Ulrike C. Tscharre jagt in «Zielfahnder» Heike Makatsch
Das Wichtigste in Kürze
- Für das deutsche Fernsehen ist es gar nicht so leicht, interessante Kulissen zu finden.
Ob Istanbul oder Venedig, England oder Schweden, der Spreewald oder Sylt: alles schon da gewesen.
Aber Südamerika? Das ist noch nicht so «abgefilmt», wie Fernsehleute sagen. Wie es in Montevideo, der Hauptstadt von Uruguay aussieht, wissen nur wenige. Es wird dort viel Tango getanzt. Und die Stadt ist eine malerisch-morbide Kulisse für einen Thriller.
In «Zielfahnder - Blutiger Tango» (26. Oktober, 20.15 Uhr im Ersten) geht Ulrike C. Tscharre wieder als LKA-Ermittlerin Hanna Landauer im Ausland auf die Jagd nach Verbrechern. Vor drei Jahren, im ersten Teil, der nach Rumänien führte, hatte sie als Fahnderin noch Ronald Zehrfeld als Kompagnon. Mit 5 Millionen Zuschauern war der Film ein Quotenerfolg für die ARD am Samstagabend. Jetzt hat Hanna Landauer einen neuen LKA-Kollegen: Lars Röwer, gespielt von Hanno Kofler («Der Pass»).
Die Geschichte spielt neun Jahre nach der Enführung eines Industriellen. Die Täter, Gisela (Heike Makatsch) und Uwe Tezloff (Jörg Hartmann), sind aus dem Gefängnis entlassen. Von den Millionen und dem dritten Täter fehlt jede Spur. Die Tezloffs setzen sich nach Südamerika ab. Die LKA-Zielfahnder jagen sie, sogar beim Tangotanzen. Das Ergebnis: Ein Krimi mit guten Darstellern, vom Tempo her im Takt eines ruhigen Samstagabends.
Die Vorbereitung klingt fast nach «Let's Dance». Tango-Neuling Ulrike C. Tscharre merkte schnell, wie schwer und komplex der Tanz ist. «Ich habe über drei Monate lang mindestens zweimal in der Woche Training gehabt. Gegen Ende war es noch intensiver», erzählte sie im dpa-Interview in Berlin. «Man sieht im Film gar nicht, was für eine Mühe darin steckt.»
Noch eine Besonderheit: Die Fahnder radebrechen einige Szenen auf Spanisch. Es wird nicht so getan, als würden Polizisten in Uruguay Deutsch sprechen. «Das war uns wichtig», sagt Tscharre. Mit Blick darauf, dass auch in anderen deutschen Filmen öfter mal eine Fremdsprache zu hören ist, findet sie: «Das ist eine gute Entwicklung, dass andere Sprachen ihren Einzug in unser Bewusstsein durch die Medien inklusive Theater und Film finden. Man kann weder politisch noch gesellschaftlich so tun, als wären wir hier in Deutschland der Nabel der Welt, als gäbe es in Deutschland nur Deutsche und als würde nur Deutsch gesprochen.»
Tscharre (47) hat eine lange Liste mit Film- und Fernsehrollen hinter sich. Die Deutsch-Österreicherin war 98 Folgen die Tochter von Mutter Beimer in der «Lindenstrasse» und spielte in der hochgelobten, aber bei den Quoten nur mässig erfolgreichen Krimiserie «Im Angesicht des Verbrechens» (2010) von Dominik Graf mit.
Von Fernsehen und Kino, aber auch in der Gesellschaft würde sich die Schauspielerin mehr Mut wünschen. «Wir haben es damals bei der Mini-Serie "Im Angesicht des Verbrechens" gemerkt, wie schwer es war, wenn man etwas Neues machen will.» Mutig findet sie Filme wie «Systemsprenger», der für den Auslandsoscar im Rennen ist. Tscharre mag den Satz «Naja, für einen deutschen Film war es ja ganz...» nicht. «Da denke ich: Was soll das denn heissen? Das ist eine Aussage, die mich richtig ärgert.»
Im «Zielfahnder» gibt es ein paar Liebeszenen. Schlechte Erfahrungen hat Tscharre bei solchen Drehs generell noch nie gemacht. «Es wurde und wird sensibel damit umgegangen. Es gibt mit Sicherheit Ausnahmen. Die kenne ich aber nur vom Hörensagen.»
Den Druck, dass man als Schauspielerin schön bleiben muss, sieht Tscharre nach wie vor. «Da hat sich nichts geändert. Es ist nach wie vor so, dass ich in Drehbüchern Sätze lese wie: "Sie ist trotz ihres Alters immer noch eine wahnsinnig attraktive Frau."» Dann denke sie: «Was soll denn das heissen? Die ist alt, aber immer noch sexy? Entweder ist sie attraktiv oder sie ist nicht attraktiv. Das ärgert mich.»
Bei den Dreharbeiten in Uruguay hat ihr die Mentalität der Leute gut gefallen. Ihr fällt dabei die Begrüssung am Morgen ein, mit der das Team in den Tag startete. «Man küsst sich einmal auf die Backe, jeder jeden, nicht nur so Bussi-Bussi, sondern man umarmt sich und nimmt den anderen richtig wahr.» Wie sehr das Team über die wochenlange Dreharbeiten zusammengewachsen ist, zeigt das Ende des Films: Da tanzen die Fahnder miteinander Tango.