

«Mini-Farming» Kloten: «Ich wollte wieder ein richtiger Bauer sein»

Nach langer Lockdown-Pause ist der Marktstand von «Mini-Farming» wieder auf dem Stadtplatz Kloten anzutreffen. Seit Anfang Jahr gibt es bei Natalie und David Müller am Dienstag- und Freitagvormittag Gemüse frisch vom Hof und je nach Angebot auch Fleisch zu kaufen.
Der Name macht dem Biobetrieb alle Ehre. Auf überschaubaren fünf Hektaren bewirtschaftet das junge Ehepaar Gemüse- und Nutztierfelder im Zürcher Unterland. Eine tiergerechte Haltung ist den Landwirten besonders wichtig.

«Die Grösse und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandeln», hat Mahatma Ghandi gesagt – und stimmt mit der Einstellung von David Müller überein. Aus diesem Grund werden die Tiere nicht mit Kraftfutter, sondern mit Resten aus dem Gemüseanbau oder dem Gras auf den Feldern gefüttert. «So hat es die Natur vorgesehen. Wir haben dadurch auch keine Abfälle, weil das nicht verkaufte Gemüse trotzdem verwertet wird.»
Alte Rassen und Gemüsesorten
Das Ehepaar Müller richtet seinen Fokus auf alte Rassen und Gemüsesorten. Sie unterstützen damit vom Aussterben bedrohte Nutztiere wie beispielsweise das Wollschwein – eine Mischung aus Wild- und Hausschwein. «Wir können die Wollschweine auch im Winter draussen lassen. Sie sind viel robuster.» Von überzüchteten Tierarten hält David Müller nicht viel. «Das Hausschwein hat beispielsweise zwei Rippen mehr als andere Artgenossen, damit es mehr Kotelett gibt.»

Doch nicht nur bei den Tieren, sondern auch beim Gemüse setzt David Müller auf die naturbelassene Variante. «Dass die Tomaten früher besser geschmeckt haben, stimmt meiner Meinung nach wirklich.» Weltweit gebe es zwischen 30'000 und 40'000 verschiedenen Sorten, im hiesigen Detailhandel wird davon aber nur ein ganz kleiner Bruchteil angeboten. «Beim Gemüse merkt man geschmacklich besonders stark, ob es künstlich gezüchtet wurde oder nicht.»

«Mini-Farming» statt Grossbetrieb
Aufgewachsen ist David Müller auf einem grossen Gemüsebaubetrieb. In jungen Jahren wollte er auf keinen Fall Bauer werden, die Grösse des elterlichen Betriebes und auch die Abhängigkeit vom Grosshandel widerstrebten ihm. Trotz ursprünglicher Zweifel hat er sich für eine Lehre als Landwirt entschieden.
Seine heutige Philosophie, wie er den Betrieb führen möchte, hat sich erst mit der Zeit entwickelt. «Ich wollte wieder ein richtiger Bauer sein – nahe an den Produkten, den Tieren und vor allem den Kunden.» Deshalb hat er sich für ein kleines Unternehmen mit Direktvermarktung entschieden.

Den Klotener gefällt's. Obwohl der Marktstand noch nicht lange da ist, wird er rege besucht. «Die meisten Kunden, die bei uns einkaufen, kommen auch wieder», freut sich David Müller.
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