Rennstrecke Autobahn

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Deutschland,

Freie Fahrt für freie Bürger: Das Tempolimit gilt gerade in Deutschland vielen Autofahrern als Teufelszeug. Andere kämpfen seit langem dafür, die Geschwindigkeit generell zu begrenzen. Eine Reportage im ZDF widmet sich Gegnern und Befürwortern.

Nur 120 Stundenkilometer sind an dieser Stelle der A3 nahe erlaubt. Halten sich aber alle daran? Foto: Silas Stein
Nur 120 Stundenkilometer sind an dieser Stelle der A3 nahe erlaubt. Halten sich aber alle daran? Foto: Silas Stein - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Es ist eines dieser Themen, bei denen in Deutschland der Spass aufhört und die Diskussionen laut werden.

Anhängern und Gegnern eines generellen Tempolimits auf der Autobahn fällt es oft schwer, sachlich und gelassen Argumente auszutauschen.

Den einen erscheint es so unsinnig wie gefährlich, die Geschwindigkeit nicht zu begrenzen, die anderen empfinden es als Beschneidung ihrer persönlichen Freiheit. Die ZDF-Reportage «Rennstrecke Autobahn - Zoff ums Tempolimit» am Sonntag (23. Juni, 18.00 Uhr) geht dem Thema nach.

Auf der Autobahn 81 in der Nähe von Stuttgart kommt es im März 2018 zu einem Verkehrsunfall mit mehreren Schwerverletzten und drei schrottreifen Autos. Verantwortlich für die Kollision ist ein 19-jähriger Fahranfänger. Er war mit 200 Stundenkilometern in einem Mietwagen über die Fahrbahn gebrettert - 120 Stundenkilometer waren dort erlaubt. Das Gericht verurteilte den jungen Fahrer zu Jugendarrest und Arbeitsstunden.

«Er machte mir einen recht unvernünftigen Eindruck», erzählt das Unfallopfer Vanessa Güler in dem Dokumentarfilm von Oliver Koytek und Jochen Schulze. Vor Gericht habe er erklärt, er könne nicht garantieren, sich künftig ans Tempolimit zu halten, weil er einfach schnelle Autos liebe. «Ich denke nicht, dass ein generelles Tempolimit unseren Unfall hätte verhindern können, weil: Wer rasen will, der rast auch», sagt Vanessa Güler.

Tempolimits, die nicht eingehalten werden, sind keine Lösung, das sieht auch der Polizeihauptmeister Henry Steinhaus so. Mit seiner Kollegin Andrea Metz von der Autobahnpolizei ist er auf der A20 in Mecklenburg-Vorpommern in einem Zivilfahrzeug unterwegs - samt Videokamera, die Tempoverstösse aufzeichnen kann. «Die Kontrollen auf den Autobahnen sind deswegen wichtig, damit die Leute merken, dass wir da sind und ein gewisser Kontrolldruck entsteht, damit sie eben nicht machen, was sie wollen», erzählt er.

Steinhaus und seiner Kollegin fällt schon bald ein Fahrer mit einem Transporter auf, der mit mehr als 200 Stundenkilometern unterwegs ist und ein Auto nach dem anderen wegdrängelt. Die Polizisten halten ihn an. «Nein, ich denke, das kann ich sehr gut einschätzen», antwortet er auf die Frage des Reporters nach seinem gefährlichen Fahrverhalten. «Ich persönlich habe noch keinen Unfall verursacht.» Und klagt ausserdem: «Man kann kaum noch schnell fahren.» Auf dem betreffenden Autobahnabschnitt gilt kein Tempolimit.

Der Unternehmer Alexander Gruhler ist strikt gegen eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung: «Es gibt keine sachlichen Gründe, die Sinn machen, dass man 130 pauschal auf den deutschen Autobahnen einführt.» Schnell fahren zu können, ist für ihn ein Grundrecht, wie er sagt. Bei Geschwindigkeitsbegrenzungen von 100 Stundenkilometern auf der Autobahn fühlt er sich «gegängelt, veräppelt, verarscht». Und das sehen andere ähnlich: Alexander Wunderle etwa unterstützt die Initiative «Stoppt Tempo 130», die Gruhler 2007 gegründet hat - rund 70.000 Menschen haben dafür bereits unterschrieben.

Ob ein generelles Tempolimit auf der Autobahn die Zahl der Verkehrstoten verringern würde, ist umstritten. Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV), fordert deshalb, genau diese Frage wissenschaftlich zu untersuchen - aktuelle Daten fehlten und würden dringend gebraucht.

Fest steht: Schnelles Fahren erhöht die CO2-Emissionen. Und manche stört noch etwas anderes: Die Mitglieder der Bürgerinitiative pro Tempolimit in Münster kämpfen vor allem wegen des Lärms gegen Raser. Gründe für ein Tempolimit gibt es also durchaus - allerdings keine, die die Mehrzahl der Gegner dazu bringen würden, ihre Meinung zu ändern.

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