Es ist sein erster Streifen nach seinem Oscar für «Joker». In «Come on, Come on» spielt Joaquin Phoenix einen Radiojournalisten, der mit seinem Neffen verreist.
«Come on, Come on»: Johnny (Joaquin Phoenix) und sein Neffe Jesse (Woody Norman).
«Come on, Come on»: Johnny (Joaquin Phoenix) und sein Neffe Jesse (Woody Norman). - Tobin Yelland
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Schauspieler Joaquin Phoenix (47) kommt mit «Come on, Come on» zurück.
  • Im Jahr 2019 erhielt der US-Star den Oscar für den Film «Joker».
  • Der Schwarz-Weiss-Film von Regisseur Mike Mills ist eine Mischung aus Drama und Roadmovie.

US-Star Joaquin Phoenix (47) meldet sich nach seinem Oscar für «Joker» (2019) mit «Come on, Come on» zurück. Der Schwarz-Weiss-Film von Regisseur Mike Mills (56) ist eine Mischung aus Drama und Roadmovie.

Worum geht's in «Come on, Come on»?

Der New Yorker Radiojournalist Johnny (Joaquin Phoenix) ist nach einer langen Beziehung wieder Single. Er arbeitet an einer Reportage, für die er US-Jugendliche zu ihren Träumen, Ängsten und Hoffnungen für die Zukunft befragt. Nach einem Telefonat mit seiner Schwester Viv (Gaby Hoffmann) muss er sich um deren neunjährigen Sohn Jesse (Woody Norman) kümmern.

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Bester Hauptdarsteller: Joaquin Phoenix. - dpa

Zum ersten Mal und völlig unvorbereitet und buchstäblich über Nacht kommt Johnny so mit dem Thema Elternschaft in Berührung. Er muss alles lernen, was jeder lernen muss, der ein Kind bekommt. Auch für den aufgeweckten, manchmal gar nicht kindlichen und doch sehr sensiblen Jesse, ist die Situation neu. Denn er ist zum ersten Mal längere Zeit von seiner Mutter getrennt.

Zudem hatten Johnny und Viv kaum mehr Kontakt. Weil er sich in ihre Ehe mit dem psychisch kranken Musiker Paul (Scoot McNairy) eingemischt hatte. Und so kennen Onkel und Neffe sich zu Beginn des Films nicht wirklich. Weil Johnny sein Radioprojekt fertigstellen muss, begeben sich die beiden gemeinsam auf einen Roadtrip durch die USA.

Woody Norman und Gaby Hoffmann spielen Joaquin Phoenix fast an die Wand

Joaquin Phoenix ist sicher der grösste Lockvogel für diesen Film - und er erfüllt die Erwartungen auch. Überrascht sein werden die Zuschauerinnen und Zuschauer aber vor allem von dem britischen Kinderdarsteller Woody Norman. Dieser spielt die Rolle des «seltsamen» Jesse unfassbar gut. Jedes Wort, jede Handlung wirken aussergewöhnlich natürlich und völlig spontan.

Joaquin Phoenix
US-Schauspieler Joaquin Phoenix soll in einem Horror-Film mitwirken. Foto: Joel C Ryan/Invision/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Richtig lustig wird es, wenn Johnny und Jesse über singende Zahnbürsten, das Haarewaschen oder die Wahrheit streiten. Oder als Johnny sein Erziehungsglück bei Jesse mithilfe eines Ratgebers versucht. Der Junge bemerkt, dass seine Mutter besser darin sei, es so aussehen zu lassen, als ob sie es nicht ablese.

Die Figuren und Beziehungen in «Come on, Come on» sind authentisch gezeichnet, was auch für Gaby Hoffmanns Viv gilt. Sie ist eine Frau, die hart daran gearbeitet hat, sich ein intellektuelles Leben jenseits der Grenzen der Mutterschaft zu bewahren. Die Wiederentdeckung der Nähe zwischen Bruder und Schwester fügt eine weitere berührende Ebene hinzu.

Ein Schwarz-Weiss-Film mit Interview-Schnipseln

«Come on, Come on» ist als Schwarz-Weiss-Film gedreht. Neben dem Faible des US-Regisseurs für dieses Filmmaterial, gibt es einen weiteren Grund dafür: «Es ist intim und lässt auch mehr Spielraum. Es holt die Figuren aus der Zeit heraus, distanziert uns vom Alltag und macht die Bilder fast zu Zeichnungen». So erklärt Mike Mills seine Entscheidung.

Der irische Kameramann Robbie Ryan (geb. 1970) nennt noch einen Punkt: «Da es ein Roadmovie ist, trägt schwarz-weiss dazu bei, den verschiedenen Orten eine gewisse Einheitlichkeit zu verleihen.» Der Film spielt in den vier sehr unterschiedlichen US-Städten Detroit, Los Angeles, New York und New Orleans.

Und er hat noch eine Besonderheit zu bieten. Zwischen den Spiel-Szenen sind immer wieder kurze Interview-Sequenzen mit realen Kindern für Johnnys Filmprojekt zu sehen. Sie wirken dokumentarisch und werfen grosse Fragen, verblüffende Antworten und unerwartete Gedanken dieser Generation auf.

Fazit

Der Film erzählt von komplexen innerfamiliären Beziehungen und der grossen Herausforderung, Eltern zu sein. Dafür gibt es keine echte Anleitung. Daher ist jeder in jeder neuen Phase des Kindes wieder ein Anfänger mit aller Ungewissheit.

In diesem Zusammenhang stellt der Film auch die Frage nach Bezugspersonen und deren Rollen im Leben von Kindern. Müssen, sollen und dürfen es immer nur Mutter und Vater sein oder können auch andere Menschen wichtige Impulse liefern?

Aber auch Kinder und Jugendliche bekommen in dem Streifen eine deutlich vernehmbare Stimme. Einerseits durch die Kurzinterviews, andererseits durch Jesses Lebensgeschichte, die von dem Umgang mit der psychischen Erkrankung des Vaters geprägt ist.

Der Film zeigt eindrucksvoll, wie wichtig Auszeiten für die Angehörigen und für Kinder sind. Und so kommt es zu einem der bewegendsten Momente. Jesse fragt seinen Onkel, ob er wie sein Vater werden wird.

«Come on, Come on» ist ein philosophischer, inspirierender, schöner und lebendiger Film. Fabelhafte Schauspielern kreierten liebevoll Szenen. Diese würden vielleicht in Farbe sogar noch ein bisschen mehr Wucht entfalten. Der Film startet im März in den Kinos.

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