Der bernische Grosse Rat erwartet von der Regierung, dass sie entschiedener gegen Lohnexzesse bei staatsnahen Betrieben vorgeht. Das wurde in einer Debatte am Dienstagabend deutlich.
BKW Vergütung Löhne
BKW-Chefin Suzanne Thoma erhielt für das Geschäftsjahr 2018 als Vergütung 2 Millionen Franken. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/PETER SCHNEIDER

Das Kantonsparlament befasste sich mit einem Bericht, der den Regierungsrat vor kurzem vorgelegt hatte. Er dreht sich allgemein um die Vergütungen in Unternehmen mit kantonalen Beteiligungen.

Losgetreten wurde die Debatte 2019, als die 2-Mio.-Vergütung für die BKW-Chefin Suzanne Thoma fürs Jahr 2018 bekanntgeworden war. Weil die BKW gerade am Dienstag über die Höhe von Thomas Vergütung im Jahr 2020 informiert hatte, stand in der jüngsten Debatte wieder der Energie- und Dienstleistungskonzern im Zentrum.

Thoma verdiente im vergangenen Jahr rund 1,9 Millionen Franken. Ein solcher Lohn werde in weiten Teilen der Bevölkerung als exzessiv empfunden, sagte etwa Tom Gerber namens der EVP-Fraktion. Die BKW-Chefin verdiene siebenmal mehr als ein Regierungsrat, fügte Hasim Sancar für die Grünen an.

Peter Siegenthaler warf als SP-Sprecher die Frage auf, ob jemand mit einem 2-Mio.-Gehalt wirklich viermal mehr Verantwortung übernehme als ein Firmenchef, der eine halbe Million verdiene. Eine Neid-Debatte sei fehl am Platz, doch müsse es Grenzen geben. Gerade in Corona-Zeiten seien derart hohe Löhne nur schwer verständlich.

Dass der Regierungsrat die staatsnahen Betriebe zur Zurückhaltung bei den Cheflöhnen auffordere, reiche nicht aus, betonten Sprecherinnen und Sprecher aller Fraktionen. «Unsere Verantwortung ist es, bewusst hinzuschauen», sagte EDU-Sprecherin Katharina Baumann-Berger.

So stellte das Parlament mit 137 zu 9 Stimmen die Forderung auf, dass sich die Vergütungen für die Top-Kader am Durchschnitt in der jeweiligen Branche orientieren sollen. Der Regierungsrat soll zudem prüfen, ob eine Deckelung der Löhne analog zum Modell auf Bundesebene auch für den Kanton Bern sinnvoll wäre.

Weiter will der Rat beim Thema «Nebenbeschäftigungen von Geschäftsleitungsmitgliedern» genauer hinsehen. Der Regierungsrat soll sich dafür einsetzen, dass die Verwaltungsräte entsprechende Regelungen festlegen und jährlich Rechenschaft ablegen.

Man müsse sich stets fragen, welche Nebenbeschäftigung der Firma was bringe, sagte Peter Dütschler als FDP-Sprecher. Auch sei zu prüfen, wohin die Entschädigungen zum Beispiel für ein Verwaltungsratsmandat flössen und wie viele Mandate welches Kader eines staatsnahen Betriebes innehabe.

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