Gendering ist ein Dorf wie aus dem Bilderbuch. Aber die Dörfler könnten alle Millionäre werden, wenn sie nicht an der Idylle festhalten. Die Frauen sind dafür - und treten in den Sexstreik.
Diana (Marlene Morreis, l.), Fritzi (Michelle Barthel, 2.v.l.), Marie (Sophie von Kessel, M.), Paula (Anna Maria Mühe, 2.v.r.) und Judith (Saskia Vester, r.) verbünden sich gegen die Männer. Foto: Erika Hauri/ZDF/
Diana (Marlene Morreis, l.), Fritzi (Michelle Barthel, 2.v.l.), Marie (Sophie von Kessel, M.), Paula (Anna Maria Mühe, 2.v.r.) und Judith (Saskia Vester, r.) verbünden sich gegen die Männer. Foto: Erika Hauri/ZDF/ - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Es geht um Heimat und ums Glück, um Sex und ums grosse Geld.

Denn in Gendering, einem Nest im Tölzer Land, in dem vor allem die Frauen noch Träume haben, scheint plötzlich alles möglich zu sein.

Schuld daran ist Regina (Anne Schäfer), eine so berechnende wie skrupellose Anlageberaterin, die schon mit Dollarzeichen in den Augen auf die Welt gekommen ist. Sie plant, das Dorf an einen Grossinvestor zu verscherbeln, der daraus einen Luxus-Ferienpark machen will. Die Frauen sind dafür, die Männer skeptisch - das ist die schlichte, aber solide Grundlage für die TV-Komödie «Wenn Frauen ausziehen» nach dem Drehbuch von Christian Jeltsch und unter der Regie von Matthias Tiefenbacher. Das ZDF zeigt sie als «Fernsehfilm der Woche» am Donnerstag, 30. Mai, um 20.15 Uhr.

Das grosse Plus der Komödie ist die Besetzung: Anne Schäfer spielt ihre Luderrolle so überzeugend, dass ihr die Antipathien der Zuschauer sicher sind. Bei Anna Maria Mühe ist es genau andersherum: Für sie hat Christian Jeltsch eine Figur entworfen, die jeder mögen muss, der kein Herz aus Stein hat. Respekt verdient die 33-Jährige Berlinerin («Solo für Weiss», «Dogs of Berlin») schon deshalb, weil sie in der Komödie ganz überzeugend Bayerisch spricht.

Mühe ist darin Paula, die Gastwirtstochter, deren Mutter vom Blitz erschlagen wurde und deren Vater Alfons die eine oder andere ausgeprägte Macke hat. Dazu gehört, dass er auch vom Blitz getroffen werden möchte, um im Jenseits mit seiner Frau vereint zu sein; mal abgesehen davon, dass sein Gasthof hoch verschuldet ist. 

Den eigenwilligen Alfons spielt Friedrich von Thun. Und sein Sohn Max von Thun spielt passenderweise Max, Paulas Ex, was man als weiteren Besetzungscoup abbuchen kann. Max hat Paula drei Jahre zuvor sitzen lassen und ist in die Welt gezogen. Doch nun taucht er plötzlich wieder im Dorf auf, weil Alfons ihn gebeten hat, im Gasthaus mitzuhelfen.

Paula tobt vor Wut. «Sie mag di no immer», raunt der Vater Max zu, aber der ist sich nicht ganz sicher, ob er ihm da vertrauen sollte. Da ist auf Seiten des Alten erkennbar Wunschdenken im Spiel. Es kommt jedenfalls, wie's kommen muss: Beim ersten stürmischen Gewitter küssen sich Paula und Max im Dauerregen. Und bald ist es auch im Bett wie in alten Zeiten. 

Währenddessen macht Regina Paula ein Angebot, das sie nicht ablehnen kann: «Das neue Gendering: authentic Bavaria» beschreibt sie das Projekt. Es geht um einen Haufen Geld - 18 Millionen Euro. Die sollen die Dorfbewohner bekommen, wenn sie ihre Häuser und Grundstücke verkaufen.

Paula ist begeistert. Und auch die übrigen Frauen des Dorfes sind gleich dafür. Nur die Männer, behäbige Gegner jeder Veränderung, wollen nicht. Die Frauen setzen sie unter Druck: «Keine Hausarbeit, kein Sex - totale Verweigerung!» heisst jetzt ihr Motto. Es ist ein bisschen wie in der antiken Komödie «Lysistrata» von Aristophanes, in der die Frauen aus Sparta und Athen in den Sexstreik treten, um ihre Männer gefügig zu machen. 

Und die Männer in Gendering staunen. Karl (Felix Vörtler) schon einfach deshalb, weil er morgens sein Jägerfrühstück nicht mehr wie gewohnt bekommt - eine völlig neue Erfahrung für den ziemlich beschränkten Macho. Doch klein beigeben? «Niemals!», schwört Karl. Und alle übrigen Männer schwören mit. 

Die Frauen allerdings - wie die von Sparta und Athen - lassen sich davon nicht beeindrucken. Und bringen die Kerle mit List und Tücke dazu, sich umstimmen zu lassen. Mal nutzen sie Spielsucht des einen aus, mal die sexuellen Fantasien des anderen. Am Schluss haben sie sie alle im Sack. Und was wird aus das Grossprojekt «authentic Bavaria», das die Dorfbewohner zu Millionären machen soll? Trotz allem nichts, war ja klar. Dazu klang es auch einfach zu bescheuert. 

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