Die russisch-österreichische Opernsängerin Anna Netrebko verurteilt den Krieg, distanziert sich aber nicht von Putin. Sie äussert sich zu ihrem Dilemma.
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Anna Netrebko sitzt als gebürtige Russin mit Wohnsitz in Wien zwischen den Stühlen, wenn es um den Ukraine-Krieg geht. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Opernsängerin Anna Netrebko wurde im Ukraine-Krieg fehlende Distanzierung vorgeworfen.
  • Sie verurteilt zwar die Gewalt, stellt sich aber nicht gegen Putin.
  • Die russisch-österreichische Sängerin äussert sich nun zu ihrem Dilemma.

Aufgrund des Ukraine-Kriegs steht die russisch-österreichische Opernsängerin Anna Netrebko unter besonderem Druck, sich im Westen gegen ihre Heimat zu positionieren. Wie es ist, zwischen den Stühlen zu sitzen, erklärt die in Wien wohnhafte Sängerin nun in einem Interview.

Die 50-jährige Opernsängerin hat sich ausführlich zu ihrer Einstellung gegenüber Russland, Putin und dem Ukraine-Krieg geäussert. Netrebko hatte zuvor aufgrund ihrer «fehlenden ausreichenden Distanzierung», wie es etwa die Bayerische Staatsoper formuliert hatte, einige Engagements verloren.

«Gegen diese schreckliche Gewalt»

Sie stehe nach wie vor zu ihrem Statement von Ende März stellt Netrebko im Gespräch mit der «Zeit» klar. «Ich bin natürlich gegen diese schreckliche Gewalt», meint die Sängerin.

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Die 50-Jährige verurteilt die Gewalt im Ukraine-Krieg, ihr Heimatland liebe sie aber trotzdem. - Isogood_patrick/Shutterstock

Im März liess Netrebko mitteilen: «Ich verurteile den Krieg gegen die Ukraine ausdrücklich und meine Gedanken sind bei den Opfern dieses Krieges und ihren Familien.» Sie erklärte damals, dass sie aber ihr Heimatland Russland «liebe». Durch ihre Kunst strebe sie «ausschliesslich Frieden und Einigkeit» an.

Gegen den russischen Präsidenten könne sie sich aber nicht stellen, sagt Netrebko der «Zeit». «Niemand in Russland kann das. Putin ist immer noch der Präsident Russlands. Ich bin noch immer eine russische Staatsbürgerin, da kann man so etwas nicht machen.»

Sommertour durch Europa

Die verlorenen Engagements scheinen der Karriere der Operndiva nicht geschadet zu haben. Bis 2027 habe sie bereits Karrierepläne, wie sie jetzt weiter erzählt, diesen Sommer tourt sie durch Europa. In Russland sind vorerst allerdings keine Auftritte geplant, «weil ich denke, dass es nicht der richtige Zeitpunkt ist».

Die Sängerin sieht ihre Aufgabe wie folgt: «Gegen jegliche Russophobie anzukämpfen, indem ich auf der Bühne auftrete und singe, auch russisches Repertoire, was jetzt manchmal unerwünscht ist.»

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Anna Netrebko will gegen Russophobie vorgehen, in dem sie Lieder aus ihrer Heimat singt. - Hans Punz/APA/dpa

«Ich bin keine Heimatverräterin, und ich bin auch nicht gegen die Ukraine.»

Weiter berichtet die Künstlerin, dass sie momentan zwischen allen Stühlen sitze: «In Russland ist man schon verärgert darüber, dass ich überhaupt etwas dagegen gesagt habe.» Sie könne es nicht allen recht machen, so Netrebko: «Eines Tages werden die Menschen verstehen - ich bin keine Heimatverräterin, und ich bin auch nicht gegen die Ukraine.»

Netrebko bekräftigte zudem ein weiteres Mal ihre Heimatliebe: «Ich liebe mein Land, meine Kultur, die Menschen. Ich finde es nicht richtig, was dort jetzt gerade passiert, aber ich bleibe eine Russin.»

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