Leuppi (Grüne BE): «Aktuelle Teuerung bereitet mir Sorgen»

Thierry Ehrsam
Thierry Ehrsam

Bern,

Christoph Leuppi (Grüne Bern) kandidiert für den Nationalrat. Um die Demokratie zu stärken, will er insbesondere junge Menschen für die Politik begeistern.

Christoph Leuppi Grüne
Christoph Leuppi, Nationalratskandidat der Grünen Bern. - Manu Friederich

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Grünen Bern schicken Christoph Leuppi ins Rennen um einen Nationalratssitz.
  • Er ist überzeugt davon, dass es mehr junge Leute in Bundesbern braucht.
  • Einsetzen will er sich für mehr Klimaschutz und eine gerechtere Gesellschaft.

Christoph Leuppi (31) will es für die Grünen Bern in den Nationalrat schaffen. Er ist im Vorstand der Grünen Freien Liste Bern tätig und sagt, dass es mehr junge Menschen im Nationalrat braucht. Im Nau.ch-Interview spricht er über seine Kandidatur.

Nau.ch: Für welche politischen Themen wollen Sie sich starkmachen?

Christoph Leuppi: Der Klimaschutz ist für mich das dringendste Thema. Wir brauchen konsequente und intelligente Lösungen, um dieser existenziellen Herausforderung zu begegnen. Besonders wichtig ist der beschleunigte Ausbau der erneuerbaren Energien und mehr Tempo beim Ausstieg aus fossilen Energieträgern. Dabei ist die sozial gerechte Gestaltung entscheidend für den Erfolg von Klimaschutzmassnahmen.

Durch meine Herkunft vom Land und meiner aktuellen Wohnsituation in der Stadt sehe ich hier meine Stärke. Wir müssen bei unseren Entscheidungen stets die gesamte Gesellschaft im Blick haben, um sinnvolle Lösungen zu finden. Weiter möchte ich mich für mehr Chancengerechtigkeit und für geregelte Beziehungen mit der EU einsetzen.

smartspider
Der Smartspider von Christoph Leuppi. - Smartvote/Sotomo

Nau.ch: Grundrechte, Rechtsstaat und Demokratie sind Ihnen wichtig. Wie wollen Sie diese Werte schützen und erhalten und wo sehen Sie potenzielle Gefahren für diese?

Leuppi: Die Basis für eine gesunde Demokratie ist aus meiner Sicht zuallererst eine gerechte Gesellschaft, welche für alle Menschen ein würdevolles Leben frei von existenziellen Ängsten und Diskriminierung garantiert. In diesem Sinne bereitet mir die aktuelle Teuerung grosse Sorgen. Denn der Trend der steigenden Armut setzt sich in der Schweiz seit knapp zehn Jahren fort und erreichte 2023 einen neuen Höchststand.

Betrachten wir die tiefe Wahl- und Stimmbeteiligung und das hohe Medianalter der Teilnehmenden, wird klar, dass wir unsere Demokratie weiterentwickeln müssen – vor allem junge Menschen müssen für die Politik motiviert werden. Dazu braucht es verstärkte politische Bildung und Stimmrechtsalter 16. Zudem brauchen wir bessere Möglichkeiten zur politischen und gesellschaftlichen Teilhabe für Menschen ohne Schweizer Pass.

Nau.ch: Wie gross ist Ihr Wahlkampfbudget?

Leuppi: Auf Smartvote habe ich zu Beginn des Wahlkampfs 1500 Franken angegeben. Inzwischen liegen die Ausgaben wohl schon bei rund 2000 Franken. Verglichen mit den bürgerlichen Parteien im Kanton Bern ist dies ein Klacks. Denn ich habe keine Lobby, welche mich sponsert und befinde mich auch nicht in einer Lebensphase, in der ich viel Geld für die Politik ausgeben kann.

Ich bin sehr froh, haben wir nun mehr Transparenz. Die Wählenden können sich so ein besseres Bild über die Geldflüsse machen und mögliche Abhängigkeiten erkennen.

Nau.ch: Was hat Sie dazu bewogen, für den Nationalrat zu kandidieren?

Leuppi: Ich war schon immer ein politischer Mensch. Mein Interesse am politischen Tagesgeschehen, am Austausch von Argumenten und der Identifizierung von möglichen Lösungen prägt mich seit jeher. Die Demokratie in der Schweiz fasziniert mich!

Dazu muss ich immer wieder ungläubig feststellen, dass trotz sehr guter Faktenlage die Klimakrise seit Jahrzehnten nicht konsequent angepackt wird. Nebst der Klimapolitik gibt es noch viele weitere ungelöste Probleme in den Bereichen Europapolitik, Altersvorsorge und Gesundheitskosten, um nur ein paar weitere zu nennen. Ich bin sehr motiviert, zur Lösung dieser Probleme beizutragen und dabei meine junge, progressive Perspektive einzubringen.

Ist das aktuelle Bundesparlament zu alt?

Nau.ch: In der Politik sind Sie noch ein eher unbekanntes Gesicht. Weshalb sind Sie davon überzeugt, sich gegen erfahrenere und bekanntere Politiker und Politikerinnen durchsetzen zu können?

Leuppi: Angesichts des zu hohen Durchschnittsalters im Parlament bin ich davon überzeugt, dass es Kandidaturen von jungen Gesichtern braucht. Wir sollten die Probleme der Zukunft nicht den bald Pensionierten überlassen, sondern uns als jüngere Generation aktiv einbringen. Neben dem Alter irritiert es mich, dass im Parlament viele gutsituierte Ämtli-Jagende sitzen, die sich von Verbänden und Firmen fürstlich bezahlen lassen.

Schlussendlich sollten Abgeordnete die Gesamtheit der Gesellschaft im Blick haben und nicht als Vertretende von Partikularinteressen fungieren. Ob ich mich gegen die erfahreneren und bekannteren Kandidierenden und deren Finanzkraft durchsetzen kann, werden wir sehen.

Zur Person: Christoph Leuppi (31) wohnt in Bern und im Vorstand der Grünen Freien Liste Bern tätig. Er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung «Internationales» beim Bundesamt für Gesundheit. Bei den Nationalratswahlen 2023 tritt er für die Grünen Bern an.

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