Während der Konferenz vom 20. Januar 1942 wurde am Berliner Wannsee der millionenfachen Mord der europäischen Juden festgeschrieben. Eine neue Dauerausstellung wird in dem Geböde nun eröffnet.
Ein Mann betrachtet eine Info-Tafel in der Dauerausstellung «Die Besprechung am Wannsee und der Mord an den europäischen Jüdinnen und Juden». Foto: Paul Zinken/dpa
Ein Mann betrachtet eine Info-Tafel in der Dauerausstellung «Die Besprechung am Wannsee und der Mord an den europäischen Jüdinnen und Juden». Foto: Paul Zinken/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Haus der Wannsee-Konferenz, in dem sich 1942 Vertreter deutscher Ministerien und des NS-Machtapparats auf den millionenfachen Mord der europäischen Juden verständigten, bekommt eine neue Dauerausstellung.

Die Gedenkstätte am Berliner Wannsee, wo 15 Männer die «Endlösung der Judenfrage» festschrieben, stellt die Konferenz vom 20. Januar 1942 als Teil des grossangelegten Mordplans der Nationalsozialisten dar, wie Direktor Hans-Christian Jasch am Donnerstag sagte. Die Ausstellung wird am Sonntag von Aussenminister Heiko Maas (SPD) eröffnet.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht wie schon zuvor das 15 Seiten lange Protokoll mit dem Stempel «Geheime Reichssache». Von dem Dokument hatte der später in Israel zum Tode verurteilte Adolf Eichmann 30 Kopien anfertigen lassen, von denen nur eine erhalten blieb. Das Protokoll über die Aufgaben der einzelnen Behörden bei der Verfolgung und Ermordung der Juden ist ein Schlüsseldokument des Holocaust, das Treffen das Sinnbild für seinen kaltblütigen Vollzug.

Auf Schautafeln und Videomonitoren geht die Ausstellung auf die Vorgeschichte der Konferenz ein. Deutlich wird dabei, dass die Verfolgung lange vor dem Treffen in der einstigen Fabrikanten-Villa begann. Besucher erfahren Hintergründe über die Konferenzteilnehmer und über Schicksale einzelner Verfolgter. Die Ausstellung wolle den Blick jenseits der Täterperspektive auf die Opfer hin erweitern.

Für Diskussionen dürfte ein interaktiver Monitor sorgen, auf dem Besucher aufgefordert werden, über die Lehren aus der Geschichte nachzudenken. Dabei wird etwa nach einem Foto zur Ausgrenzung von Juden aus dem öffentlichen Leben in der NS-Zeit eine gezeichnete Darstellung aus der Gegenwart gezeigt - ein angebliches Besuchsverbot junger männlicher Flüchtlinge im Freibad.

Die Absicht sei, damit eine Debatte anzustossen und keine Vergleiche zu ziehen, betonte die stellvertretende Direktorin Elke Gryglewski. Sollten Missverständnisse aufkommen, wolle die Ausstellung auf solche Beispiele verzichten.

Das Haus der Wannsee-Konferenz hatte 2018 rund 116.000 Besucher.

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