Netflix erzählt in der Doku «Der Tinder-Schwindler» die Geschichte eines Betrügers, der zahlreiche Frauen um ihre Ersparnisse brachte. Hinter dem Spitznamen steckt Simon Leviev, der sich vor seinen Opfern als bedrohter Milliardärssohn ausgab. Was macht er heute?
Wer steckt hinter Simon Leviev, dem «Tinder-Schwindler»?
Wer steckt hinter Simon Leviev, dem «Tinder-Schwindler»? - Copyright (c) 2019 fizkes/Shutterstock. No use without permission.

«Wer ist der Mann, mit dem ich ein Bett teilte?», fragen sich zahlreiche Frauen in der Doku «Tinder-Schwindler» (seit 2. Februar bei Netflix). Sie erzählen die Geschichte des Betrügers Simon Leviev, der seine Opfer erst mit kostspieligen Geschenken umgarnte und ihnen dann Hunderttausende von Euro abluchste. Wer ist der «Tinder-Schwindler», der jahrelang ein Luxusleben auf Kosten von Frauen aus ganz Europa führte?

Der «Tinder-Schwindler» erbeutete knapp neun Millionen Euro

Simon Leviev wurde 1990 in Israel als Shimon Hayut geboren und wuchs in einfachen Verhältnissen in Tel Aviv auf. Laut dem britischen «Mirror» änderte er seinen Nachnamen in «Leviev», um vorzugeben, er sei mit einem gleichnamigen israelischen Geschäftsmann, der als «König der Diamanten» bekannt ist, verwandt. Als vermeintlicher Sohn des Diamanten-Moguls schwindelte er Frauen, die er auf der Dating-App Tinder kennengelernt hatte, einen luxuriösen Lifestyle vor, verwöhnte sie zunächst mit grosszügigen Geschenken und Urlauben, bevor er sie um ihre Ersparnisse brachte.

Um seine Geschichte glaubwürdig zu machen, stellte er sogar Assistenten und Bodyguards an. Nach einer kurzen «Love Bombing»-Phase, erklärte er seinen Opfern, er würde von «Feinden» bedroht werden, sei in Gefahr und bräuchte Geld. Sobald die Frauen ihm hohe Geldsummen - teils im sechsstelligen Wert - ausgezahlt hatten, verschwand er und suchte sich sein nächstes Opfer. So finanzierte Simon Leviev von 2017 bis 2019 sein Leben in Saus und Braus - laut «The Times of Israel» soll er in diesem Zeitraum rund 10 Millionen US-Dollar (etwa 8.7 Millionen Euro) von Frauen auf dem gesamten europäischen Kontinent - darunter auch einer Deutschen - erbeutet haben.

Statt dem vermeintlichen Milliardenerben steckt hinter Leviev in Wahrheit ein bereits mehrfach verurteilter Straftäter: 2011 wurde er von einem israelischen Gericht des Diebstahls und der Fälschung von Schecks angeklagt. 2015 wurde er in Finnland zu drei Jahren Haft verurteilt - er hatte bereits damals mehrere Frauen betrogen und bei seiner Verhaftung einen falschen Pass vorgelegt. Nach seiner Entlassung wurde er nach Israel zurückgeführt, wo er seinen Namen offiziell von Hayut in Leviev änderte. So gelang es ihm, unter neuer Identität nach Europa zurückzukehren und seine Betrugsmasche weiterhin auszuführen. Erst 2019 kam ihm Interpol in Griechenland auf die Schliche, daraufhin wurde er in Israel erneut zu 15 Monaten Haftstrafe verurteilt. Nach nur fünf Monaten in einem israelischen Gefängnis kam er wieder auf freien Fuss.

Auch eine Deutsche fiel Simon Leviev zum Opfer

Wie gelang es dem «Tinder-Schwindler», so viele Frauen um ihr Erspartes zu bringen? Unter seinen Opfern ist auch eine Deutsche, die dem «Spiegel» anonym schildert, wie Simon Leviev sie umgarnte und sich als «echter Gentleman» gab. Nach und nach gewann er ihr Vertrauen, teilte Fotos von seinen Reisen, lernte die Familien der Frauen kennen und ging ernsthafte Beziehungen mit ihnen ein. Nach einer Weile schlägt Leviev der anonymen Berlinerin vor, sich eine American-Express-Kreditkarte zuzulegen, die sie mit seiner verknüpfen könne, um durch seine Geschäftsreisen Bonuspunkte zu sammeln.

Bei einem Treffen, so schildert es die Frau, soll Leviev «völlig aufgelöst» gewirkt haben. Sein Vater habe einen Herzinfarkt gehabt, er müsse schnell nach Tel Aviv reisen und brauche ihre Kreditkarte. Auf der Kreditkartenabrechnung finden sich später verdächtige Beträge: 1.000 Euro bei Gucci in Amsterdam, 12.000 Euro für ein Hotel, 2.000 Euro Ausgaben in Berlin, 5.000 Euro für Flüge. Mit der Kreditkarte der Berlinerin finanziert Simon Leviev seine anderen Partnerinnen. So baut der Israeli sich nach und nach eine Art «Schneeballsystem» aus Frauen auf, die völlig unwissend das Leben der jeweils anderen Frauen bezahlt.

So kam der «Tinder-Schwindler»-Betrug ans Tageslicht

So finanziert Leviev sich über einen Zeitraum von rund drei Jahren sein Leben - bis ihm ein norwegischer Journalist der Tageszeitung «Verdens Gang» die Tour vermiest. Ofte Arntsen kontaktiert Anfang 2019 eine 32-jährige Schwedin, die zu dem Zeitpunkt die aktuelle Frau an Levievs Seite ist - und sich mitten in der «Milking-Phase», in der der Betrüger sich Geld von ihrer Kreditkarte erschleicht, befindet. In Begleitung von drei Journalisten fliegt die Schwedin im Februar 2019 nach München, um sich dort mit ihrem «Freund» zu treffen. Die Journalisten dokumentieren das Treffen heimlich und veröffentlichen später den Bericht unter dem Titel «Der Tinder-Schwindler».

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Was macht der «Tinder-Schwindler» Simon Leviev heute?

Inzwischen ist Simon Leviev wieder auf freiem Fuss. Was bleibt, sind zahlreiche Frauen, die wahrscheinlich nie Gerechtigkeit für das, was ihnen angetan wurde, erfahren werden. Leviev selbst bestreitet nach wie vor alle Vorwürfe gegen ihn. Bevor Netflix die Doku über ihn veröffentlichte, war er mit rund 100.000 Follower aktiv auf Instagram - das Profil existiert inzwischen nicht mehr. Laut «TMZ» versucht er nun, in Hollywood Fuss zu fassen. Er soll demnach bereits einen Managementvertrag unterschrieben haben und plant angeblich ein Buch, eine Dating-Show und einen Podcast.

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