Anlässlich des 80. Geburtstags von Verlegerin Alice Schwarzer zeigt das Erste den sehenswerten TV-Zweiteiler «Alice». Nina Gummich verkörpert Schwarzer.
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Nina Gummich als Alice Schwarzer in «Alice». - rbb/Alexander Fischerkoesen
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am Mittwoch erscheint ein Biopic über die Verlegerin Alice Schwarzer.
  • Im Interview spricht Nina Gummich über ihre Rolle.

Die streitbare Feministin und «Emma»-Verlegerin Alice Schwarzer feiert am 3. Dezember ihren 80. Geburtstag. Aus diesem Anlass zeigt das Erste am Mittwoch den sehenswerten zweiteiligen Fernsehfilm «Alice» mit Nina Gummich (31, «Charité») in der Titelrolle.

Nina Gummich spricht im Interview mit «spot on news» über die Rolle.

Sie spielen die Hauptrolle der Alice Schwarzer im TV-Biopic «Alice». Wie haben Sie diese Rolle bekommen?

Nina Gummich: Es war nicht ganz einfach. Ich hatte eigentlich keine Zeit, um mich vorzubereiten, weil ich, als der Anruf wegen des Castings kam, im Urlaub war und mit vielen Freunden ein Haus gemietet hatte und mit ihnen auch zusammen sein wollte. Einen Tag nach dem Rückflug sollte das Casting sein.

Das ist nun aber keine Rolle, bei der man sagt: Ich lerne den Text, ziehe mir eine gute Hose an und dann habe ich das Ding. Mir war schon klar, dass sie die eine Schauspielerin suchen, die optisch und von der Sprache her sofort überzeugt.

Und so habe ich noch vom Urlaubsort aus angefangen, mein gesamtes Netzwerk anzufragen. Die Maskenbildnerin habe ich gebeten, mir gleich nach der Landung die Haare zu schneiden. Das haben wir dann auch noch in der Nacht gemacht.

Die Kostümbildnerin habe ich gefragt, ob sie mir ein passendes Kostüm aussuchen kann. Auch das hat geklappt. Ich war wirklich baff und dankbar, wie viele Leute ich um mich habe, die bedingungslos bereit sind, mir zu helfen und sich da so spontan mit eingebracht haben.

Wie lief dann Ihr erster Auftritt vor dem Auswahlgremium, zu dem auch Alice Schwarzer persönlich zählte?

Gummich: Alice Schwarzer hatte das Mitspracherecht bei drei Rollen. Einmal natürlich bei der Hauptfigur, dann bezüglich ihrer grossen Liebe Bruno im ersten Teil, mit dem sie zehn Jahre zusammen war und auch in Paris lebte. Und bei der Rolle der Ursula, ihrer ersten Freundin, mit der sie in Teil zwei zusammen sein wird.

Alice Schwarzers Bedingung war, dass sie vor allem für ihre Person nicht irgendeine Schauspielerin vorgesetzt bekommt, die sie dann nur noch abnicken darf. Sie wollte mindestens drei Frauen sehen und sich mit ihnen auch privat treffen.

Ich kam dann noch ein zweites Mal zum Vorsprechen, hatte sechs Seiten Französisch gelernt, weil ich auch sehr viel Französisch reden muss in dem Film.

Danach rief Alice Schwarzer offenbar sofort die Redakteurin an und teilte ihr mit, dass sie nicht bereit sei, noch eine andere Schauspielerin zu casten. Ich wusste davon zu dem Zeitpunkt nichts. Nach ein paar Wochen war dann endlich klar, dass ich die Rolle spielen würde.

Wie lief das persönliche Treffen mit Alice Schwarzer ab?

Gummich: Drei Tage nach dem ersten Casting kam eine E-Mail, in der nur stand, dass Alice Schwarzer mich gern zum Abendessen treffen möchte. Ich wusste nicht, was das jetzt heisst, ob sie sich für mich entschieden haben oder mich einfach nur testen wollen.

Ich bin dann nach Köln gefahren, um sie in ihrem Turm zu treffen, und war so aufgeregt wie vor keinem Date in meinem Leben bisher.

Waren Sie zurecht so aufgeregt, wie war die Begrüssung von Alice Schwarzer?

Gummich: Alice und die Redakteurin waren hinter der Glasscheibe in ihrem Büro über einen Paris-Plan gebeugt und haben etwas für die Dreharbeiten besprochen.

Die «Emma»-Mitarbeiterinnen haben mich in Empfang genommen und waren überraschenderweise auch aufgeregt, weil aus ihrer Perspektive ja eine bekannte Schauspielerin hereinkam. Das war mir bis zu dem Zeitpunkt nicht bewusst. Wir haben uns alle sofort gut verstanden.

Und dann kam Alice aus ihrem Büro und hat gesagt: «Das ist Nina Gummich, meine Hauptdarstellerin – hoffe ich zumindest. Ich rede jetzt gar nicht um den heissen Brei herum: Ich habe mir Tausende angeguckt, Sie haben mir am besten gefallen. Und jetzt stelle ich gleich mal die unbequeme Frage zuerst: Warum wollen Sie das machen?»

Ich war auf die Frage natürlich vorbereitet – und offenbar war es auch die richtige Antwort. Sie hat dann gesagt: «Sie haben mein Wesen erkannt.» Das hat mich sehr berührt.

Warum hat Sie das so berührt?

Gummich: Weil das noch mal etwas anderes ist, als jemanden einfach nur nachzuahmen. Das Ziel bei so einer Rolle ist natürlich, dass alles, was ich äusserlich erst mal beobachte – wie spricht sie, wie lacht sie, wie streicht sie den Pony zur Seite – benutze, um das Wesen desjenigen zu verstehen, damit ich es von innen heraus spielen kann und es keine nachgemachte Hülle bleibt. Wenn sich jemand in seinem Wesen erkannt fühlt, dann ist das etwas sehr Schönes und Besonderes. Und das Gefühl hatte ich eben auch, dass ich Zugang zu ihrem Wesen habe und es schaffe, das zu verkörpern.

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