Als 26-Jährige wurde Britney Spears unter Vormundschaft gestellt, mit 39 Jahren kämpft der Popstar nun um seine Freiheit. Ihr jüngster Auftritt vor Gericht hat eine Lawine losgetreten. Hat «Free Britney» eine Chance?
Britney Spears kommt bei den 29. GLAAD Media Awards an. (Archivbild). Foto: Chris Pizzello/Invision/AP/dpa
Britney Spears kommt bei den 29. GLAAD Media Awards an. (Archivbild). Foto: Chris Pizzello/Invision/AP/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Bilder ihres «Breakdowns» gingen um die Welt: Von der Polizei eskortiert und von Paparazzi verfolgt, wurde Superstar Britney Spears in Los Angeles mit dem Krankenwagen in die Psychiatrie gebracht.

Diese dramatische Aktion ereignete sich im Januar 2008 gleich zweimal.

Zuvor hatte die gerade 26-jährige Pop-Prinzessin nach der Trennung von Ehemann Nummer 2, Kevin Federline, das Sorgerecht für die kleinen Söhne Sean Preston und Jayden James verloren. Mal war sie auf Entzug, mal auf wilden Partys. Bei einem Friseur liess sie sich eine Glatze rasieren.

Im Februar 2008 sprach ein Gericht in Los Angeles ein Machtwort - Spears' Vater Jamie wurde zum Vormund erklärt. Er sollte vorübergehend das Millionenvermögen managen, bei ihrer Behandlung mitreden und über persönliche Belange entscheiden.

Neuer Auftrieb für «Free Britney»

13 Jahre danach steht Britney - mit nunmehr 39 - immer noch unter Vormundschaft. Doch nun ist in dem Fall eine Lawine ins Rollen gekommen, die «Free Britney»-Bewegung hat neuen Auftrieb bekommen.

In einer emotionalen Gerichtsanhörung - per Telefonschalte - machte Spears Ende Juni ihrem Ärger Luft. Sie lancierte massive Vorwürfe gegen ihre Familie, Betreuer und Anwälte. Sie werde von allen kontrolliert und könne selbst nicht über ihr Leben bestimmen. Dies sei Missbrauch, erklärte die Sängerin von «Baby One More Time» - sie fordere das Ende der Vormundschaft.

Das über 20 Minuten lange Plädoyer für ihre Freiheit schlug wie eine Bombe ein, denn zuvor hatte sich Spears in dem jahrelangen juristischen Gerangel kaum öffentlich geäussert. Seither überschlagen sich die Ereignisse - mit einem weiteren Höhepunkt am kommenden Mittwoch (14. Juli).

Vater unter Druck

Erst kündigte ihr jahrelanger Manager. Seine professionellen Dienste würden nicht mehr benötigt, erklärte Larry Rudolph. Britney Spears und er hätten schon seit über zwei Jahren nicht mehr miteinander gesprochen. Wenig später sprang ihr langjähriger, vom Gericht bestellter Anwalt Sam Ingham ab. Er wolle von seinen Aufgaben entbunden werden, sobald ein Nachfolger gefunden sei, beantragte Ingham Anfang Juli.

Die Familie, vor allem Vater Jamie, steht unter Druck. 2019 war er aus gesundheitlichen Gründen kürzer getreten und verwaltet jetzt nur noch das Vermögen seiner Tochter. Für deren persönliche Belange, darunter auch medizinische Entscheidungen, ist Betreuerin Jodi Montgomery zuständig. 2020 kam als Finanztreuhänder die Firma Bessemer Trust dazu, die nun auch das Handtuch werfen will.

Besonders scharf hatte Spears in der Anhörung ihren 68-jährigen Vater angegriffen: «Er liebte es», Macht über sie auszuüben, sie sei unter der Vormundschaft wie eine Sklavin behandelt worden. Alle daran Beteiligten gehörten ins Gefängnis.

Er und andere Familienmitglieder hätten Drohungen erhalten, erklärte der Promi-Vater nun in Gerichtsunterlagen, wie der US-Sender CNN am Donnerstag berichtete. Auch Montgomery klagte über angebliche Drohungen am Telefon und in den sozialen Medien, sie wolle aber ihren Job als Mit-Vormund fortsetzen.

Spears' geschiedene Mutter Lynne gab ihrer Tochter diese Woche Schützenhilfe. Die 66-Jährige appellierte in einer Petition, dass Britney nun endlich einen Anwalt ihrer Wahl aussuchen dürfe, dass die Wünsche ihrer Tochter gehört und die Vormundschaft beendet würden.

In dem Streit geht es um Britney Spears' Freiheit, aber auch um profitable Geschäfte mit ihrem 60-Millionen-Dollar-Vermögen. Die «New York Times» rechnete vor, dass Spears-Anwalt Ingham seit 2008 mit dem Vormundschaftsstreit fast drei Millionen Dollar verdient haben soll.

Eine Menge Leute hätten über Jahre hinweg mit Britney eine Menge Geld gemacht, sagte ihr früherer Anwalt, Adam Streisand, kürzlich dem Sender CNN. Eine Vormundschaft sei für Menschen gedacht, die ihre Aufgaben nicht erfüllen können, erklärte der Jurist. Nicht für Spears, «die so viel leistet, auf Tour geht und Millionen verdient».

Schon mit elf Jahren stand sie im Rampenlicht: Als Moderatorin beim US-Sender Disney Channel wurde sie bekannt - zusammen mit Justin Timberlake und Christina Aguilera. Im Januar 1999 kam ihr Debütalbum «Baby One More Time» heraus, das sie auf Anhieb zum Superstar machte. Spears galt eine Zeit lang als bestbezahlte Sängerin der Welt.

Seit Beginn der Vormundschaft brachte sie vier Alben heraus, ging auf Welttourneen und stand in Las Vegas von 2013 bis 2017 auf der Show-Bühne. 2019 sagte sie dann die geplante Vegas-Show «Domination» ab: Wegen einer schweren Erkrankung ihres Vaters lege sie eine unbefristete berufliche Auszeit ein, teilte Spears damals mit.

In Instagram-Videos macht die Sängerin unermüdlich weiter. Vor ihren über 31 Millionen Followern tritt sie in knappen Outfits auf, wirbelt tanzend durch ihr Haus und wirft die blonde Mähne in die Kamera. Gelegentlich postet sie Fotos mit ihrem Freund, dem Tänzer und Fitnesstrainer Sam Asghari, seltener mit ihren beiden Teenager-Söhnen.

Madonna schaltet sich ein

Unterstützung bekommt Spears von vielen prominenten Freunden und Fans, die sich unter dem Hashtag «#FreeBritney» für die Sängerin starkmachen. «Wir lieben dich Britney!!! Bleib stark», schrieb Popstar Mariah Carey nach der Gerichtsanhörung im Juni auf Twitter. Auch ihr Ex-Freund Justin Timberlake, Christina Aguilera, Courtney Love und die Rapperin Iggy Azalea schickten Botschaften.

Am deutlichsten wurde Spears' Superstar-Kollegin Madonna: «Dies ist eine Verletzung der Menschenrechte! Britney, wir kommen, um dich aus deinem Gefängnis zu holen!», schrieb sie auf Instagram zu einem Foto, auf dem sie ein Top mit Spears' Namen trägt. «Sklaverei ist vor langer Zeit abgeschafft worden!», so die 62 Jahre alte Pop-Ikone. «Gebt dieser Frau ihr Leben zurück.»

Die nächste Gerichtsrunde steht nun am nächsten Mittwoch an. Ein weiterer Spears-Auftritt bei der Anhörung wird nicht erwartet. Aber es gibt eine Flut von Anträgen, darunter der Ausstieg von Anwalt Ingham und der Treuhänder-Firma Bessemer Trust. Oder hat die Sängerin inzwischen formell einen Antrag auf die Beendigung der Vormundschaft eingereicht - und Richterin Brenda Penny bringt eine überraschende Wende?

Das fordern die Anhänger der «Free Britney»-Bewegung, die seit Monaten mit Schildern und Parolen vor dem Gerichtsgebäude aufziehen. Der Termin am kommenden Mittwoch ist schon als «Rally»-Event im Kalender der Gruppe vermerkt, nicht nur in Los Angeles, sondern auch in New York, Phoenix, San Antonio, Kansas City und im britischen Birmingham.

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