Wie die Stadt Chur angibt, wird im Zuge des Jubiläums «500 Jahre Freistaat Graubünden» die Rolle der Stadt Chur bei der Geburtsstunde des Kantons reflektiert.
Blick auf die Stadt Chur. - Kanton Graubünden
Blick auf die Stadt Chur. - Kanton Graubünden - Nau.ch / Simone Imhof
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Der Gemeinderatssaal ist Zeuge dieser Geschichte. Als Zentrum des politischen Geschehens für Chur bis heute, aber einst auch für ganz Graubünden.

Die Decke des Ratssaales im Rathaus ist der letzte Zeuge aus 1494, dem wahrscheinlichen Baujahr des Saales, welcher heute unter anderem dem Churer Gemeinderat zur Tagung dient.

Der Saal fiel – mitsamt dem ursprünglichen Rathaus, welches aus der Bauzeit nach 1413 stammt – dem grossen Churer Brand von 1464 zum Opfer.

Das Rathaus wurde unmittelbar danach wiederaufgebaut, doch es sollte 30 Jahre dauern, bis der neue Ratssaal den Obrigkeiten in ganzer Pracht zur Verfügung stand.

Aufschwung und Freiheit

Es herrschte Aufschwung in dieser Zeit. Der Kaiser hatte der Stadt erlaubt, sich für teures Geld von der vom Bischof verpfändeten Reichsvogtei loszukaufen.

Mit dieser neu gewonnenen Freiheit liess die Stadt es sich nicht nehmen, für die Ratssitzungen und für feierliche Empfänge einen würdigen Raum zu errichten.

Umbau des Ratssaals im 19. Jahrhundert

Der Ratssaal wäre jedoch fast in Vergessenheit geraten.

Aus Platzgründen beschloss ein Ratskollegium in den 1860er- oder 1870er-Jahren, den Ratssaal zu dringend benötigten Büroräumlichkeiten umzubauen und aufgrund einer räumlichen Aufteilung musste er gar seine spätgotische Gestalt dafür hergeben.

Glücklicherweise entschied man sich, sich bei der Renovation im 1943 die Ursprünglichkeit des Saales und seine ehrenvolle Funktion wiederherzustellen.

Der heutige Gemeinderatssaal wurde 1943 – anlässlich seiner Wiederherstellung – feierlich eingeweiht und diente ab dann wieder Repräsentationszwecken, wie schon zu früheren Zeiten.

Historische Bedeutung des Ratssaals

Unter dem Vorsitz des Bürgermeisters, der gleichzeitig auch Bundespräsident war, fanden vor der Kantonsgründung die jährlichen Sitzungen des Gotteshausbundes und – wenn die Stadt Chur an der Reihe war – der Bundstag der Drei Bünde statt.

Die «Grosse Stube» diente aber auch für Empfänge von ausländischen Gesandtschaften und gerichtliche Sitzungen bei städtischen Auseinandersetzungen aller Art.

Wie wohl auch im 1620, als ein Abgesandter eines eidgenössischen Schiedsgerichts versuchte, eine Streitigkeit der Drei Bünde zu schlichten und schriftlich festhielt: Den Bündnern sei nicht zu helfen, das seien «seltsam wunderbare Köpfe», man wisse bei ihnen nicht, wer Freund oder Feind sei.

Es darf also angenommen werden, dass der Ratssaal schon damals Schauplatz von so manchem politischen Hahnenkampf war.

Letzte Sitzung des Grossen Rates im Gemeinderatssaal

Am 20. April 1803 wurde die Geburtsstunde des heutigen Kantons Graubünden mit der Eröffnungssitzung des ersten Grossen Rates im Ratssaal besiegelt.

Sicher weniger feierlich ging es im Saal am 4. Januar 1814 zu.

An diesem Tag wurde er Zeuge eines Aufstandes einiger hundert Bauern aus den Fünf-Dörfern Ems, Obervaz und Disentis, welche während einer Tagung des bündnerischen Parlaments im Korridor vor dem Saal unter Geschrei und Drohungen erfolglos die Trennung Graubündens von der Eidgenossenschaft verlangten.

1814 fand schliesslich die letzte Sitzung des Grossen Rates im Gemeinderatssaal statt.

Feier anlässlich der «500 Jahre Freistaat Drei Bünde»

Heute tagt der Gemeinderat von Chur monatlich im Saal und neben der Nutzung als Sitzungszimmer werden seit Februar dieses Jahrs darin auch zivilstandesamtliche Trauungen durchgeführt.

Anlässlich der «500 Jahre Freistaat Drei Bünde» findet am 7. September 2024 eine Feier in Chur statt.

In diesem Rahmen können das Rathaus und der Gemeinderatssaal besichtigt werden.

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