Grenzgängerin Sylvie Courvoisier erhält den Grand Prix Musik 2025

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Lausanne,

Die Pianistin Sylvie Courvoisier gewinnt den Schweizer Grand Prix Musik 2025. Sie ist eine der bedeutendsten Komponistinnen der zeitgenössischen Jazzszene.

Sylvie Courvoisier
Sylvie Courvoisier sei eine der bedeutendsten Pianistinnen und Komponistinnen der zeitgenössischen Jazzszene. (Archivbild) - schweizermusikpreis

Mit der mit 100'000 Franken dotierten Auszeichnung ehrt der Bund die Karriere der Komponistin und Improvisationsmusikerin Sylvie Courvoisier, die die Grenzen von Jazz und Klassik verwischt.

Die Waadtländerin sei eine der bedeutendsten Pianistinnen und Komponistinnen der zeitgenössischen Jazzszene, schreibt das Bundesamt für Kultur (BAK) in seiner Mitteilung vom Donnerstag. Die in Lausanne geborene Künstlerin mit Jahrgang 1968 fand im Alter von 30 Jahren in New York ihre Wahlheimat.

Ihre Biografie prägt ihr musikalisches Universum. In diesem gibt es sowohl für die detailreiche Kammermusik Europas als auch für den verspielten, avantgardistischen Jazz des Big Apples Platz. «Courvoisier hat eine hybride Welt aus Jazz, zeitgenössischer Musik und Improvisation geschaffen», heisst es in der Mitteilung des BAK.

Ihre Spielweise sei inspiriert von jener der US-amerikanischen Jazzpianisten Thelonious Monk (1917-1982) und Cecil Taylor (1929-2018). Aber auch von den Komponisten Olivier Messiaen (1908-1992) und Gyrögi Ligeti (1923-2006) holt die Preisträgerin ihre Inspiration, beides prägende Figuren der Neuen Musik, wenn auch auf unterschiedliche Weise.

Sylvie Courvoisier hat erst kürzlich ihr Septett Chimaera gegründet. Im Herbst erscheint das gemeinsame Album «Angels Fall» von Courvoisier und Wadada Leo Smith.

Mit dem US-amerikanischen Trompeter und Komponisten verbindet sie eine langjährige Zusammenarbeit, im Herbst gehen sie auf gemeinsame Europatour. Die Musikerin, die regelmässig mit Grössen wie Mark Feldman oder John Zorn arbeitet, ist auch eine Grenzgängerin, was ihre Livekonzerte angeht. So sitzt ihr Publikum mal im edlen Konzertsaal, mal im Club.

Schweizer Musikpreis für Stereo Luchs

Neben dem Schweizer Grand Prix Musik vergibt das BAK auch die Schweizer Musikpreise. Sie sind mit jeweils 40'000 Franken dotiert und würdigen «herausragende Werke und Einzelleistungen». Zu den von der Fachjury A userkorenen gehört etwa Stereo Luchs.

Der Künstler aus Zürich und Schaffhausen, der bürgerlich Silvio Brunner heisst, hat sich längst in der Deutschschweizer Musikszene etabliert. Mit Texten auf Zürichdeutsch, urbanem Dancehall und Rap über sphärischen Soundteppichen war er auch bereits in den Schweizer Charts zu hören.

Experimenteller unterwegs ist die Musikerin, Komponistin und bildende Künstlerin Charlotte Hug Raschèr, ebenso Gewinnerin des Schweizer Musikpreises 2025. Die Zürcherin verwebt in ihren ortsspezifischen Auftritten musikalische mit visuellen Disziplinen und interessiert sich für das, was zwischen Klang und bildender Kunst geschieht.

Weiter haben die sieben Mitglieder der Eidgenössischen Jury die Westschweizer Harfenistin und Jazzmusikerin Julie Campiche, den Berner Cellisten und Komponisten Thomas Demenga, den in Berlin lebenden Dirigenten Titus Engel sowie den in Basel ansässigen Komponisten und Videokünstler Jannick Giger für den Schweizer Musikpreis bestimmt.

Die beiden Tessiner Gruppen Vox Blenii und Vent Negru teilen sich den Preis. Die Volksmusikensembles hätten «massgeblich zur Bewahrung und Pflege des Tessiner Musikerbes beigetragen», wie das BAK schreibt.

Spezialpreis für Norient

Mit dem Spezialpreis würdigt das BAK Projekte sowie Akteurinnen und Akteure, die einen besonderen Beitrag an die Schweizer Musikszene leisten. Neben dem Ensemble Insub Meta Orchestra aus Genf und dem Festival Facciamo la Corte! Im Tessiner Dorf Muzzano erhält das Berner Projekt Norient den Spezialpreis Musik 2025.

Norient begann als Online-Magazin zu Musik und Popkultur, dessen Texte sowohl journalistisch als auch wissenschaftlich daherkommen. Mit der Zeit hat es sich zu einer Plattform für die weltweite Musikkultur entwickelt, die koloniale Machtstrukturen in der Musik hinterfragt.

Als Netzwerk hat sich Norient nach eigenen Angaben zum Ziel gemacht, kulturelle Vielfalt zu fördern, Horizonte zu erweitern und den Dialog zwischen Menschen, Kontinenten und Disziplinen zu eröffnen.

Aktuelle Musikströmungen dokumentiert und reflektiert die Plattform auch mit dem audio-visuellen Norient-Festival. So fragte etwa die letzte Festivalausgabe danach, wie Musik der Zerstörung des Planeten entgegentreten könne oder welche Beats die gegenwärtige Latin-Avantgarde auszeichnen. Das nächste Festival findet im Januar 2026 statt.

Initiator des Projekts ist der Anthropologe, Kulturschaffende und Journalist Thomas Burkhalter. Burkhalter sass von 2014 bis 2017 selber in der Eidgenössischen Jury für Musik.

Die Verleihung der Schweizer Musikpreise findet am 11. September im Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL) statt.

Kommentare

User #534 (nicht angemeldet)

Echt jetzt, hat diesen Namen schon jemand je gelesen? Ich nur auf einer Likör Flasche!

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