Die SP Bern fiebert bei den diesjährigen Nationalratswahlen einem zusätzlichen Männersitz entgegen. Die Grünen hingegen müssen ihre Sitze eher verteidigen.
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Matthias Aebischer war bei den letzten Wahlen im Jahr 2019 der einzige Mann der SP, der in den Nationalrat gewählt wurde. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Nationalratswahlen 2019 waren von einer Frauenwelle geprägt.
  • Die SP Bern könnte bei den diesjährigen Wahlen einen Männersitz zurückholen.
  • Bei den Grünen steht eine Verteidigung der Sitze an.

Die Wahlen 2019 waren von einer Frauenwelle geprägt – der Frauenanteil im Nationalrat erhöhte sich auf 42 Prozent.

Die SP musste bei den Wahlen vor vier Jahren im Nationalrat zwei von sechs Berner-Sitze abrücken. Corrado Pardini und Adrian Wüthrich mussten ihren Posten räumen. Die Grünen des Kantons hingegen erweiterten ihre Sitze von zwei auf vier. Somit hatten beide Parteien vier Sitze und die gleiche Verteilung: drei Frauen und einen Mann.

Doch bei den kommenden Wahlen könnten die Männer der SP Bern wieder Boden gutmachen, wie die «Berner Zeitung» berichtet. Die Partei hofft, ihre Sitze zu verteidigen und einen verlorenen Männersitz zurückzugewinnen.

Laut Anna Tanner, Co-Präsidentin der SP Kanton Bern, wäre somit alles im grünen Bereich. Die Partei strebt «möglichst inklusiv» gestaltete Wahllisten an. Die getrennten Listen der SP Bern seien ein schweizweites Alleinstellungsmerkmal, welche nicht so leicht aufgegeben werden, so Tanner.

Bei den männlichen Kandidaten ist die Motivation gross

Die Aussicht auf einen möglichen Sitzgewinn motiviert die männlichen Kandidaten der SP im Wahlkampf. Unter ihnen sind bekannte Gesichter wie Ueli Schmezer und Adrian Wüthrich. Ebenfalls könnten neue Anwärter wie Stefan Berger, Ueli Egger oder David Stampfli eine Chance haben.

Denn schon bald könnte der Sitz von Matthias Aebischer frei werden. Aufgrund interner Amtszeitbeschränkung kann der Topfavorit höchstens noch für die kommende Legislatur gewählt werden. Auch könnte er in den Bundesrat oder ab Herbst 2024 in den Berner Gemeinderat gewählt werden.

Bei den drei Frauensitzen könnte ebenfalls bald einer frei werden: Flavia Wasserfallen könnte in den Ständerat gewählt werden.

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Für die Grünen steht bei den kommenden Wahlen eher das Verteidigen ihrer Sitze im Fokus. «Unser Ziel ist es, unsere vier Sitze zu halten», sagt Brigitte Hilty Haller, Co-Präsidentin der Grünen Kanton Bern. Die Frage, welcher grüne Sitz am ehesten gefährdet wäre, lässt Hilty offen. Sie betont jedoch, dass auch Männer bei den Grünen gute Chancen auf eine Wahl haben.

Die Auswirkungen der «lila Welle»

Kathrin Bertschy, Berner GLP-Nationalrätin und Co-Präsidentin von Alliance F, sieht in der «lila Welle» von 2019 einen Kulturwandel. Sie hebt hervor, dass durch den höheren Frauenanteil im Nationalrat mehrere gleichstellungspolitische Erfolge erzielt werden konnten.

Trotz des Anstiegs des Frauenanteils auf 42 Prozent im Jahr 2019 betont Bertschy die Notwendigkeit weiterer gleichstellungspolitischer Anstrengungen. Insbesondere im Ständerat seien Frauen immer noch stark unterrepräsentiert.

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Flavia Wasserfallen möchte für die Berner SP in den Ständerat einziehen. - keystone

Bertschy ist der Meinung, dass das Engagement für Gleichstellung in diesem Jahr nicht schwächer ist als 2019. In der Legislaturperiode 2015-2019 wurde die Gleichstellung geringgeschätzt. Hinzu kam, dass fast alle Ständerätinnen nicht mehr kandidierten – die kleine Kammer hätte rein männlich werden können.

Laut Bertschy gab es 2019 bei ihrer GLP einen grossen Gleichstellungsschub in der Listengestaltung. Dieses Jahr sei dies bei der Mitte, einigen Kantonalsektionen der FDP und sogar etwas bei der SVP zu beobachten. Sie glaubt, diese Entwicklung wird sich fortsetzen: Für einen angemessenen Frauenanteil sind vor allem die Bürgerlichen gefordert.

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