Kanton Graubünden als Arbeitgeber für Mütter unattraktiv

Keystone-SDA Regional
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Chur,

Der Kanton Graubünden ist als Arbeitgeber für Frauen mit Kindern nicht allzu attraktiv. Der Frauenanteil in der kantonalen Verwaltung liegt weit unter dem Schweizer Durchschnitt. Das ist das Resultat einer internen Erhebung, welche die Stabsstelle für Chancengleichheit von Mann und Frau veranlasst hatte.

Die Bündner Verwaltung ist für Mütter wesentlich unattraktiver als für Väter, teilte die Stabsstelle für Chancengleichheit anlässlich der Präsentation der Gleichstellungs-Analyse am Mittwoch mit. Dies zeige sich zum Beispiel an der Geschlechterverteilung in den verschiedenen Altersklassen.

Bis zum Alter von 30 Jahren, wenn viele Angestellte noch keine Kinder haben, liegt der Frauenanteil weit über 50 Prozent. Doch schon ab der Alterskategorie der 31- bis 35-Jährigen, wenn Nachwuchs zumindest Thema wird, sinkt der Frauenanteil deutlich unter 50 Prozent.

Als Folge liegt der Anteil der Frauen in der Bündner Verwaltung über alle Altersklassen gesehen bei mageren 36 Prozent. Die Kantonsverwaltung ist damit laut der Stabsstelle «deutlich von einer paritätischen Geschlechtervertretung im Personal entfernt», wie sie im öffentlichen Sektor in der Schweiz ansonsten weitgehend gegeben ist. Bei Bund, Kantonen und Gemeinden arbeiten insgesamt fast gleich viele Frauen (49 Prozent) wie Männer.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Teilzeitarbeit: Der Anteil der Teilzeitarbeitenden, ein wichtiger Indikator für eine gute Vereinbarkeit von Arbeit und Familie, liegt mit 28 Prozent deutlich unter dem Schweizer Durchschnitt von 42 Prozent.

Die Vereinbarkeits-Analyse identifizierte mehrere Schwachpunkte bei den Arbeitsbedingungen in der Bündner Verwaltung. So können Angestellte bei Elternschaft oder der Betreuung von Angehörigen den Beschäftigungsgrad nicht temporär anpassen.

Teilzeitarbeit ist aus betrieblichen oder kulturellen Gründen wenig verbreitet. Ortsunabhängiges Arbeiten, etwa im Homeoffice, ist selten möglich - offenbar aus betrieblichen Gründen.

Doch es gibt auch Faktoren beim Kanton, die der Vereinbarkeit von Beruf und Familie dienlich sind. Gelobt wird die gute Einflussnahme auf die Einsatz- und Ferienplanung sowie die Möglichkeit, Aus- und Weiterbildungen zu besuchen.

Einige Stärken werden im finanziellen Bereich ausgemacht: Ein objektives Lohnsystem, gute soziale Absicherung, finanzielle Sonderzulagen für Mitarbeitende mit Betreuungsaufgaben und die Übernahme von Weiterbildungskosten.

Das Potential für eine Verbesserung der Vereinbarkeit für Kantonsangestellte ist laut der Erhebung gegeben. Die Unternehmenskultur sei von Offenheit und Unterstützung geprägt. Die allermeisten Vorgesetzten würden auf die Lebenssituation der Mitarbeitenden Rücksicht nehmen. Die Elternschaft und die Betreuung von Angehörigen würden im Arbeitsalltag einfach zu wenig thematisiert.

Die Erhebung wurde im Rahmen des Aktionsplans «Gleichstellung in der Verwaltung - egual21» erstellt. Die Stabsstelle für Chancengleichheit beauftragte damit ein Beratungsbüro, das auf Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben spezialisiert ist. Es wurden 1750 Angestellte befragt, 17 Dienststellen interviewt und Workshops mit Kaderleuten durchgeführt.

In der nächsten Phase des Projekts egual21 werden Ziele und Massnahmen erarbeitet zur Verbesserung der Vereinbarkeit und der Chancengleichheit.

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