Die Musik hat ihr geholfen, im KZ Auschwitz am Leben zu bleiben. Jetzt ist die Jüdin Esther Bejarano im Alter von 96 Jahren gestorben. Ihre Mahnungen bleiben.
Esther Bejarano
Esther Bejarano, deutsch-jüdische Überlebende des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz, liest im Museum der Arbeit aus ihren Erinnerungen. - keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Esther Bejarano ist am Samstag im Alter von 96 Jahren gestorben.
  • Die Anti-Rassismus-Kämpferin war bis zu ihrem Tod Vorsitzende des Auschwitz-Komitees.
  • Sie wurde Anfang 1943 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert.

Die am Samstag gestorbene KZ-Überlebende Esther Bejarano ist von vielen als wichtige Stimme im Kampf gegen Rassismus gewürdigt worden.

Die Jüdin und Mahnerin gegen das Vergessen war am Samstag mit 96 Jahren in Hamburg nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Bejarano hatte den Holocaust überlebt, weil sie Akkordeon im Mädchenorchester von Auschwitz spielte. Bis zu ihrem Tod war sie unter anderem Vorsitzende des Auschwitz-Komitees.

Frank-Walter Steinmeier: «So mitreissend war sie!»

«Mit ihrem Tod haben wir einen grossen Verlust erlitten», schrieb Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einem Kondolenzschreiben an die Kinder. Bejarano habe am eigenen Leib erfahren, «was es heisst, diskriminiert, verfolgt und gefoltert zu werden».

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält eine Rede. - dpa

Das Staatsoberhaupt merkte weiter an: «Wir verlieren mit ihr eine mutige Persönlichkeit, die sich bis zuletzt für die Verfolgten des Naziregimes eingesetzt hat.» Und mit Blick auf Bejaranos künstlerische Auftritte sagte er: «Wer sie je in ihrem musikalischen Element erlebt hat, wird sich immer daran erinnern: So mitreissend war sie!»

Das Auschwitz-Komitee organisierte noch für Samstagabend eine kleine Gedenkveranstaltung am Platz der Bücherverbrennung in Hamburg. Freunde, Bekannte und Interessierte legten dort Blumen, Kerzen und Botschaften ab.

Esther Bejarano für Engagement ausgezeichnet

Bejarano starb am frühen Samstagmorgen im Israelitischen Krankenhaus in Hamburg. Dies bestätigte Helga Obens vom Vorstand des Auschwitz-Komitees der Deutschen Presse-Agentur.

«Sie hat nicht gelitten», sagte Bejaranos enge Freundin. Auch sei sie nicht allein gewesen. Weil ihre Familie und ihre Freundinnen und Freunde in den letzten schweren Tagen bei ihr waren.

Esther Bejarano
Esther Bejarano, deutsch-jüdische Überlebende des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau, sitzt in einem Sessel in ihrer Wohnung. - keystone

Bejarano engagierte sich jahrzehntelang gegen Rechtsextremismus und Rassismus, wofür sie zahlreiche Auszeichnungen erhielt, darunter das Bundesverdienstkreuz. Zusammen mit ihrem Sohn Joram und ihrer Tochter Edna sang sie jüdische und antifaschistische Lieder. Zuletzt tourten sie mit der Kölner Hip-Hop-Band Microphone Mafia durch Deutschland.

Im Mai dieses Jahres hatte sie noch mit einer Lesung an die Bücherverbrennung der Nationalsozialisten in Hamburg erinnert.

Geboren wurde Esther Bejarano am 15. Dezember 1924 in Saarlouis als Tochter eines jüdischen Oberkantors. Ihre Eltern wurden 1941 von den Nazis in Litauen umgebracht.

Esther Bejarano
Eine Frau hält ein Plakat mit einem Foto von Esther Bejarano. - dpa

Sie selbst musste in einem Lager Zwangsarbeit leisten, bevor sie Anfang 1943 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert wurde. Dort überlebte sie dank ihres Einsatzes im Mädchenorchester des Lagers. Nach dem Krieg wanderte die junge Frau nach Israel aus, kehrte 1960 jedoch mit ihrem Ehemann nach Deutschland zurück.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Frank-Walter SteinmeierRechtsextremismusHip-HopKriegMafiaTod