Schwuler Sänger in der Türkei im Visier der Justiz
Der türkische Sänger Mabel Matiz muss sich wegen des Vorwurfs der «Obszönität» zu seinem Lied «Perperisan» vor der Justiz verantworten.

Der bekannte türkische Sänger mit dem Künstlernamen Mabel Matiz ist ins Visier der türkischen Justiz geraten. Der Musiker musste heute in Istanbul wegen des Vorwurfs der «Obszönität» aussagen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Es geht dabei um das Lied «Perperisan» («miserabel») des offen homosexuellen Sängers.
Der 40-Jährige wies die Vorwürfe zurück. Nach Angaben der Nachrichtenagentur DHA sagte er, hinter dem Lied stecke nicht die Absicht oder der Vorsatz der Obszönität. Manche Textstellen seien vielmehr missverstanden worden. Das im Song erwähnte «süsse, unerfahrene Baby» etwa beschreibe eine geliebte, aber noch unreife Person.
Der Zweck seiner Musik bestehe nicht darin, Menschen zu triggern, sondern zu vereinen, so der Sänger. Ausgangspunkt war nach Angaben von Anadolu ein Eintrag in einem staatlichen Beschwerdesystem. Jemand hatte dort vergangene Woche anonym beanstandet, dass das Lied gegen Sitte und Bräuche der türkischen Familie verstosse. Das Innenministerium erklärte daraufhin, es sei Strafanzeige gestellt worden.
Erfolgreicher Künstler unter Beschuss
Mabel Matiz, der mit bürgerlichem Namen Fatih Karaca heisst, begann seine Musikkarriere 2011 und hat seitdem fünf Studioalben veröffentlicht. Der Künstler kombiniert in seiner Musik anatolische Melodien, Pop und Elektronik. Mabel Matiz komponiert auch für andere Musiker und hat zahlreiche Preise gewonnen, seine Konzerte sind in der Regel ausverkauft.
Erst vor Kurzem hatten die Behörden Ermittlungen gegen die Girlband «Manifest» wegen angeblichen «schamlosen Verhaltens» eingeleitet. Auslöser war ein Auftritt der Sängerinnen in knapper Kleidung vor Tausenden Fans.