfbar macht. Ein Erfolg wäre aus Sicht von Klimaschützern, wenn nach der Konferenz ein Entwurf vorliegt - auch wenn es von umstrittenen Passagen noch mehrere Versionen geben dürfte. Ein Problem wäre laut Experte Jan Kowalzig von Oxfam dagegen, wenn es gar nichts Schriftliches gibt, da der Zeitdruck dann zunähme. Denn 2018 beginnt der erste «Überprüfungsdialog», um zu sehen, ob die Staaten auf dem richtigen Weg sind. Umstritten ist zum Beispiel, welche Unterschiede zwischen Industrie- und Entwicklungsländern gemacht werden.

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