Die Schulsozialarbeit in Kriens wird obligatorisch
Wie die Gemeinde Kriens mitteilt, wird nach 20 Jahren Bestehen die Schulsozialarbeit an der Volksschule Kriens ab 1. August 2022 für obligatorisch erklärt.

Probleme angehen, bevor sie eines werden: Diesem Grundsatz folgend, gibt es in der Volksschule Kriens seit inzwischen 20 Jahren die Schulsozialarbeit. Ein Team von spezialisierten Fachpersonen steht Kindern und Jugendlichen bei der Lösungsfindung zur Seite und berät Lehrpersonen, Schulleitungen, aber auch Eltern bei sozialen oder persönlichen Herausforderungen der Schulkinder.
Konflikte zu Hause oder in der Schule, fehlende Lern- und Leistungsmotivation, Schulverweigerung oder Prüfungsängste, Ausgrenzung und Mobbing, verbale und körperliche Gewalt, Suchtfragen oder Migrationsthemen: Es gibt im Schulbetrieb viele mögliche Themenfelder, die Kinder und Jugendliche persönlich herausfordern und letztlich in ihrer Entwicklung behindern können.
Seit 2016 ist im kantonalen Volksschulbildungsgesetz verankert, dass Schulen spezialisierte Anlaufstellen dafür betreiben müssen. Die Schulsozialarbeit (SSA) soll mögliche Probleme bei einzelnen Schulkindern, Gruppen, Schulklassen oder gar ganzen Schulhäusern frühzeitig angehen, um so Langzeitfolgen für die betroffenen Jugendlichen, aber auch für die Gesamtgesellschaft zu verringern oder gar zu vermeiden. Die SSA leistet damit einen bedeutenden Beitrag zur Gestaltung der Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen.
Breites Einsatzgebiet
Die SSA ist ein freiwilliges Beratungsangebot für Schüler, Lehrpersonen und Eltern. Kinder und Jugendliche lernen, persönliche und soziale Themen zu bearbeiten, Lehrpersonen werden unterstützt bei sozialpädagogischen Themen, Eltern erhalten Beratung bei Fragen in Bezug auf ihre Kinder und Entlastung durch Vermittlung von Fachstellen. Das Angebot der SSA ist für alle Anspruchsgruppen ergänzend und hat mitunter für Lehrpersonen und Eltern entlastenden Charakter.
Die Einsatzgebiete sind vielseitig. Die Schulhauskultur soll aufgebaut und verbessert werden (Regeln des Zusammenlebens, Klassenrat, Kommunikationstraining, Prävention und Früherkennung von sozialen Problemen). Die Übergänge sollen gestalten, vermitteln und begleiten (Schuleintritt, Schulaustritt, Berufseinstieg und so weiter).
Die Beratung, Begleitung und Unterstützung formeller und informeller Art soll in Problembereichen angeboten werden. Die Vernetzung mit Personen und Fachstellen soll innerhalb und ausserhalb der Schule stattfinden.
Ab August 2022 obligatorisch
Ab Mitte der neunziger Jahre wurde die Schulsozialarbeit in grösseren Städten wie Zürich, St. Gallen, Bern, Basel oder Luzern eingeführt. Im Kanton Luzern wurde sie zumeist an Schulen der Sekundarstufe I umgesetzt. An der Volksschule Kriens wurde das Potenzial früh erkannt und im Schuljahr 2001/02 im Rahmen des dreijährigen kantonalen Schulprojektes «Soziales Wohlbefinden an Schulen, Gewaltproblematik an Luzerner Schulen» eingerichtet und kurze Zeit später auf die Primarstufe ausgeweitet.
Das war 15 Jahre vor der flächendeckenden Einführung des Angebotes im Kanton Luzern. Mit der Teilrevision des Gesetzes über die Volksschulbildung hat der Kantonsrat unterdessen die Schulsozialarbeit an der Volksschule ab 1. August 2022 für obligatorisch erklärt.
Positives Menschenbild
Das Jubiläum der Schulsozialarbeit Kriens wurde bewusst unter das Motto «Im Grunde gut» gestellt. Es knüpft an die Grundannahme, dass der Mensch von Grund auf gut ist. So wird es möglich, die Welt und den Menschen in ihr komplett neu und grundoptimistisch zu denken.
Diese These des Historikers Rutger Bregman passt zu den Grundsätzen der SSA, die sich auf Freiwilligkeit, Niederschwelligkeit, Neutralität, Verschwiegenheit und den methodischen Ansätzen stützen, welche sich an Beziehungsarbeit, Interaktion des Individuums mit seinem Umfeld und den vorhandenen Stärken orientieren.
Zwei Jubiläumsaktionen
Kurz vor dem Start des Obligatoriums «feiert» die Schulsozialarbeit Kriens ihr 20jähriges Bestehen. Zwei Anlässe werden im Zentrum stehen, der interaktiver Abend «Lösungsfokussierte Kommunikation» und «Pausenplatzaktion».
Der interaktiver Abend «Lösungsfokussierte Kommunikation», der am 1. Juni 2022 um 19 Uhr in Pilatussaal im Stadthaus Kriens stattfindet, richtet sich an Lehrpersonen, Eltern und weitere Interessierte gleichermassen. Diese Veranstaltung nimmt ein Kernthema der Schulsozialarbeit auf. Die Referentin ist die Coach-Trainerin und Organisationsberaterin Simone Gaio.
Mit verschiedenen Auftritten auf Krienser Pausenplätzen macht die Schulsozialarbeit Kriens vom 30. Mai bis 10. Juni 2022 auf sich aufmerksam und gestaltet für die Schulkinder ein besonderes Erlebnis. Ein Spielbus besucht in dieser Zeit alle Krienser Schulhäuser. In einer grossen Pause können die Kinder unter anderem ein Jubiläumsrennen mit Karts absolvieren oder weitere Spiele ausprobieren.