Die neue Staffel der SRF-Erfolgsserie «Wilder» sorgt für rote Köpfe. Schuld sind zwei Suizid-Szenen. Experten warnen sogar davor.
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Rosa Wilder versucht, den Suizid zu verhindern. - Screenshot SRF

Das Wichtigste in Kürze

  • Die SRF-Krimi-Erfolgsserie «Wilder» zeigt zwei ausführliche Suizid-Szenen.
  • Experten erachten die Darstellung als zu riskant.
  • Die Szene könnten Nachahmer animieren und Zuschauer traumatisieren.
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Die Krimiserie «Wilder» gehört zum Besten, was SRF in den vergangenen Jahren gezeigt hat. Noch immer schalten über 550'000 Zuschauer pro Folge ein. Doch die neue und gleichzeitig letzte Staffel schiesst übers Ziel hinaus.

Achtung, Spoiler!

Schuld sind zwei explizite Suizid-Szenen. In Folge vier springt der Handwerker Zingg von einer Staumauer in den Tod. Ganze 15 Sekunden lang wird sein freier Fall inklusive Aufprall am Boden gezeigt.

In der Final-Folge wirft sich der erstummte Elias vors Postauto. Auch hier wird der Fall und der Tote am Boden gezeigt. Nau.ch zeigt die Bilder bewusst nicht – denn Experten warnen davor.

Szenen im SRF sind «problematisch»

Die Szenen, die SRF im TV und Internet zeigt, seien «problematisch», sagt Jörg Weisshaupt vom Verein für Suizidprävention Ipsilon. Denn: Bereits gefährdete Personen könnten die Suizide im TV imitieren. «Es ist erwiesen, dass manche Formen der Darstellung von Suiziden weitere Suizide als sogenannte Imitationshandlungen hervorrufen können», sagt Weisshaupt zu Nau.ch.

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Die Noch-Ehefrau von Handwerker Zingg muss tatenlos zusehen, wie er von der Staumauer springt.
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Die Bus-Chauffeurin erleidet wegen des Sprung vors Fahrzeug einen Schock.
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Zingg kurz vor seinem Sprung von der Staumauer.
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Elias kurz vor seinem Sprung.

Und warnt: Je länger eine entsprechende Szene dauert, desto grösser sei die Gefahr von Nachahmungssuiziden. «Der 15 Sekunden dauernde Fall von der Staumauer kann Menschen in einer persönlichen Krise in einer Weise triggern, dass sie die gezeigte Suizidmethode auch für sich als Problemlösung erkennen und anwenden.»

Suizide sollten im Film gar nie gezeigt werden

Auch Elias, der rückwärts vors Postauto springt, sei «problematisch in einer Zeit, wo pandemiebedingt die Suizidversuche von jungen Menschen erheblich zugenommen hat.»

Aber auch auf nicht betroffene Zuschauer können sich die Bilder negativ auswirken. «Solche Darstellungen können auch seelisch gesunde Zuschauer traumatisieren», so Weisshaupt.

Sein Rat an Filmemacher: «Wenn ein Krimiautor eine Figur Suizid begehen lässt, sollte er auf die filmische Darstellung verzichten.»

* Medienberichterstattung kann zur Enttabuisierung des Themas Suizid beitragen, aber aus Unachtsamkeit weitere Suizide hervorrufen. Nau.ch hat diesen Text darum vor Publikation von Experten als unproblematisch beurteilen lassen.

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Brauchen Sie Hilfe?

Sind Sie selbst depressiv oder haben Sie Suizidgedanken? Dann kontaktieren Sie bitte umgehend die Dargebotene Hand (www.143.ch).

Unter der kostenlosen Hotline 143 erhalten Sie anonym und rund um die Uhr Hilfe. Die Berater können Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen. Auch eine Kontaktaufnahme über einen Einzelchat oder anonyme Beratung via E-Mail ist möglich.

Hilfe für Suizidbetroffene: www.trauernetz.ch

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