Mieser Trick: Kreditkarten-Betrüger warten, bis du gutes Gefühl hast
Mieser Trick im Netz: Betrüger buchen das Geld erst Tage später von der Kreditkarte ab – wenn das Opfer schon nicht mehr damit rechnet.

Das Wichtigste in Kürze
- Eine Nau.ch-Leserin (74) wurde Opfer einer neuen Kreditkarten-Betrugsmasche.
- Für die spätere Zustellung eines Päklis sollte sie mit Kreditkarte zwei Franken bezahlen.
- Der Betrug findet erst Tage später statt – wenn sich die Opfer in Sicherheit wähnen.
«Ich war wegen Betrügern auf der Hut, und bin trotzdem reingefallen.» Das sagt Marta K.* (74). Die Zürcherin wartet Anfang Dezember auf ein Päckli aus dem Ausland.
Einige Tage nach ihrer Bestellung erhält sie eine E-Mail, angeblich vom Zustelldienst DPD. Darin zu lesen: Man habe ihr ein Paket zustellen wollen, sie sei aber nicht zu Hause gewesen. Und für die Zustellung brauche es eine Unterschrift.
Das Päckli habe DPD also wieder mitgenommen und wolle es einem anderen Tag liefern. Marta K. solle nun ein neues Zeitfenster angeben, an welchem man ihr das Päckli bringen kann. Das koste aber zwei Franken.
«Ich kannte das Vorgehen mit dem neuen Zeitfenster von der Post», erzählt die Zürcherin. «Also gab ich ein neues Datum mit Uhrzeit an. Und bezahlte die zwei Franken mit der Kreditkarte.»
Doch nach der Zahlung kriegt sie ein komisches Bauchgefühl. «Plötzlich kam mir in den Sinn, dass man bei der Post nie seine Kreditkarte für die Zustellung angeben muss», sagt die Rentnerin. «Ich wurde nervös.»
In ihrer Verunsicherung rennt sie zur Post, zeigt der Mitarbeiterin am Schalter die Mail von DPD. «Vermutlich ein Fake», bestätigt diese den bösen Verdacht.
«Ich rechnete mit dem Schlimmsten»
Der Telefondienst der offiziellen DPD ist am Wochenende – es ist Samstag – nicht erreichbar. Also wartet Marta bis am Montag, und geht dann zur Bank. «Die Frau am Schalter schaute ins Konto meiner Kreditkarte. Ich rechnete mit dem Schlimmsten», so die 74-Jährige.

Doch dann grosses Staunen: Die mutmasslichen Betrüger hatten nichts von der Kreditkarte abgebucht. Nicht einmal die zwei Franken für die angebliche Zustellung. Dabei hatte Marta erwartet, dass schlimmstenfalls sogar ihre Limite von 3000 Franken ausgenutzt worden sei.
Wie kann das sein?
Als Marta K. ratlos dasteht, warnt die Bank-Mitarbeiterin sie aber: «Das ist die neue Masche von Betrügern. Sie schlagen erst nach ein paar Tagen zu. Dann nämlich, wenn ihre Opfer schon denken, es sei ja gar nichts passiert, und darum ihre Kreditkarte nicht sperren.»
Die Masche ist der Polizei bekannt
Opfer, die sich in falscher Sicherheit wähnen – und dann doch noch betrogen werden. Die Masche ist Der Kantonspolizei Zürich bekannt.
Sprecherin Carmen Surber erklärt gegenüber Nau.ch: «Bei der erwähnten Betrugsmasche handelt es sich um eine abgewandelte Form von gängigen Betrugsarten.»
Sie mahnt: «Seien Sie vorsichtig, wenn Vorauszahlungen verlangt werden. Auch wenn es sich um ‹vermeintlich› kleine Beträge handelt.»

Auch Joël Grandchamp von der Medienstelle der Raiffeisen Bank mahnt zu Vorsicht in Bezug auf mögliche Phishing-Versuche.
Grandchamp: «Dazu gehört, jeden Link und jede E-Mail, SMS, Chat- oder WhatsApp-Nachricht auf Betrugsmerkmale zu überprüfen.»
Die persönlichen Zugangsdaten oder Karteninformationen dürfen man erst eingeben, «wenn man sich sicher ist, dass es die Original-Webseite des jeweiligen Händlers oder Dienstleisters ist.»
Zudem empfiehlt Grandchamp, regelmässig sicherheitsrelevante Updates des Betriebssystems und des Browsers durchzuführen. Und niemals Anhänge von E-Mails, SMS, Chat- oder WhatsApp-Nachrichten unbekannter Herkunft zu öffnen.
Marco Kaiser von der richtigen DPD Schweiz kennt solche Betrugsversuche nur zu gut: «Phishing-Versuche im Namen von DPD kommen immer wieder vor.»
Es handle sich dabei um Betrugsversuche Dritter, bei denen der DPD-Markenname missbraucht werde. Er klärt auf: «Wir bieten keine Services an, bei denen Empfänger für eine erneute Zustellung bezahlen müssen.»
Für Marta K. ist die Geschichte – obwohl sie den Betrügern glaubte – gut ausgegangen. Sie hat kein Geld verloren, und ihr lang ersehntes Päckli ist vor einigen Tagen – mit der echten DPD – angekommen.













