Tatort: Erika Mustermann – Zwischen Identität und Abschied
Der Tatort «Erika Mustermann» spielt in der Bundesdruckerei. Die Hauptdarsteller Corinna Harfouch und Mark Waschke überzeugen, aber die Handlung ist zu komplex.

Schon beim Eingang zur Bundesdruckerei scheint das Unheimliche zu beginnen. Die Ermittler Bonard (Corinna Harfouch) und Karow (Mark Waschke) tauchen in einen Berliner Kosmos ein: aus Schmuggel, Identitätsbetrug und verzweifelten Schicksalen, berichtet die «Schweizer Illustrierte».
Die Kulisse bleibt dabei kühl und realitätsnah, geprägt von den eigenwilligen Räumen eines der sichersten Gebäude Deutschlands. Dabei stellen Experten fest, dass das ungewöhnliche Setting für zusätzliche Spannung sorgt.
Aber es werden nicht alle dramaturgischen Möglichkeiten ausgeschöpft.
Tatort: Erika Mustermann – Fokus auf soziale Ausgrenzung
Bereits zu Beginn steht ein Mord an einem jungen Fahrradkurier im Zentrum. Zunächst sieht alles nach einem Unfall aus, doch das Verschwinden des Lieferbeutels lässt rasch Zweifel aufkommen.
Die Kommissare verfolgen die Lieferkette, die direkt in das Herz der Bundesdruckerei führt, wie «t-online» beschreibt. Besonders das Handlungsgeflecht um venezolanische Migranten und ihre Identitätsprobleme verleiht dem Krimi eine aktuelle gesellschaftliche Note.
Fachleute heben hervor, dass diese Perspektive zum Nachdenken über Migration und soziale Ausgrenzung anregt.
Hauptdarsteller überzeugen
Mit der vierten Folge gemeinsam zeigt sich das Ermittlerduo erneut in stimmiger Harmonie. Harfouch bringt laut Kritikern viel Ruhe und souveräne Erfahrung in die Rolle.
Waschke verkörpert mit seinem Instinkt den Eigenwilligen. Dies hält die «Schweizer Illustrierte» für einen der grössten Pluspunkte des Films.
Trotz mancher Schwäche bleibt die Figurenzeichnung glaubhaft, der Ton angemessen geerdet und das Zusammenspiel angenehm zurückgenommen.
Starke Darsteller im Zentrum
Liebhaber werden dennoch bemerken, dass der neue Tatort die Wucht früherer Berliner Folgen nicht ganz erreicht. Laut «Prisma» lässt der Plot gegen Ende etwas nach.

Zu viele Nebenthemen rund um Datenklau, Lieferdienste und Behördenskandale werden angerissen, ohne sie wirklich zu vertiefen. Das Drehbuch greift gesellschaftliche Missstände auf, belässt es jedoch bei Schlaglichtern und schliesst keine Themen konsistent ab.
Zuschauer bleibt bis zum Schluss misstrauisch
Während die Ermittlungen immer mehr an Fahrt aufnehmen, bleibt der Zuschauer bis zuletzt unsicher, wem zu trauen ist. Die «Zeit» hebt die emotionale Zuspitzung kurz vor dem Finale hervor: besonders im Showdown, der zugleich Melancholie und Entschlossenheit transportiert.
Die Regie setzt hier auf starke Kontraste. Sie bleibt aber laut Experten bei der Ermittlungsperspektive, statt den Coup als klassisches Heist-Drama zu inszenieren.
Vielschichtige Themen, aber kein Meisterwerk
Fachleute konstatieren, dass das grosse Finale rund um gefälschte Ausweise, Ausgrenzung und Identitätskrise viele Fragen offenlässt. Trotz kleinerer Drehbuchschwächen zählt der «Tatort: Erika Mustermann» zu den handwerklich soliden Folgen, deren Hauptkraft eindeutig bei den Darstellern liegt.
Besonders an Corinna Harfouchs bevorstehenden Abschied erinnert der Film: eine Zäsur für Tatort Berlin, wie sie die «Schweizer Illustrierte» schon jetzt vorauswirft.













