Ein Eisautomat ausser Kontrolle, ein Kiosk am Matterhorn und Menschen, die im Wasserbett schwimmen: «Verstehen Sie Spass?» hat mit der versteckten Kamera Kultfilme gedreht. Die älteste Samstagabendshow des Landes wird nun 40. Und erinnert zum Geburtstag an Streiche, die heute Pranks heissen.
Der Herr der lustigen Streiche: Guido Cantz. Foto: Wolfgang Breiteneicher/SWR/dpa
Der Herr der lustigen Streiche: Guido Cantz. Foto: Wolfgang Breiteneicher/SWR/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die älteste Samstagabendshow im deutschen Fernsehen feiert Geburtstag: «Verstehen Sie Spass?» wird 40 Jahre alt.

Kurt Felix (1941-2012) brachte die ARD-Unterhaltungsshow mit Filmen der versteckten Kamera 1980 ins deutsche Fernsehen. Seit zehn Jahren moderiert Guido Cantz (48) den Showklassiker.

Am Samstag (4. April), um 20.15 Uhr, präsentiert er «40 Jahre Verstehen Sie Spass? - Die grosse Geburtstagsshow». Die Eurovisions-Sendung kommt live im Ersten sowie zeitgleich im Schweizer und im österreichischen Fernsehen.

Was ist das Besondere an dieser Jubiläumssendung?

«Wir begeben uns gemeinsam auf eine höchst unterhaltsame Zeitreise durch vier Jahrzehnte», sagt Moderator Cantz. Gezeigt werden die lustigsten Filme der versteckten Kamera von 1980 bis heute. Die Zuschauer können aus zehn Filmen ihren Favoriten wählen. Hinzu kommen Gäste, die von der Sendung hereingelegt wurden oder Lockvogel waren.

Wer wird dabei sein?

Gäste sind unter anderem die «Tatort»-Ermittler Axel Prahl und Jan Josef Liefers sowie Bergsteiger Reinhold Messner. Sie wurden von «Verstehen Sie Spass?» mit der versteckten Kamera hereingelegt. Hinzu kommen mit Paola Felix, Frank Elstner, Dieter Hallervorden und Cherno Jobatey frühere Moderatoren der Sendung. Auch Karl Dall, den Kurt Felix in den 80ern als Spassmacher in die Show holte, ist dabei. Sie alle werden per Video von zu Hause aus zugeschaltet. Nicht dabei sein wird Harald Schmidt. Er war in den 90ern Nachfolger von Felix und moderierte bis 1995. Zudem sind Comedian Bülent Ceylan sowie der Moderator und Mediziner Eckart von Hirschhausen bei Cantz im Studio.

Welche Rolle spielt die Corona-Krise?

Cantz sendet, wie gewohnt, aus den Bavaria Studios München. Wegen des Coronavirus wird diesmal im Studio aber kein Publikum sein. Die meisten Gäste schalten sich per Video zu. «Eine ungewohnte Situation», sagt Cantz: «Aber wir werden das Beste daraus machen.»

Was sind die Kult-Filme der Sendung?

«Es gibt Filme, die sind den Menschen auch nach Jahrzehnten noch im Gedächtnis», sagt Cantz: «Zum Beispiel aus der Anfangszeit der Sendung der legendäre Eisautomat, der mit Gratis-Eis lockte, sich dann nicht mehr stoppen liess, ununterbrochen Eis in die Waffeln drückte und den Menschen so den letzten Nerv raubte.» Oder der Kiosk am Matterhorn, den Kurt Felix baute und der Reinhold Messner zur Verzweiflung trieb. Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki wähnte sich bei einer Autofahrt durch den Nebel in Bayern plötzlich in Finnland. Sein Freund und Kollege Hellmuth Karasek spielte mit.

Was sind die Favoriten des Moderators?

«Ich mag die Filme, bei denen Passanten hereingelegt werden und die mit ganz einfachen Mitteln arbeiten», sagt Cantz. Zum Beispiel das Wasserbett: Kunden im Möbelhaus, die in einem Wasserbett probeliegen wollen, landen im Wasser. «Vorhersehbar und trotzdem immer wieder lustig, die Reaktionen der Leute zu sehen.» Das passe zum Konzept: «Am Ende sollen alle mitlachen können - auch die, denen ein Streich gespielt wurde.» Das habe bislang auch immer funktioniert.

Und welchen Prominenten-Streich mag Cantz besonders?

Ein Film aus den 80ern. «Verstehen Sie Spass?»-Moderator Kurt Felix schleuste sich als angeblicher Wettkandidat in die ZDF-Show «Wetten, dass..?» ein und stellte Moderator Frank Elstner in dessen eigener Live-Sendung eine Falle. «Das ist die allergrösste Nummer, die man mit mir je gemacht hat», sagte Elstner damals, als der Schwindel aufflog. Später moderierte er selbst die ARD-Show mit der versteckten Kamera.

Was hat sich bei den Dreharbeiten verändert?

«Der Aufwand, den wir betreiben, wird immer grösser», sagt Cantz. Das liege auch daran, dass Menschen vorsichtiger geworden seien und dass sich Sehgewohnheiten verändert haben. Als Beispiel nennt er den 40 Jahre alten Streich mit dem Eisautomaten. «Das wurde damals mit nur einer Kamera gedreht.» Heute seien zum Teil mehr als 20 Kameras im Einsatz. Das Grundkonzept funktioniere damals wie heute. Das zeige die grosse Beliebtheit von Filmstreichen, sogenannter Pranks, im Internet. Klassiker stiessen dort ebenso auf Interesse wie neue Filme.

Was bedeutet 40 Jahre «Verstehen Sie Spass?» in Zahlen?

Es gab laut dem für die Sendung verantwortlichen Südwestrundfunk (SWR) in Baden-Baden bisher 190 Ausgaben des Showklassikers. Das entspricht 23.580 Sendeminuten. In dieser Zeit sind 1530 Filme mit der versteckten Kamera entstanden. In 40 Jahren seien knapp 20.000 Menschen reingelegt worden, davon rund 350 Prominente.

Wieso sendet «Verstehen Sie Spass?» trotz Corona?

«Ich glaube, wir Unterhalter haben gerade jetzt in der Krise eine grosse Aufgabe», sagt Cantz: «Menschen sollen sich auch in harten Zeiten unterhalten und ablenken lassen dürfen.» Humor sei eine gute Form, schwierige Situationen zu meistern, ohne den Ernst der Lage zu verkennen: «Wenn wir Unterhalter Menschen zum Lachen bringen und so Gemeinschaft bilden, kann das eine gute Antwort auf Krisen und auch eine Art Hilfestellung sein.» Wenn der Alltag nicht mehr wie gewohnt möglich sei, dienten Spass und Unterhaltung als eine Form von Ausgleich und Krisenbewältigung. Dazu passe «Verstehen Sie Spass?».

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