Ihre Themen hatten und haben weiterhin politische wie moralische Sprengkraft: Am Samstag feiert die berühmte Feministin Alice Schwarzer ihren 80. Geburtstag.
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Alice Schwarzer bei einem Talkshow-Auftritt Ende November. - imago/Horst Galuschka
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Das Wichtigste in Kürze

  • Alice Schwarzer feiert am 3. Dezember ihren 80. Geburtstag.
  • Die feministische Kämpferin hat in ihren 80 Jahren so einiges erlebt.

Dieser ewige Kampf will und will kein Ende nehmen: Kampf für die Gleichberechtigung, gegen die Prostitution und sexuelle Ausbeutung. Der Kampf gegen männliche Macho-Rituale, wenn es sein muss, auch gegen Horrorfahrten mit der Deutschen Bahn.

Das ist nur eine kleinere Auswahl der Baustellen von Alice Schwarzer (80), mit denen sie die Gesellschaft in Atem hält. Sie hätte sicher nichts dagegen, wenn man grob verkürzt sagen würde: Sie kämpft gegen die Dummheit, die aus ihrer Sicht meist männlicher Natur ist.

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Alice Schwarzer in einer Szene des Dokumentarfilms «Alice» (undatierte Aufnahme). - Cristina Perincioli/DerflingerFilm/dpa

Darüber sind etliche Jahre ins Land gezogen, für sie und ihr Publikum: Am 3. Dezember wird Alice Schwarzer 80. Es gibt in Deutschland nicht viele Menschen, deren 80. Geburtstag den öffentlich-rechtlichen Medien 215 Sendeminuten wert sind.

Alice Schwarzer hat kein politisches Amt, sie ist keine Unterhaltungskünstlerin, auch keine wissenschaftliche Ausnahmeerscheinung. Sie ist Journalistin, nicht mehr, nicht weniger. Und doch hat die ARD am vergangenen Mittwoch ihr Leben und Wirken zunächst im zweiteiligen Spielfilm «Alice» (180 Minuten) dargestellt. Anschliessend wurde die Doku «Die Streitbare – Wer hat Angst vor Alice Schwarzer?» gezeigt.

Alice Schwarzer hat dickes Fell

Da zeigt sich mal wieder: Schwarzers Themen haben politische wie moralische Sprengkraft. Und sie kann überaus unterhaltend sein, indem sie der Gesellschaft einen Spiegel vorhält, was mitunter auch eine ätzende Sichtweise freigibt.

Im Spielfilm (wie im wahren Leben) prallt Alice Schwarzer immer wieder auf ein Bollwerk von aggressiver männlicher Borniertheit. Die meisten Angriffe zielen unter die Gürtellinie.

Alice Schwarzer bei einer Publikumsdiskussion: «Also, Sie sind der Meinung, dass ich keinen abgekriegt habe? Und man nur mal ordentlich so wieder über mich rüber müsste?» Ein Mann im Publikum: «Ganz genau!»

So geht das seit Jahrzehnten. Wobei ihr Intellekt und ein «dickes Fell», das mit der Zeit sehr widerstandsfähig wurde, solche Attacken saudumm aussehen lassen.

Ihre Zeit in Paris

Dabei hat sie richtig üble Sachen erlebt. Alice verbrachte zwei Jahre in Paris und absolvierte ein Redaktionsvolontariat bei den «Düsseldorfer Nachrichten». Danach wechselte die gebürtige Wuppertalerin zur legendären Satirezeitschrift «Pardon» nach Frankfurt.

1970 kehrte sie zurück nach Paris als freie Korrespondentin, unter anderem für «Pardon». Sie schlug dem Blatt ein Porträt über den spanischen Dramatiker Fernando Arrabal vor. Die Welt der internationalen Intellektuellen feierte ihn gerade als neuen Gott des absurden Theaters ab. Die Redaktion schickte den Autor Wilhelm Genazino nach Paris, Alice Schwarzer sollte ihm beim Interview assistieren.

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Der deutsche Schriftsteller Wilhelm Genazino ist tot. - dpa

Später erinnerte sich Genazino laut «Deutschlandfunk Kultur»: Arrabal war ein «pornografisches Arschloch, auf Deutsch gesagt, dermassen von seiner Männlichkeit überzeugt.

Und er konnte mit Frauen eigentlich überhaupt nicht. Als die Alice Schwarzer einmal eine riskante Frage stellte, hat der ausgeholt und hat ihr eine gelangt! Ich sass daneben: Ja, gibt's das? Ist das möglich?»

Alice ignorierte Ohrfeige einfach

Schwarzer entgegnete dem durchgeknallten Dramatiker kühl, ob man das professionell zu Ende führen möge. Genazino: «Die hat einfach so getan, als gäb's die Ohrfeige nicht ... Der Arrabal war total fertig, weil er dachte, ich hab doch eben hier eine Frau geohrfeigt. Jetzt sitzt die da und redet weiter so frech wie vorher!»

Würden Sie sich als Feminist/Feministin bezeichnen?

Die Zeit in Paris wurde für Alice Schwarzer zu einer glanzvollen journalistischen Epoche. Sie freundete sich mit dem Philosophenpaar Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre an. Ihre aufsehenerregenden Interviews mit Simone de Beauvoir erscheinen 1983 als Buch «Weggefährtinnen im Gespräch». Sie wurde eine der führenden Figuren in der französischen Frauenbewegung.

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