Mehr Jugendkriminalität und mehr häusliche Gewalt im Kanton Zürich
Die Corona-Pandemie hat auch Auswirkungen auf die Kriminalität. So verzeichnete die Kantonspolizei Zürich im vergangenen Jahr mehr Einsätze wegen häuslicher Gewalt und Familienstreitigkeiten, sowie einen Anstieg der Jugendkriminalität. Auch Raub- und Betrugsdelikte nahmen zu. Andererseits gab es deutlich weniger Diebstähle.

Die Corona-Pandemie hat auch Auswirkungen auf die Kriminalität. So verzeichnete die Kantonspolizei Zürich im vergangenen Jahr mehr Einsätze wegen häuslicher Gewalt und Familienstreitigkeiten, sowie einen Anstieg der Jugendkriminalität. Auch Raub- und Betrugsdelikte nahmen zu. Andererseits gab es deutlich weniger Diebstähle.
Es sei tatsächlich ein untypisches Jahr, sagte Christiane Lentjes Meili, Chefin Kriminalpolizei am Montag bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2020. Die Zahl der Straftaten blieb praktisch unverändert und mit 93'180 im siebten Jahr in Folge unter 100'000. Doch in verschiedenen Bereichen gab es starke Abweichungen.
So sank die Gesamtzahl der Diebstähle um 13 Prozent. Zu einem markanten Rückgang um 36,8 Prozent kam es etwa bei den Taschen- und Trickdiebstählen. Social Distancing, die geringere Mobilität und der Ausfall von Grossveranstaltungen hielten auch Diebe fern.
Demgegenüber nahmen Raubstraftaten um 16 Prozent zu. Ins Auge fällt hier auch der markante Anstieg an jugendlichen Beschuldigten (+74 Prozent). Dies dürfte unter anderem eine Auswirkung der Corona-Pandemie sein. «Die Jugendlichen langweilen sich und kommen auf dumme Gedanken,» sagte Sicherheitsdirektor Mario Fehr (SP).
Die Jugendlichen agieren oft in Gruppen, wie Lentjes Meili sagte. Ausserdem gab es deutliche regionale Verschiebungen. So nahmen die Straftaten in den Wohnbezirken zu, weil die Pandemie das Ausgeh- und Freizeitverhalten veränderte. Auch eine Zunahme junger Intensivtäter sei zu beobachten.
Die Kantonspolizei reagiert auf die Entwicklung und will im laufenden Jahr einen Schwerpunkt auf die Jugendkriminalität setzen. Fehr sieht auch die Politik in der Pflicht. Jugendliche bräuchten eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung.
Weil die Menschen mehr zuhause waren, führte dies zu einem Anstieg von häuslicher Gewalt und Familienstreitigkeiten. Die Polizei musste daher im vergangenen Jahr im Durchschnitt kapp 18 Mal pro Tag ausrücken (Vorjahr: 15 Mal). Es wurden 13 Prozent mehr Massnahmen ausgesprochen, die sich auf das Gewaltschutzgesetz stützen.
Häusliche Gewalt sei ein gravierendes gesellschaftliches Problem, sagte Fehr. Die Polizeiarbeit dürfe hier nicht isoliert gesehen werden, auch die Politik müsse reagieren. So hätten Beratungsstellen und Frauenhäuser mehr Geld erhalten. Im Gewaltschutz werden mehr Polizistinnen und Polizisten eingesetzt.
Die Zahl der Straftaten gegen Leib und Leben stagnierte im vergangenen Jahr hingegen. Mit sechs Personen waren es deutlich weniger Tote (Vorjahr: 16). Alle Opfer gab es jedoch innerhalb von Beziehungen und Familien.
Eine deutliche Zunahme verzeichnet die Polizei zudem bei den Betrugsdelikten, ein Grossteil davon waren Betrüge auf Online-Kleinanzeigenplattformen. Information und Prävention spielten bei Internetkriminalität eine grosse Rolle, sagte Lentjes Meili und verwies auf die Website cybercrimepolice.ch.
Hier werden tagesaktuelle Warnmeldungen publiziert und es können verdächtige Angriffe gemeldet werden.
In der Stadt Zürich registrierte die Stadtpolizei 41'039 Delikte. Das sind 5,3 Prozent weniger als im Vorjahr und der tiefste Stand seit 2009. Aber auch in der Stadt gab es bei den Jugendlichen eine Zunahme um 264 Fälle. Hauptsächlich handelte es sich dabei um Vermögensdelikte. Die Zahl der Einbruchdiebstähle sank mit 2179 auf einen historischen Tiefstand.