Bisher erhielt die queere Community in Graubünden kaum finanzielle Unterstützung vom Kanton. Nun wird das Thema politisch behandelt.
LGBTQ vatikanstadt
Die queere Community Graubündens fordert bessere finanzielle Unterstützung durch den Kanton. - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Das LGBT+-Zentrum in Graubünden kämpft um finanzielle Unterstützung vom Kanton.
  • Die Stadt Chur bietet einen Förderbetrag von 10'000 Franken, der Kanton nur 3000 Franken.
  • Nun wird die Thematik auch politisch behandelt.
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Queere Menschen waren lange kaum sichtbar in Graubünden. In den letzten drei Jahren hat sich jedoch so einiges getan: Seit Anfang 2020 bietet der Verein Sozialwerk LGBT+ Beratungen und Treffpunkte für queere Menschen, insbesondere Jugendliche, an.

Auch die Khur Pride demonstriert seit 2021 öffentlich für die Anliegen und Forderungen von queeren Menschen. Finanziell stehen jedoch beide Organisationen vor grossen Problemen.

Nun reicht ihnen die Stadt Chur endlich die Hand – ein grosser Erfolg. «Die Stadt Chur hat uns nach drei Jahren die Hand gereicht und uns auf das kommende Jahr eine Leistungsvereinbarung in Aussicht gestellt.» Dies berichtet Björn Niggemann, Vorstandsmitglied des Vereins Sozialwerk LGBT+. Sie sollen einen Förderbetrag von 10'000 Franken erhalten.

LGBTQI+ Pride. (Symbolbild)
LGBTQI+ Pride. (Symbolbild) - Nau.ch / Simone Imhof

Schwerer tut sich jedoch der Kanton. Dieser ist nach wie vor nur bereit einen Beitrag von 3000 Franken zu leisten. «Aber damit kommen wir hinten und vorne nicht zurecht», so Niggemann laut «Südostschweiz». So würden sich allein die Lohnkosten der Mitarbeitenden, Miete und Nebenkosten auf rund 120 000 Franken im Jahr belaufen.

Vereine stellen wichtigen Rückzugsort dar

Niggemann kann seine Forderungen klar begründen. «Ich vertrete die Rechte und Interessen von mindestens 100 queeren Menschen.» Für diese sei der Treffpunkt eine Familie und zudem ein wichtiger Rückzugsort.

Der Treffpunkt helfe vielen Jugendlichen beim Umgang mit ihren Suizidgedanken. Aus diesem Grund müssen diese Anlaufstellen auf jeden Fall bestehen bleiben. Dies sei jedoch nur mit genügend finanzieller Unterstützung möglich. Gefordert wird ein substanzieller Grundfinanzierungsbeitrag von der öffentlichen Hand.

Gesetzliche Grundlage fehlt

Jedoch fehle in Graubünden laut Niggemann die gesetzliche Grundlage, um ein solches Angebot mit kantonalen Geldern zu finanzieren. Der Kanton argumentiert jedoch damit, dass eine solche Finanzierung Aufgabe der Stadt wäre. Es kommen aber lediglich 20 bis 25 Prozent der beratenen Person aus der Stadt Chur selbst.

Sind Sie schon mal Opfer von Diskriminierung geworden?

Laut SP-Grossrätin Xenia Bischof sei der Alltag queerer jugendlicher Menschen immer noch geprägt von Gewalt, Erniedrigung, Diskriminierung und Depressionen. Auch sie findet, ein Vernetzungsangebot sei notwendig. Sie fragt: «Wie will der Kanton die hohe Schwelle, sich professionelle Hilfe zu holen, abbauen, wenn nicht über ein niederschwelliges Angebot, wie es einzig der queere Jugendtreffpunkt in Chur bietet?»

Bischof steht weiterhin mit dem Sozialwerk-Vorstand und anderen Ratsmitgliedern im Austausch, um die Rechte der queeren Community zu fördern.

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